1. Bei dem Reisen müssen sein: Sorg', Geld, Witz und starke Bein'.
Dän.: Hvo styrke, rigdom og langt levnet haver kiert, han lade reysen staae, og blive der han er. (Prov. dan., 276.)
2. De weit reysst, verendert wol das gstirn, aber nit das hirn. – Franck, II, 184a; Gruter, I, 18.
3. Der reist frey in alle landt, der nichts im beutel, nichts in der handt. – Zinkgref, IV, 391.
4. Jung gereist, früh geweist.
5. Man reist nicht mehr, man kommt an.
Aus Kieferstädtel schrieb man unter dem 23. Juli 1860: »Hinsichtlich unserer unmenschlich schlechten Wege müssen wir im Gegensatze zu diesem in Bezug auf Eisenbahnen erfundenen Sprichworte sagen: Man reist immer, kommt aber nie an.« (Schles. Zeitung, 1860, Nr. 347.)
6. Manche reisen wie dess Müllers karch, der kommet alle nacht wieder vors hauss. – Lehmann, 687, 13.
7. Mancher reist gesund hinaus und kommt krank nach Haus.
Das Reisen ist mit Gefahren verbunden; daher sagt ein anderes deutsches Sprichwort: Der grösste Schritt ist der über die Schwelle. Und ein arabisches lautet: Reisen ist Siegen, indem es die Bedrohungen, denen das Menschenleben namentlich dort in der gluthauchenden Wüste ausgesetzt ist, den Gefahren eines Heerzugs gleichstellt.
8. Mancher reist gesund ins Bad und kommt zurück malad.
9. Mancher reist um das Vergnügen, nachher derb zu lügen.
10. Reisen kostet Geld.
Dän.: Reisen spilder penge og tijd. (Prov. dan., 472.)
11. Reisen kostet Geld, doch siehet man die Welt. – Gaal, 1313; Simrock, 8404; Dove, 679.
»Es gibt«, sagt Lamartine, »keinen vollendeten Mann als den, der viel gereist ist und ein dutzendmal die Form seines Gemüths und seiner Lebensart geändert hat.« (Lamartine's Reisen in den Orient, III, 77.)
Engl.: Travelling is useful, but changeable.
12. Reisen macht nicht gelehrt.
Dän.: Reisen gjør ei lærde. (Prov. dan., 472.)
Schwed.: Wandra gjör ingen lärd. (Grubb, 844.)
13. Reisen schärft den Verstand.
Böhm.: Cizina rozum ostří. (Čelakovsky, 287.)
Poln.: Kto obcych krajów co zwiedzi, domaki w rozum uprzedzi. (Čelakovsky, 287.)
14. Reisen wechselt das Gestirn, aber weder Kopf noch Hirn. – Eiselein, 527; Simrock, 8401.
Die Osmanen scheinen anderer Ansicht zu sein, denn sie behaupten: Nicht langes Leben macht klug, aber langes Reisen. (Schlechta, 209.)
Lat.: Peregrinatio non facit medicum, non oratorem. (Seneca.) (Binder II, 2547.)
15. Reiset eine Katze, so kommt ein Mausfänger wieder. – Körte, 5051.
16. Viel reisen und lange ausbleiben macht nicht immer klug. – Simrock, 8402.
Die Russen behaupten: Reisen macht viel mehr Gecke als Weise. (Altmann VI, 411.)
[1645] 17. Vom Reisen kommt man schlimmer, aber nicht frömmer.
18. Wann du reisest vber feldt, zieh nicht herauss, noch zel dein gelt, dass dir kein vnfall komm daraus vnd dir das gelt ward abgelausst. – Zinkgref, IV, 398; Chaos, 772.
19. Wenn man reiset, dann suit man äuk, dat de Welt keine Bükse (Hose) is. (Sauerland.)
20. Wenn viel Reisen und Langausbleiben weise machte, so sässen Schneegänse auf dem Katheder.
21. Wer barfuss reist, reist unbequem, aber sicher.
22. Wer fern will reisen mit seinem Pferd, der muss es halten werth.
Frz.: Qui veut voyager loin, ménage sa monture. (Bohn I, 54; Cahier, 1862.)
Span.: Por oir misa, y dar cebada, nunca se perdió jornada. (Bohn I, 241.)
23. Wer glücklich reisen will, muss vier Säckel mitnehmen: den ersten gefüllt mit Gesundheit, den zweiten mit Gold, den dritten mit einem guten Gefährten, den vierten mit Geduld. – Sailer, 91.
24. Wer reisen wil, der vergesse des Regenmantels nicht. – Petri, II, 748.
25. Wer reisen will, muss Geld im Beutel haben. – Seybold, 224.
26. Wer reiset, der weiss wol sein aussfart, aber nit seine wiederfart. – Lehmann, 687, 12; Körte, 5062.
Frz.: Aller et revenir fait Dieu. (Masson, 290.)
27. Wer reiset durch viel Leut vnd land, der wird an vilen orten bekand. – Lehmann, 687, 16.
»Wer reiset durch viel Leut' und Land, sieht Unbekanntes, wird bekannt.« (Witzfunken, VIIIb, 210.) In Asien hat man aber das Sprichwort: Nur ein Narr oder ein Europäer kann reisen.
Engl.: He that travels far, knows much. (Bohn II, 137.)
28. Wer reiset, endert dass gestirn, aber nicht dass hirn. – Henisch, 1438, 32; Petri, II, 113; Lehmann, 686, 2; Blum, 497; Chaos, 767; Körte, 5050; Gaal, 1314.
»Wer reiset, verändert das Gestirn und oft wol auch mit ihm das Hirn.« (Witzfunken, VIIIb, 210.)
Dän.: De vidt reisende forandre stjernen og hjernen. (Prov. dan., 472.)
It.: Col far viaggi longhi si muta ben paese, ma non cervello. (Pazzaglia, 406, 1.)
Lat.: Coelum, non animum mutant, qui trans mare currunt. (Gaal, 1314.)
Poln.: Ani w Paryżu z owsianéj kaszy niezrobią ryżu. – Bydło było, bydło będzie. – Lelek poszedł, lelek przyszedł. – Poslesz-li do Pařyża osiełka głupiego, jeśli tu był osłem tam niebędzie kon z niego. (Masson, 13.)
29. Wer reiset nach Italien, lernt in Mailand betrügen, in Bononien lügen, in Venetien heucheln, verliert in Rom den Glauben, in Florenz die Ehr vnd versinkt in Neapel in die Kloake der Unzucht. – Zinkgref, IV, 485.
30. Wer reist, findet viel Herbergen, aber wenig Freunde.
Dän.: De reisende have mange herberger og faa venner. (Prov. dan., 472.)
31. Wer reist im Flug, der wird nicht klug.
Die Finnen: Laufend reist man nicht.
32. Wer reist in fremde Lande, der muss den Beutel offen und das Maul zu haben. – Eiselein, 527; Simrock, 8403.
33. Wer reist, muss den Beutel aufthun und den Mund zuhalten.
Dän.: Hvo som vil reise, skal holde munden til og pungen aaben. (Prov. dan., 472.)
34. Wer reist nach Rom hinaus, sucht einen Schelm und find't ihn draus, und bringt ihn meist auch mit nach Haus.
35. Wer reist, trägt ein Teutsch kleid hinaus vnnd bringt ein Wälsches herauss. – Lehmann, 687, 2.
36. Wer reist und wieder heimkehrt, hat eine gute Reise gethan.
Frz.: Qui va et retourne fait bon voyage. (Kritzinger, 21b.)
37. Wer reyset, dem seyndt die Meylen gemacht, man kan sie nicht länger noch kürtzer machen. – Lehmann, 746, 4.
[1646] 38. Wer viel reist, erfährt viel.
39. Wer viel reist, hat wenig Ruhe und zerreisst viel Schuhe.
Holl.: Wie veel reist, verslijt veel schoenen. (Harrebomée, II, 255b.)
40. Wer will ferrn mit nutzen raisen, der muss haben Falcken Augen, Esels Ohren, Schweinsrüssel, Eselsrucken vnd eins Hirschen fuss. – Lehmann, 688, 18.
*41. Er ist so weit gereist, dass er immer noch gerochen, ob seine Mutter Kuchen buk. (S. ⇒ Gesell 67.) – Eiselein, 527; Simrock, 8407.
Dän.: Han er vel forreist, engang til marked, to gange til smede, tre gange til mølle. – Som har ei været længere, end ved sin gjerde-ende. – Thi hvo der ellers ikke veed vey til bye han følge gjerdet, som man siger Siellandsfaren. (Prov. dan., 182.)
*42. Er ist weit gereist, drei Meilen hinter der Mutter Kachelofen.
Frz.: Il a été nourri dans une bouteille. – Il n'a jamais vu que par le trou d'une bouteille. (Kritzinger, 88a.)
*43. Er reist auf die Gemeinweide.
lst auf dem Wege nach dem Kirchhof.
*44. Er reist auf Schusters Rappen.
Zu Fuss. Denselben Sinn hat auch die jüdisch- deutsche Redensart: Ojle Regel sein. Die drei jüdischen Hauptfeiertage: Ostern, Pfingsten und Laubhütten heissen die drei Wallfahrten (Regulim), und das Wallfahren nach Jerusalem zur Zeit dieser Feiertage hiess »Olje Regel«. Da aber »Regel« auch Fuss bedeutet, so bezeichnet diese Redensart eine Reise per pedes Apostolorum.
*45. Er reist auf seine Güter. – Frischbier2, 3118.
Er muss ins Gefängniss.
*46. Er reist durchs Land wie eine Katze durch den Regen.
*47. Er reist über Konstantinopel nach Königsberg. – Frischbier2, 3119.
Macht einen lächerlichen Umweg.
*48. Er reist wie der Esel in der Mühle.
*49. Er reist wie ein Mühlkarren, der kommt alle Nacht wieder vors Haus. – Simrock, 8408.
*50. Hei reist nau Mockerau.
*51. Lat em reise, ön de wide Welt öss beter as em enge Bûk. (Danzig.) – Frischbier2, 3121.
*52. Reis' möt Gott on bekläter di nich. – Frischbier2, 3122.
*53. Reis' to, Hans Kasper, gröt de Höner, vergitt den Hân nig, auch vergitt din Bündel nig. (Holst.) – Schütze, III, 287.
*54. Reise mit Hiob und schmier' dir's Maul mit Syrop.
*55. Sie reist gern nach Danzig und bleibt in Leipzig über Nacht. – Parömiakon, 221.
Im lasciven Sinne gebrauchen die Russen die von ihrer rohen Naturkraft Zeugniss ablegende Redensart: Täglich dreimal durch die rothe Pforte gehen und des Nachts siebenmal. (Altmann VI, 518.)
56. Wer reist, muss nicht alles beurtheilen, was er siehet, nicht alles glauben, was er höret, nicht alles thun, was er kann, nicht alles sagen, was er weiss, nicht alles anzeigen, was er hat. – Wirth, I, 416.
57. Wer reist, muss sich nach der Tasche strecken.
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