Fetischismus oder Fetismus (v. portugies. Feitiçio = Zauberei) heißt eine der niedrigsten Stufen der Religion , auf der der Mensch einen sinnlichen Gegenstand, dem er Zauberkraft zuschreibt, zu seinem Gott macht, aber fortwirft, wenn er seiner überdrüssig ist. Der glänzende Scherben, der ...
Fiat Justitia et pereat mundus (Geschehe das Recht , mag auch die Welt untergehen, wahrscheinlich ein Ausspruch Kaiser Ferdinands I., 1556-1564) ist ein Satz , den zwar der Richter, aber nicht der Mensch allgemein gegen seinen Nächsten zu befolgen hat. Denn ...
fixe Idee (v. lat. fixus = fest) heißt jede falsche Vorstellung , die keiner Berichtigung zugänglich ist. Sie ist die Folge einer Art von Geisteskrankheit, welche auch Monomanie heißt, und hat das Eigentümliche, daß sich um jene fixe Idee alle anderen Gedanken ...
Folge (lat. consecutio, gr. akolouthêsis ) bedeutet eigentl. dasjenige, was nach einem anderen stattfindet; der Begriff der Folge ist also der eines Zeitverhältnisses. Da aber häufig das einer Erscheinung Vorangehende zugleich die Ursache dafür ist, so hat jenes ursprünglich zeitliche Verhältnis ...
Form (lat. forma, gr. eidos ) oder Gestalt ist das Gegenteil und Korrelat von Stoff und bedeutet im allgemeinen die Gesamtheit der bestimmten Verhältnisse, in welchen ein Objekt erscheint. Am deutlichsten tritt die Form uns in Zahl , Raum und Zeit entgegen ...
formal heißt alles, was sich auf die Form bezieht, ohne den Inhalt des Gegenstandes zu berücksichtigen. So steht die formale Logik der metaphysischen Logik gegenüber, da jene es mit formalen Begriffen und formaler Wahrheit zu tun hat, diese das Wesen ...
Formalismus heißt im Leben ein sich genau, oft peinlich nach bestimmten konventionellen Regeln richtendes Verhalten, welches korrekt, aber für sich allein herz- und gemütlos ist. – In der Wissenschaft ist Formalismus diejenige Richtung, die in der Form das Wesen der Dinge ...
Fortschritt bedeutet seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. die allmähliche Vervollkommnung. Ob die Natur und das Menschengeschlecht bei ihren Veränderungen fortschreiten oder nicht, ist nicht leicht zu entscheiden. Es ist dies ein Hauptproblem der Geschichtsphilosophie. Manche leugnen es ...
Frage . Die Frage ist die Äußerung eines Sprechenden mit der Aufforderung an den Hörenden, Auskunft zu erteilen. Die Auskunft kann entweder das Stattfinden oder Nichtstattfinden eines Vorgangs ( Entscheidungsfragen ) oder einen einzelnen Punkt innerhalb eines Vorgangs betreffen ( Ergänzungs-, Bestimmungsfragen ). Der Fragende ...
Freigebigkeit (lat. liberalitas, mhd. milte) ist die Gesinnung dessen, der reichlich zu geben pflegt. Geschieht dies ohne Verschwendung und Prahlerei, so ist es zu loben. Die Freigebigkeit ist die von den Dichtem am meisten gepriesene Tugend der Fürsten des ...
Freiheit , im weitesten Sinne , ist die einem Wesen gegebene Möglichkeit, so zu handeln, wie es will. In dieser weitesten Fassung schließt die Freiheit auch die Willkür in sich ein und bildet den Gegensatz sowohl zur Notwendigkeit wie zum Zwange. Enger ...
Fremdsuggestion heißt im Gegensatz zur Autosuggestion (s. d.) die Mitteilung einer von starken Gefühlen begleiteten Vorstellung durch den Befehl einer fremden Person . Vgl. Hypnose und Suggestion , Wundt , Grundriß d. Psych. § 18, 8, S.336.
Fresison heißt der fünfte Schlußmodus der vierten Figur mit allgemein verneinendem Obersatz , mit besonders bejahendem Untersatz und besonders verneinendem Schlußsatz. Seine Form ist: PeM, MiS, SoP; z.B.: Wahrheit ist kein Wahn; mancher Wahn beglückt; also ist manches, was beglückt ...
Freude ist das gesteigerte Lustgefühl, das durch eine äußere Veranlassung hervorgerufen wird. Die Freude gehört zu den aktiven Affekten (s. d.), welche aus einer Überfüllung unseres Gemüts entspringen. Je nach Temperament , Bildung und Lebenslage empfinden die Menschen über die verschiedensten ...
Freundschaft ist die geistige Verbindung zweier Personen , welche, auf Liebe , Achtung oder Gleichartigkeit ihrer Interessen gegründet, sich durch herzliche Teilnahme füreinander, durch gefälliges Benehmen, gefällige Worte und freiwillige Dienste äußert. Aristoteles (Eth. Nic. 8, 9) unterscheidet drei Arten Freundschaft: die ...
Frömmigkeit (abgeleitet von fromm, mhd. vrum, ahd. fruma, eigentlich = der Nutzen) heißt die durch das Gefühl der Abhängigkeit vom Göttlichen hervorgerufene Gesinnung . Diese Gesinnung führt alles Sein und Geschehen in Natur , Geschichte und im persönlichen Leben , wie nicht minder ...
Fühlen , siehe Gefühle .
Fundamentalphilosophie , Erste Philosophie , Metaphysik heißt die Anfangs- oder Grundlehre der Philosophie . Vgl. Metaphysik .
Funktion (lat. functio = Verrichtung) heißt in der Philosophie die Tätigkeitsweise eines geistigen oder körperlichen Organs , in der Mathematik ein Ausdruck , der mit der Veränderung einer in ihm enthaltenen Größe sich selbst verändert.
Furcht ist das Gefühl heftiger Unlust , welche aus der Erwartung , eines künftigen Übels entspringt. Sie ist einer der passiven Affekte , welche aus plötzlicher Herabdrückung des Gemüts entstammen. Die Furcht jagt das Blut zum Herzen ; daher das Erbleichen und der beschleunigte ...
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