Wachen , s. Schlaf , Traum.
Wahlfreiheit (liberum arbitrium), s. Freiheit , Willkür .
Wähnen heißt das Fürwahrhalten aus unzureichenden Gründen . Vgl. Meinung , Glaube , Wissen und Wissenschaft .
Wahnleib nennt man eine aus der Abnormität des Ichbewußtseins hervorgehende Vorstellung , wonach der Leib eine veränderte Beschaffenheit angenommen hat. Aus der Störung der Gemeinempfindung entwickeln sich seltsame Halluzinationen : Der Mensch wähnt, das Gewicht seines Leibes sei vermehrt oder vermindert ...
Wahnsinn (erst nhd.) heißt die Geisteskrankheit, bei der im Bewußtsein des Kranken ein abnormes Ich an die Stelle des normalen tritt. Der Wahnsinnige legt sich einen anderen Namen und Beruf bei und bewegt sich innerhalb einer fixen Idee . Wahrnehmung , Phantasie ...
Wahnwitz (mhd. wanwiz = leerer Verstand ) heißt ein unverständiger, verkehrter Gedanke eines dummen oder eines geisteskranken Menschen , der den Tatsachen widerspricht, und dem jede Begründung fehlt.
Wahrhaftigkeit ist der Trieb , die Wahrheit zur Geltung zu bringen in Wort und Werk, in Miene und Gebärde. Das Streben nach Wahrhaftigkeit darf als natürlich gelten, wird aber durch Feigheit, Eitelkeit und Selbstsucht sehr oft verdrängt. Poetische Vorbilder der Wahrhaftigkeit ...
Wahrheit wird theoretisch in doppeltem Sinne gebraucht, im logischen oder formalen und im materiellen oder inhaltlichen Sinne . Die (formale) logische Wahrheit ist die Übereinstimmung unserer Gedanken mit sich selbst und mit den allgemeinen Denkgesetzen (vgl. Richtigkeit). Sie liegt nur in ...
Wahrnehmung (perceptio) nennt man die unmittelbare Bewußtseinserfassung eines Gegebenen durch die Sinne . Die Wahrnehmung entsteht nur bei Gegenwart eines wirklichen Objekts . Man unterscheidet äußere und innere Wahrnehmung. Jene ist die unmittelbare Erkenntnis des neben- und nacheinander Existierenden, welche auf Grund ...
Wahrscheinlichkeit (probabilitas) heißt der mittlere Grad der Gewißheit. Die Wahrscheinlichkeit liegt zwischen der Wirklichkeit und Möglichkeit und schließt den Eintritt des Gegenteils nicht aus. Sie hat selbst verschiedene Grade der Gewißheit, je nach dem Gewicht der Gründe , auf denen ...
Webersches Gesetz ist das von Weber (1795-1878) aufgestellte, von Fechner als Grundsatz der Psychophysik genauer formulierte, psychophysische Gesetz (s. d.) Weber hatte das Gesetz nur für Gewicht-, Druck- und Längenbestimmungen aufgestellt; Fechner (1801-1887) erweiterte es und übertrug ...
Wechselwirkung von Leib und Seele , s. Leib , Seele , Harmonie , Dualismus , Influxus physicus , Cartesianismus .
Wehmut heißt der Affekt der Traurigkeit, der entweder der Erinnerung an eine vergangene Lust , an ein verlorenes Gut oder der Einsicht in die Unmöglichkeit, ein ersehntes Gut zu erlangen, entspringt. Es mischt sich in jene Traurigkeit auch ein Gefühl der ...
Weisheit ist die Anwendung der besten Mittel zur Erreichung guter Absichten . Sie besteht in einem Wissen des Wahren, welches aber nicht in der Theorie bleibt, sondern praktisch wird und.die Gesinnung und Handlungsweise veredelt. Nicht Gelehrsamkeit und Bildung gehört dazu ...
Welt (v. mhd. werlt, ahd. weralt, eigentlich das Zeitalter, s. a. saeculum) bezeichnet die Gesamtheit dessen, was ist (Universum). Mit den Fortschritten der Astronomie haben sich die Vorstellungen von der Größe und Einrichtung des Weltgebäudes (Kosmos = Schmuck, Ordnung, mundus) geändert ...
Weltanschauung heißt die Gesamtansicht, die jemand von Gott , Welt und Menschen hat. Das theoretische Ziel der Philosophie ist, uns eine Weltanschauung zu geben.
Weltbrand (gr. ekpyrôsis ) nahmen Herakleitos , die Stoiker u. a. als einen relativen Endzustand der Welt an, wonach die Welt durch Verbrennung zerstört und zugleich erneuert werden soll. Auch den Anfängen des Christentums ist die Idee eines Weltbrandes nicht fremd gewesen ...
Weltordnung heißt die physische und sittliche Gesetzlichkeit des Weltalls, welche J. G. Fichte (1762-1814) gleich Gott setzte.
Weltschmerz heißt die krankhafte Empfindlichkeit für die Mängel und Übel der Welt . Systematisch ausgebildet finden wir den Weltschmerz bei Schopenhauer, E. v. Hartmann und F. Nietzsche , poetisch dargestellt bei Lenau, H. Lorm, Byron, Chateaubriand und Leopardi .
Weltseele nannte Platon (Tim. p. 34) und nach ihm die Stoa, Schelling u. a. das belebende Prinzip der Welt .
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