1. Der Marder braucht keine Leiter zum Taubenschlage.
Die Russen: Dem Marder die Leiter an den Taubenschlag setzen. (Altmann VI, 524.)
2. Der Marder brütet keine Eier.
3. Der Marder frisst wol Eier, aber er legt keine. – Altmann VI, 438.
4. Der Marder hält sein Nest rein.
5. Die jungen Marder lernen von den alten Hühner würgen.
6. Ein hungriger Marder findet bald den Taubenschlag.
7. Ein Marder gehört in den rechten Wildbann. – Graf, 131, 392.
Der Wildbann oder das Jagdregal, d.h. die Beschränkung des Jagdrechts auf einzelne Bevorzugte wurde allmählich immer weiter ausgedehnt, sodass zuletzt nur die gemeinschädlichen Thiere wie Füchse, Wölfe, Bären u.s.w. ausserhalb desselben und für jedermann jagdbar blieben. Von diesen bösartigen Raubthieren war aber, wie das obige Sprichwort sagt, der Marder, wahrscheinlich wegen seines kostbaren Pelzes, wieder ausgeschlossen. Kreittmayr (154) bemerkt: »Hätte man an Mäusen, Ratten, Würmern, Schlangen, Schnecken, Heuschrecken, Mücken und Maikäfern so viel Profit und Lustbarkeit, wie an andern wilden Thieren gefunden, so wären sie ebenfalls schon lange mit zum Jagdregal gezogen worden.«
Mhd.: Ain marder gehortt in den rechtenn wyldpan. (Grimm, Weisth., III, 661.)
8. Ein Marder ist für einen ganzen Hühnerstall genug.
9. Hätten Marder vnnd Füchs nicht gute Beltz, niemand würde sie begehren. – Lehmann, 256, 58.
Dän.: Havde sabel og maar ikke saa gode skind, ingen skiøtet om dem. (Prov. dan., 484.)
10. Junge Marder lernen von den alten würgen. –
Die Russen: Was vom Marder kommt, würgt gern. (Reinsberg II, 58.)
11. Mancher ist wie ein Marder, der immer sihet, wie er wieder auss der fallen kommt. – Lehmann, 245, 19.
12. Wenn der Marder das Maul spitzt, will er die Täublein nicht küssen. – Altmann VI, 431.
13. Wenn der Marder die Hühner (Tauben) gewürgt hat, so lässt er nichts zurück als seinen Koth. – Altmann VI, 434.
14. Wenn der Marder gefangen ist, sind die Tauben noch nicht vorm Wiesel sicher.
15. Wer dem marder lat sin nest bei den hünern in dem hus, er leit sich iemer in verlius. – Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602.
16. Wer den Marder aus seinem Loche (seiner Höhle) mit der Hand holen will, der wird gebissen.
17. Wer des Marders schont, der gefährdet die Hühner (Tauben). – Altmann Vl, 390 u. 400.
Man macht zu spät auf den Marder Jagd, wenn er die Tauben gefressen hat. (Altmann VI, 483.)
18. Wo ein Marder einzieht, hören die Eierkuchen auf.
Wirkung der Tyrannenherrschaft.
[456] *19. Das ist ein harter Marder, die ist nicht umzubringen. (Rottenburg.)
Sie hat eine zähe Gesundheit.
*20. Den Marder in (über) den Taubenschlag setzen.
Man kann die Tauben schon durch Katzen- und Marderkoth aus dem Schlage vertreiben, es bedarf des Marders selbst nicht. (Vgl. Tauben- und Hühnerzeitung, 1861, Nr. 2.) Die Russen lassen ihn zum Vogt des Hühnerhofs machen. (Reinsberg IV, 67; Altmann VI, 523.)
*21. Den Marder jagen, nachdem er die Tauben erwürgt hat.
*22. Einem Marder (Iltis) Talg geben (anvertrauen).
Das, wonach er von Natur grossen Appetit hat. Wer den Ehrgeizigen lobt, dem Säufer berauschende Getränke reicht u.s.w.
*23. Einen Marder für einen Fuchs fangen.
24. Der märdrin rock kleidet manig falsch hertz. – Wachter.
25. Wo der Marder nistet, hält er das Nest rein. – Friedländer Wochenblatt, 1877, Nr. 497.
Buchempfehlung
Die Brüder Atreus und Thyest töten ihren Halbbruder Chrysippos und lassen im Streit um den Thron von Mykene keine Intrige aus. Weißes Trauerspiel aus der griechischen Mythologie ist 1765 neben der Tragödie »Die Befreiung von Theben« das erste deutschsprachige Drama in fünfhebigen Jamben.
74 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro