Gang

1. Den letzten Gang müssen wir alle gehen.

Lat.: Calcanda semel via leti. (Horaz.) (Binder II, 395; Philippi, I, 68.)


2. Der1 gang vermag tausent gulden.Franck, II, 33b; Simrock, 2997; Körte, 1741; Eiselein, 204.

1) Dieser, ein solcher Gang. – »Der hochtragend mit auffgerecktem hals hereintrit als wölle ers alls fressen; der meynet, die steyn sollen gegen jm auffstehn oder das pflaster sich bewegen.« (S. Gehen.) In Köthen sagt man von einem, der sich in die Brust wirft: Sein Gang ist tausend Thaler werth.


3. Der Gang zum Galgen setzt allemal müssig vor.

Entspringt aus Müssiggang.


4. Es muss alles seinen Gang haben.

Holl.: Het moet zijnen gang gaan. (Harrebomée, I, 200.)


5. Je schneller Gang, je müder Mann.

Holl.: Hoe voorder gang, hoe vermoeider man. (Harrebomée, I, 200.)

[1324] 6. Jeder Gang ist ihm ein Kreuzgang.Parömiakon, 3014.

Er muss viel leiden.


7. Schon im Gange erkennet man, was im Schilde führt der Mann.

Die Spanier sagen: Am Gange und am Trinken erkennt man die Frau.


8. So gehen die Gänge, sagte der Müller, der einen Gang hatte, das war sein Hausgang, der ihm nicht gehörte.


9. Wie's kommt zu Gange, so kommt's zu Hange.

Wenn eine Sache auch in Bewegung ist, so treten doch auch, wo man es nicht erwartet, Hemmungen ein.

Dän.: Naar det kommer i drav, kommer det i lav. (Prov. dan., 118.)


*10. Er hat einen Gang wie ein Kamel.

Tieck gebrauchte die Redensart im Gespräch mit Rauch in Bezug auf Schiller.


*11. Es ist im Gange wie der Hanne ihre Acten.

Diese Redensart hörte ich im Jahre 1851 in hirschberger Gerichtskreisen. Auf Erkundigung erfuhr ich, dass einmal ein Frauenzimmer, Hanne gerufen, in Untersuchungshaft daselbst gewesen, deren Sache nie zu einem Ende zu kommen schien. Auf die Frage nach dem Stande ihrer Angelegenheit soll ihr stets die Antwort geworden sein: »Die Acten sind im Gange!« Man pflegte nun von Dingen, die nicht zu ihrem Abschluss gelangten, das obige Sprichwort anzuwenden, das allmählich auch in weitern Kreisen bekannt wurde.

Frz.: C'est la toile de Pénélope. (Lendroy, 1599.)


*12. Etwas in Gang bringen.


*13. Krumme Gänge gehen.

Von denen, die mit Ränken umgehen oder unerlaubte Wege einschlagen.


*14. Mit einem Gange macht sie einen Fusssteig.

Spott auf grossfüssige Frauenspersonen.


*15. To Gange krig'n (kam'n).Eichwald, 597.


[Zusätze und Ergänzungen]

16. Am Gang, an der Red' und am Gewand wird der Mensch erkannt.

Lat.: Ex habitu cognoscere. (Faselius, 79.)


17. Es kann ein schöner gang vnd schöne fraw einen auch wol betriegen.Mathesius, Sarepta, XXXVIIb.

18. Mancher Gang, wenig Fang.

Von Vogelstellern.


19. So gehen die Gänge, sagte der Müller, da waren sie eingefroren. (Böhmen.)


*20. Dus heisst: folg mich a Gang. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Von weiten Reisen, grossen Entfernungen, um zu sagen: mach mir das nach.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lohenstein, Daniel Casper von

Cleopatra. Trauerspiel

Cleopatra. Trauerspiel

Nach Caesars Ermordung macht Cleopatra Marcus Antonius zur ihrem Geliebten um ihre Macht im Ptolemäerreichs zu erhalten. Als der jedoch die Seeschlacht bei Actium verliert und die römischen Truppen des Octavius unaufhaltsam vordrängen verleitet sie Antonius zum Selbstmord.

212 Seiten, 10.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon