Fall

1. Alle Fälle gerathen nicht gleich wol.Henisch, 988.


2. Dat 's 'n beduerlichen Fall, säd' Vatter Gastenkôrn, da harr de Prêsterfrû 'n avsmêten. (Hamburg.) – Hoefer, 391.


3. Der erste Fall, den ein Kind thut, schadet ihm nicht.Struve, II, 40.

Ein Erziehungsaberglaube, der leicht zu Sorglosigkeit führen kann.


4. Der Fall der Grössern soll der Kleinen Warnung sein.


5. Der Fall findet endlich den, den er oft übergangen hat.


6. Der Fall folgt zur andern Thür der Bahre nach.Graf, 50, 174; Grimm, Weisth., II, 681.

Wenn der Besitzer eines nicht völlig freien Guts gestorben war, so musste der Sohn als Anerkennung der Hörigkeit eine Abgabe entrichten, welche der Todesfall genannt wurde; und es musste dies, wenn der Besitz nicht verloren gehen sollte, spätestens bis zum Begräbniss des vorigen Besitzers geschehen. Daher zur [920] einen Thür die Bahre, zur andern die Abgabe, die in einem Hausthier, in Ermangelung dessen in einem andern Gegenstande bestand.


7. Ein Fall macht keine Regel.

Dän.: Et exempel giør ingen regel. (Prov. dan., 147.)


8. Es ist ein grosser Fall, auss einem König ein Bawer werden.Henisch, 991.


9. Es ist kein grösser fall, als wann einer in grosser Herren vngnad fällt.Lehmann, 943, 32.

Dän.: Ingen falder hen saa hart, som den der falder i sin herres unaade. (Prov. dan., 152.)


10. Man nimmt den Fall, indem man die Leiche begräbt. (S. Fall 6.)Graf, 50, 173; Grimm, Weisth., I, 329.


11. Nach dem Falle kommt die Beule.

Holl.: Na den val de buil. (Harrebomée, II, 357.)


12. Spater fall, grosser fall.Henisch, 988.


13. Wie der Fall, so der Knall.

Man handelt den Umständen angemessen.


*14. Dat is en rechten Fall in den Brî. (Holst.) – Schütze, I, 148.

Der Holsteiner sagt: In den Brei fallen, wofür wir im Hochdeutschen sagen: Mit der Thür ins Haus.


*15. Er ist auf alle Fälle gefasst.


*16. Es bleibt nicht beim ersten Fall.

Mhd.: Wizzet daz der êrste val bringet die andern überal. (Wälscher Gast.) (Zingerle, 31.)


[Zusätze und Ergänzungen]

*17. Sie hat gethan einen schweren Fall – in den Kuhstall.

Die Redensart findet sich handschriftlich bei Stein für »Frühmütter«, d.i. eine unehelich Geschwängerte, wofür auch noch die folgenden Redensarten beigefügt sind: Es ist ihr unrecht gegangen. Er hat sie vor der Zeit angezapft. Der schwarze Bock hat sie erschreckt und gestossen. (Monatsblätter, VI, 157.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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