[315] Obelisken heißen vierseitige, gewöhnlich aus Granit oder Porphyr und aus einem Stück bestehende, 50–180 F. hohe Säulen, welche am untern Ende oft über 12 F. ins Gevierte einnehmen, nach oben zu aber sich verschmälern und in eine vierseitige Spitze ausgehen.
Sie gehören ursprünglich Oberägypten, dem ersten Ansiedelungspunkte jener Gegenden, an und zu den ältesten, wahrscheinlich aus der Zeit vor Moses herrührenden Denkmalen der ägypt. Baukunst, ruhen mit dem Fuße in einer Vertiefung der meist einige Fuß breitern, viereckigen Grundlage und sind bald ganz, bald nur theilweise mit manchmal mehre Zoll tief eingegrabenen [315] und mit Farben ausgefüllten Hieroglyphen bedeckt; es gibt aber auch welche, denen jede solche Verzierung abgeht und die eine völlig glatte Oberfläche haben. Die Obelisken bildeten ursprünglich einen Theil des Schmucks der ägypt. Tempel und waren Denkmale reicher Vermächtnisse und anderer Verdienste um jene geweihten Orte. Nach der Eroberung und Verheerung Ägyptens durch die Perser in der ersten Hälfte des 6. Jahrh. v. Chr. wurden keine mehr errichtet und später die noch vorhandenen zur Verschönerung von Alexandrien, sowie von den röm. Kaisern nach Rom, Konstantinopel und andern Orten fortgeführt und dort aufgestellt, wie es noch jüngst mit dem weiter unten erwähnten in Paris geschah. Die berühmtesten waren zu Heliopolis und Theben und von ersterm Orte, wo jetzt nur einer übrig ist, ließ z.B. der Kaiser Augustus zwei nach Rom bringen, wo der eine auf dem Marsfelde, der andere in der Mitte des Circus Maximus aufgestellt wurde. Letzterer ward bei der Verheerung Roms durch die Barbaren in der ersten Hälfte des 5. Jahrh. mit umgestürzt und blieb, in drei Stücke zerbrochen, unter dem Schutte liegen, bis er auf Papst [316] Sixtus V. Betrieb 1589 vom Baumeister Domenico Fontana wieder ergänzt und bei der Kirche Madonna del Popolo aufgerichtet ward, welcher 1586 schon den seitdem auf der Mitte des Platzes vor der Peterskirche stehenden, mit Kreuz und Fußgestelle 126 F. hohen Obelisken dahin versetzt hatte. Es war dies der einzige von allen Obelisken in Rom, welcher stehen geblieben war und da, wo vordem der Circus des Nero sich befand, neben der Sacristei der Peterskirche emporragte. Das Gewicht des 78 F. hohen Schaftes ward auf 10,000 Centner geschätzt, und da man mit dem Transport einer solchen Masse gar nicht mehr umzugehen wußte, wurden alle Sachverständige zur Mittheilung desfallsiger Entwürfe aufgerufen. Nur die Vorschläge des Dom. Fontana, geb. 1543 zu Mili am Comersee, aber damals schon längere Zeit in Rom, erhielten Beifall, und er führte auch glücklich das schwierige Unternehmen aus. In Gegenwart zahlloser Zuschauer aus Rom und aus allen Gegenden von Italien, welchen vom Papste bei Todesstrafe gänzliches Schweigen auferlegt worden und weshalb auch ein Galgen daneben errichtet war, wurde der Obelisk niedergelegt und später am bestimmten Platze aufgerichtet. Die über Erwartung große Ausdehnung der verwendeten Seine soll dem Baumeister dabei fast in Verlegenheit gebracht, diese aber der Zuruf eines Mannes unter der Menge: »Wasser auf die Seile!« glücklich gehoben haben, indem die benetzten sich dadurch so viel mehr anspannten, als zum Gelingen nöthig war. Das auf der Spitze befindliche Kreuz soll etwas Holz vom Kreuze Christi enthalten, und sonst wenigstens erlangte, wer es im Vorübergehen mit einem Vaterunser und Ave Maria für die Wohlfahrt des päpstlichen Stuhls begrüßte, auf zehn Jahre und zehnmal 40 Tage Ablaß. Derselbe Papst ließ 1587 auch einen der zwei vor dem Grabe des Augustus errichtet gewesenen, aber umgestürzten und zerbrochenen Obelisken ergänzen, und bei der Kirche Sta.-Maria Maggiore, sowie den größten in Rom, der ohne das Fußgestelle 112 F. hoch ist und in drei Stücke zertrümmert im großen Circus lag, bei St.-Johannes von Lateran 1588 wieder aufrichten. Später geschah das mit noch mehren zu Rom, aber auch auf dem großen Marktplatze zu Arles im franz. Departement der Rhonemündung erhebt sich ein 50 F. hoher Obelisk von ägypt. Granit, sowie auf dem Atmeidan zu Konstantinopel einer von 60 F. Höhe, dessen Spitze eine Kugel von Erz trägt. Mit dem unter der Benennung »Nadel der Kleopatra« bekannten Obelisken bei Alexandrien, welcher auf 4000 Centner schwer geschätzt wird, machte der Vicekönig von Ägypten 1820 dem Könige von England ein Geschenk, das aber wegen des schwierigen Transports noch nicht abgeholt worden ist. Dagegen veranstaltete die franz. Regierung die Versetzung eines der zwei bei dem ägypt. Dorfe Luxor unter den Trümmern von Theben erhaltenen Obelisken nach Paris. Sie ließ zu dem Ende in Toulon ein besonderes Schiff bauen, welches mit der gegen 4400 Ctr. betragenden Last so wenig tief wie möglich im Wasser gehen sollte und mit 60 franz. Zimmerleuten, Schmieden und andern unter die Leitung des Marineingenieurs Lebas gestellten Handwerkern, im Aug. 1831 über das mittelländ. Meer und den Nil hinauf in der Nähe von Luxor anlangte. Erst im Aug. 1832 konnte die Rückreise mit dem glücklich am Bord gebrachten Denkmale angetreten werden und erst im Apr. 1833 verließ das »Luxor« genannte Fahrzeug den Hafen von Alexandrien, um von einem andern franz. Schiffe am Schlepptau nach Toulon und von da nach der franz. Nordküste an die Mündung der Seine gebracht zu werden, wo es im Sept. ankam. Auf dem Flusse gelangte der Obelisk nach Paris und wurde dort am 25. Oct. 1836 zwischen dem Tuileriengarten und den elysäischen Feldern auf dem vor der franz. Revolution »Platz Ludwig XV.«, dann »Revolutionsplatz«, endlich »Platz der Eintracht« genannten Raume aufgerichtet, wie die nebenstehende Ansicht vorstellt.