Übel (lat. malum, gr. kakon ) heißt dasjenige, was uns schadet und das auch Unlust oder Abscheu in uns erregt. Man unterscheidet gewöhnlich ein vierfaches Übel, das physische, das soziale, das moralische und das metaphysische. Das physische Übel umfaßt alles ...
Überlegung (lat. reflexio) nennt man die dem Urteilen oder Handeln vorausgehende Prüfung, ob das, was man vorhat, richtig, nützlich, möglich oder sittlich sei. Je weniger der Mensch durch Vorurteile und Begierden beunruhigt wird, desto reiner ist seine Überlegung. Jede solche ...
Überlieferung , s. Tradition.
Übermensch nennt in Goethes Faust (I) der Erdgeist Faust. Nietzsche (1844-1900) sieht in der Züchtung des Übermenschen das Endziel der menschlichen Entwicklung . Mit dem Begriff Übermensch wird in der Gegenwart in Ernst und Scherz viel Unfug getrieben. Es ist ...
Übermut (lat. superbia, gr. hybris ) heißt das vermessene Vertrauen eines Menschen auf seine eigenen Kräfte . Der Übermütige übernimmt in unüberlegtem Selbstvertrauen mehr, als er vermag, verachtet Feinde und Hindernisse, verschmäht fremden Rat und Beistand und handelt so, als ob ihm ...
übernatürlich (lat. supernaturalis) oder hyperphysisch (gr.) bezeichnet den Gegensatz von natürlich, mithin 1. das Ungewöhnliche , welches von dein Alltäglichen abweicht, z.B. eine besondere Steigerung und Vereinigung physischer oder geistiger Kräfte , wie in Goethe u. a.; 2. das von den ...
überreden heißt durch Worte bewirken, daß jemand etwas für wahr hält oder etwas tut, was er vorher nicht glaubte oder wollte. Überzeugen heißt mit Gründen bestimmend einwirken. Ein Redner will überreden, ein Philosoph überzeugen.
übersinnlich bedeutet 1. dasjenige, was mit den Sinnen nicht erfaßt werden kann; 2. was über die Sinnenwelt überhaupt hinausgeht, also das Geistige, die Welt der Ideen .
Überzeugung (lat. persuasio) heißt die durch eigenes Urteilen gewonnene Einsicht oder das auf Gründe gestützte Fürwahrhalten. Das Fürwahrhalten hat verschiedene Grade, welche man als Wähnen , Meinen, Glauben und Wissen bezeichnet. Nur von dem, was durch subjektiv und objektiv zureichende Gründe ...
ultra posse nemo obligatur heißt: »Niemand kann zu dem genötigt werden, was seine Kraft übersteigt.« Dieser Satz , der auf Celsus (100 n. Chr.) zurückgeht, ist natürlich nur mit Einschränkung richtig. Denn oft sagt der Widerwillige, von welchem man etwas ...
umdrehbar , s. reziprok und Antistrephon .
Umfang (lat. ambitus, gr. sphaira ) eines Begriffs heißt die Gesamtheit derjenigen Gegenstände, die in sein Gebiet fallen, von denen er also als Prädikat gebraucht werden kann. Die Einteilung des Umfangs eines Begriffs nennt man Divisio . Ein Begriff hat Umfang, sofern ...
Umkehrung , s. Conversion , Contraposition , Enthymem , Sorites .
unadäquat oder inadäquat (von lat. aequus, gleich), unangemessen, ist das Gegenteil von adäquat oder angemessen (s. d.). unangenehm nennt man jeden Reiz , der sinnlichen Schmerz oder sinnliche Unlust erweckt. Jede Empfindung ist mehr oder weniger betont, d.h. mit dem ...
unanständig heißt dasjenige Betragen, welches dem ästhetischen oder sittlichen Gefühl einer Gemeinschaft widerspricht und ihr deshalb mißfällt. Im besonderen ist alles unanständig, was das Schamgefühl verletzt. Je nach dem Bildungsgrade halten aber verschiedene Klassen etwas anderes für unanständig. Vgl. Anstand ...
unbedingt , s. absolut.
unbefangen ist derjenige, welcher in seinen Urteilen und Handlungen weder durch Vorurteile und Parteilichkeit, noch durch Affekte und Leidenschaften bestimmt wird. Unbefangenheit ist die Voraussetzung alles richtigen Forschens.
unbegreiflich nennt man das, was die Schranken des menschlichen Erkenntnisvermögens überschreitet. Gerade je weiter jemand in der Erkenntnis der Dinge fortschreitet, desto mehr wird er bereit sein, zuzugestehen, daß es Unbegreifliches gibt. Vgl. Agnosie . So behauptet Sokrates zu wissen, daß ...
unbewußte Vorstellungen (d.h. in der Seele vorhandene, aber nicht zum Bewußtsein kommende) Vorstellungen werden von Descartes (1596-1650), der das Denken zum Wesen der Seele erhob, abgewiesen. Locke (1632-1704) verneinte sie ebenfalls in seiner Bekämpfung der angeborenen Begriffe ...
Undank , s. Dankbarkeit .
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»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«
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