1. Am Ufer ist die Sicherheit, im Heer der Reichthum.
2. Am Ufer stehen nützt nichts, wenn der Fluss vertrocknet ist.
3. Am unterspülten Ufer ist bös baden.
Böhm.: Koupej se drže se břehu. (Čelakovsky, 249.)
4. Die Ufer halten (hemmen) das Wasser. – Simrock, 10614; Körte, 6117; Graf, 130, 379.
Mit Bezug auf die Verpflichtung, die Deiche in gutem Stand zu erhalten. Bei Tunnicius (1092): De overen holden dat water. (Littus aqua cohibet, ne possintire per arva.)
5. Einem unterspülten Ufer ist nicht zu trauen.
Böhm.: Podemlenému břehu nevčř. (Čelakovsky, 249.)
7. Je weiter die Ufer, je schwerer der Sprung.
8. Man mag am Ufer ersaufen oder im tiefen Meer, es ist beides ersoffen.
9. Nahe am Ufer rudern, ist besser, als weit vom Lande segeln.
Holl.: Bij de wal langs vaart men zekerst. (Bohn I, 301.)
10. Niedrige Ufer sind leicht (bald) überschwemmt.
11. Wer am Ufer steht, braucht nicht nach der See zu fragen.
12. Wer am Ufer steht, hat die grösste Reise zum Wasser gethan.
[1404] 13. Wer am Ufer steht, verdürstet nicht zuerst.
14. Wo die Ufer nahe sind, da ist's leicht überspringen.
*15. Das Ufer ackern. – Sutor, 410.
*16. Dei is unner dem eisten Aüwer nit fangen. - (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 25.
Von einem Schlauen. Das Bild ist entweder vom Fisch- oder Krebsfange entlehnt, oder das Wort: »Aüwer« ist ein Wortspiel mit aüwen = üben, neckend anführen.
*17. Der ist auch nicht am ersten Ufer gefangen.
*18. Er ist wieder auf dem alten Ufer.
*19. Er kann das alte Ufer nicht wieder finden.
*20. Er steht (nicht) auf dem halben Ufer.
*21. Er wird weder Ufer noch Küste erreichen.
*22. Es ist nicht das erste Ufer, unter dem er krebst.
*23. Ich bin am Ufer.
Ich weiss es, die Sache ist mir klar, ich bin zu Hause; auch in dem Sinne: ich bin jetzt an einem sichern Orte.
Böhm.: Už jsem doma. – Už jsem na břehu. – Uš jsem na prostrannĕ. (Čelakovsky, 518.)
*24. Sie stehen auf dem Ufer.
25. Besser am Ufer daher als auf hohem Meer.
Lat.: Quod potes, id tenta; nam littus carpere remis, tutius est multo, quam velum tendere in altum. (Catull.) (Philippi, II, 144.)
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