Lochen, Lochmaschinen

[178] Lochen, Lochmaschinen. Unter Lochen, Durchstoßen, Durchbrechen, Stanzen, Schneiden, Ausschneiden versteht man das Heraustrennen von Teilen aus Platten, Stäben u.s.w. unter Pressen mit Hilfe von Stempel (Patrize, Oberstanze, Mönch) und Matrize (Lochring, Lochscheibe, Unterstanze, Tasse). Die Werkzeuge bezeichnet man in ihrer Gesamtheit als Schnitt, Durchschnitt, Durchbruch, Stanze, Schnittstanze. Der vom Stempel ausgestoßene Teil ist entweder Abfall – wie z.B. die Lochkerne (Lochputzen) bei der Herstellung der Nietlöcher in Kessel-, Reservoir-, Schiffs- und Trägerblechen, beim Ausschneiden von Abschnitten aus Platten durch fortgesetztes Lochen (so daß Loch an Loch sich anschließt) – oder Arbeitsstück, wobei der übrigbleibende Teil des Blechs den. Abfall (Schrott) bildet, wie z.B. beim Ausschneiden von runden Scheiben aus Blechstreifen für Münzen, Knöpfe u.s.w., von Unterlegscheiben, Schloßteilen, Uhrbestandteilen, Stahlfedern u.s.w. – Ueber Herstellung von Löchern durch Bohren s. Bd. 2, S. 179 ff., mit Hilfe von Dornen s. Schmieden und Rohrherstellung, Erhardtsches Lochverfahren s. Rohrherstellung, durch Walzen s. Rohrherstellung und Walzen, mit Hilfe von Kreisscheren s. Scheren. Vgl. ferner Blechbearbeitung, Durchschlag, Durchstoßmaschine, Locheisen, Lochzange, Nutenstanzmaschinen (für Dynamobleche), Perforiermaschine, Sägen, Trägerscheren, Zuschneidemaschinen.

A. Werkzeuge. Fig. 13 zeigen Lochstempel und Matrize für runde (Niet-)Löcher; der Stempel besitzt eine Spitze, damit das Loch genau an die durch eine Vertiefung (Körner) bezeichnete Stelle kommt. Man unterscheidet lange Stempel (Fig. 2) mit konischem, nach dem Ende zu sich verjüngendem Schaft, der in eine konische Bohrung des Schlittens der Lochmaschine paßt, und kurze Stempel (Fig. 3), die am Ende einen kurzen zylindrischen Ansatz mit konischem Uebergang aufweisen, dessen Konus zum Zentrieren des Stempels dient; die Befestigung der kurzen Stempel erfolgt durch Muttern (bezw. Schrauben), die den Stempel in sich aufnehmen und eine entsprechende konische Ausdrehung besitzen, oder auch durch Keile [1]. Die Schnittkanten der Stempel und Matrizen liegen entweder in einer zur Bewegungsrichtung des Stempels senkrechten Ebene (Fig. 13) oder treten aus dieser heraus (Fig. 48); in letzterem Falle erreicht man, daß die zum Durchtrennen erforderliche Maximalkraft sich vermindert, da dieses nunmehr allmählich erfolgt (s.a. Fig. 27 und Scheren, Trägerscheren).

Man hat auch Lochstempel mit Schneidkanten (s. Fig. 9 und 9a sowie [7]) nach Art der Räumnadeln (s.d.) konstruiert, die nach dem Lochen durch Abnahme von seinen Spänen das Loch ausräumen, um es glatt und genau zylindrisch zu machen und die von seinen Rissen durchsetzte spröde [11] Innenschicht der Lochwandung wegzunehmen.[178]

Die Durchschnitte sind oft noch mit andern Werkzeugen kombiniert, z.B. mit Ziehwerkzeugen, um eine ausgeschnittene Scheibe sofort nach dem Ausschneiden in eine Hülfe u.s.w. umzuwandeln (s. Ziehen), oder mit Lochwerkzeugen, um in einem ausgeschnittenen Gegenstand Löcher auszustoßen u.s.w. In diesen Fällen befindet sich innerhalb des Stempels, welcher das Ausschneiden der Scheibe besorgt, beim Ziehen ein Ziehstempel, beim Lochen ein oder eventuell mehrere Lochstempel. – Stempel mit komplizierten Umrißformen werden der leichteren Herstellung und Härtung wegen aus Stahlplatten herausgearbeitet und gegen eine Unterlage angeschraubt; auch setzt man solche Stempel aus einzelnen Teilen zusammen, die ohne jede Unterbrechung der Schnittkante genau zusammengefügt werden müssen.

Die Matrizen umschließen den Stempel bei dünnen Blechen u.s.w. genau, während bei dickeren Blechen ein Spielraum vorhanden ist, dessen Größe sich nach der Blechdicke richtet [10]. Dieser Spielraum vermindert den Kraftbedarf beim Lochen und gestattet, glatte, allerdings konische Löcher herzustellen; außerdem wird die Gefahr des Aufsetzens des Stempels auf den Lochring beseitigt. Matrizen für komplizierte Stempel, insbesondere auch, mit mehreren Durchbrechungen, stellt man in der Regel durch Zusammensetzen aus einzelnen Teilen her.

Die Abstreifer (Abstreicher, Froschplatten) dienen zum Zurückhalten des Arbeitsstücks beim Rückgang des Stempels. Sie sind entweder fest am Gestell angebracht und in der Regel für verschiedene Blechdicken einstellbar (s. Fig. 30, Abstreifer als Hebel ausgebildet) oder beweglich (insbesondere für dünnere Bleche) und werden selbsttätig auf das Arbeitsstück während des Lockens und des Stempelrückgangs aufgedrückt. Sie dienen ferner bei dünnen Stempeln und bei Schnitten ohne oder mit geringem Spielraum zwischen Stempel und Matrize zur Führung. Ueber das für Stempel und Matrizen zu verwendende Material und die Art des Härtens s. [12], [13].

B. Lochmaschinen. Sie gehören zur Gattung der Pressen (s.d.) und werden auch als Durchbruch, Durchbruchmaschine, Durchschnitt, Durchstoß, Stoßmaschine, Lochstanze, Lochwerk, Stanze, Perforiermaschine bezeichnet; oft werden die hierhergehörigen Maschinen auch nach der besonderen Arbeit, für die sie bestimmt sind, benannt, z.B. Galerieschneidmaschine (s.d.), Mannlochpresse oder -stanze (Fig. 27) u.s.w. Die Lochmaschinen sind vielfach so eingerichtet, daß sie verschiedenartige Werkzeuge aufnehmen und so z.B. als Scheren (s.d.), Ziehpressen (vgl. Ziehen) u.s.w. gebraucht werden können; auch findet man häufig zwei Lochmaschinen (Fig. 25) oder Lochmaschine mit Schere (s.d. und Fig. 22 und 28) zu einer Maschine verbunden. – Die Lochmaschinen sind entweder tragbar oder fahrbar oder feststehend. Das Gestell besitzt entweder C- oder Lochen, Lochmaschinen-Form mit verschieden großer Oeffnung. Die Gestelle bestehen aus Gußeisen, Stahlguß oder werden aus Flußeisenplatten in Verbindung mit Stahlgußformstücken zusammengenietet. Der Stempelschlitten (Stößel) ist für den Zweck seiner Bewegung unmittelbar mit Hebel oder Exzenter bezw. Kurbel, Schraubenspindel (in der Regel nur für Handlochmaschinen) oder Kolben verbunden. Die Bewegungsrichtung des Stempels ist in der Regel senkrecht, seltener wagerecht (horizontale Lochmaschinen, Fig. 24). Die Bewegung des Schlittens erfolgt entweder von Hand, mit Hilfe des Fußes oder mechanisch (in letzterem Fall bisweilen mit besonderem Antriebsmotor [Elektromotor bezw. kleine Dampfmaschine]). – Die Führung des Schlittens ist für seine Arbeiten oft nicht genügend genau zu erhalten; aus diesem Grunde führt man, wie bereits erwähnt, den Stempel durch den Abstreifer oder wendet eine Hilfsvorrichtung (Subpresse) an (Fig. 10), die aus einer mit dem Matrizensattel; verbundenen Führung und einem genau darin geführten kleinen Stößel besteht, der in Verbindung mit dem Schlitten der Presse gebracht wird; diese Verbindung soll etwas nachgiebig sein. Der Stempel wird an dem Stößel dieser Subpresse beteiligt. – Bei den Lochmaschinen, die für das Locher von Profileisen bestimmt sind, müssen die Matrizenhalter und der diese aufnehmende Satte derart beschaffen sein, daß das Lochen am Steg und Flansch und möglichst nahe an dem vor ihnen gebildeten Winkel stattfinden kann. Die hierfür getroffenen Einrichtungen gehen aus der Fig. 1820 hervor. Für das Lochen von Röhren bildet der Matrizensattel eine mit dem Gestell der Maschine verbundene Säule, über die das Rohr geschoben wird.

Die mechanisch angetriebenen Lochmaschinen gestatten in der Regel, die Lochung ohne Ausrücken des Hauptantriebs beliebig zu unterbrechen, um z.B. das Arbeitsstück genau vorlegen zu können; zu diesem Zweck sind in dem Antrieb entweder Kupplungen angeordnet, oder zwischen Schlitten und Exzenterschubstange ist ein verschiebbares Zwischenstück (Druckstück) eingeschaltet oder die Exzenterschubstange (Druckstange) ist seitlich ausschwenkbar oder als Kippstütze ausgebildet; ferner findet man die Unterbrechung im Lochen dadurch ermöglicht, daß man den Schlitten hochhebt und oberhalb des Arbeitsstücks auf und ab schwingen läßt (mit Hilfe einer exzentrisch ausgebohrten, drehbaren Exzenterlagerschale erzielt, wodurch man eine Veränderung der Länge der Exzenterschubstange erreicht). Die Ausrückung kann entweder von Hand (bezw. Fuß) oder selbsttätig nach jeder Lochung erfolgen.

1. Lochmaschinen für Hand- bezw. Fußbetrieb. Fig. 11 und 12 stellen Hebellochmaschinen für Fußbetrieb (Fig. 11 Winkelhebel, Fig. 12 zwei doppelarmige Hebel mit Verbindungsstange) dar, die insbesondere für leichtere Arbeiten verwendet werden. Fig. 13 zeigt eine Kniehebellochmaschine, bestehend aus zwei einen Kniehebel bildenden Winkelhebeln a b c und d h e in Verbindung mit einer Schraubenspindel g, die zum Zusammenziehen der[179] beiden langen Arme der Winkelhebel dient. Fig. 14 ist eine Schraubenspindellochmaschine für Handbetrieb. Das Muttergewinde ist in dem Gestell bei c enthalten; der Hebel d besitzt ein Schwunggewicht e. Die Schraubenspindel erhält Heiles Gewinde, so daß schon ein Viertel bis ein Drittel ihrer Umdrehung genügt, um das Loch durchzudrücken. Fig. 1520 stellen Lochmaschinen für Handbetrieb mit Bewegung des Schlittens durch eine Exzenterwelle dar. Die Drehung der Exzenterwelle erfolgt bei Fig. 15 durch einen einfachen Handhebel, bei Fig. 16 mit Hilfe einer Knarre (Schaltrad a und Schaltklinke b) und der Hebelverbindung c d e; der Winkelhebel f mit Klinke g dient zum Zurückbewegen des Stempels oder auch zum Lochen dünnerer Bleche; die Sperrklinke h verhindert das Zurückweichen des Stempels beim Hinweggleiten der Schaltklinken über das Schaltrad; Fig. 17 zeigt eine fahrbare Handlochmaschine, bei der die Drehung der Exzenterwelle ebenfalls mit Hilfe einer Knarre, und zwar entweder direkt mit Hilfe des Handhebels a und der Klinke b oder unter Einschaltung[180] des mit einem Zahnkranzbogen versehenen einarmigen Hebels c, der die Klinke d trägt, erfolgt; zum Rückwärtsbewegen des Stempels kann Hebel a und Klinkenrad durch den Stift e miteinander gekuppelt werden; f ist Sperrklinke. Bei dieser Lochmaschine ist es möglich, durch Entfernen des Bolzens g das Oberteil zurückzuklappen und die ?-Träger u.s.w. seitlich ein- und auszulegen. Die Lochmaschine Fig. 18 und 18a (Maschinenfabrik vorm. Hch. Schatz, A.-G., Weingarten [Württemberg]) weist zwei auf der Exzenterwelle sitzende Schalträder a und b von verschieden großem Durchmesser und zwei in verschieden großem Abstand vom Drehpunkt c des mit Zahnkranzbogen versehenen einarmigen Hebels d sitzende Schaltklinken e und f auf, so daß zwei Uebersetzungsverhältnisse zur Verfügung stehen Der Handhebel kann zum Rückbewegen des Stempels direkt mit der Exzenterwelle gekuppelt werden; g ist Sperrklinke, h, i Gegengewichte der Schaltklinken e und f. – Bei den Lochmaschinen (System Werner) Fig. 19 und 20 wird die Exzenterwelle mit Hilfe des auf ihr sitzenden Arms a gedreht, der selbst durch die gezahnte Stange b, deren Zähne sich gegen eine in der Tasche c angeordnete federnde Klinke legen, mit Hilfe des Handhebels d bewegt wird. Um beim Zurückschieben der gezahnten Stange b zwecks weiterer Drehung der Exzenterwelle ein Zurückweichen des Stempels zu verhindern, ist eine zweite gezahnte Stange e vorhanden. Der Angriff der gezahnten Stange b kann an dem Arm a und an dem Handhebel d verändert werden, so daß verschiedene Uebersetzungsverhältnisse gewonnen werden. Die Maschine Fig. 19 zeigt geschlossenes Gestell mit Einrichtung zum Lochen von Trägerflanschen; für das Lochen von Trägern im Steg muß der Matrizensattel g an Stelle des Sattels f und f1 eingelegt werden. Die Maschine Fig. 20 besitzt C-förmiges Gestell und ist mit einem Matrizensattel für breitflanschige I-Eisen versehen. Von den Handlochmaschinen, bei denen der Stempel an einem Kolben befestigt ist, zeigt Fig. 21 ein Beispiel. Auf den Kolben f wirkt Flüssigkeitsdruck (Oel, Glyzerin), indem durch die Bewegung des Handhebels a der kleine Pumpenkolben b in seinem Zylinder c auf und ab bewegt und dadurch die Flüssigkeit aus dem Behälter d in den Zylinder e gedrückt wird.

2. Lochmaschinen mit mechanischem Antrieb. Von diesen sind zunächst wieder die Hebellochmaschinen zu erwähnen. Fig. 22 zeigt eine Maschine dieses Systems (Breuer, Schumacher & Co., Kalk bei Cöln), die mit einer Blech- und doppelten Winkeleisenschere kombiniert ist. Auf der Achse a sitzen unrunde Scheiben, auf denen die Enden der langen Arme der doppelarmigen Hebel b (Drehpunkt c) aufruhen und die eine Bewegung der Hebel b und der mit ihr in Verbindung stehenden Schlitten veranlassen. Die kleinen Scheren d und e sitzen an dem Rahmen f, der durch eine Kurbelschleife g eine hin und her schwingende Bewegung erhält. Die Maschine besitzt elektrischen Antrieb und ist mit zwei Schwenkkranen versehen. Das Hebelsystem besitzt gegenüber der Bewegung des Schlittens durch Exzenter den Vorteil, daß sich auch bei sehr großen Drücken die spezifische Pressung zwischen Hebel und unrunder Scheibe niedriger halten läßt als zwischen Exzenter und Exzenterring, die außerdem in den Abmessungen sehr stark werden.

Lochmaschinen mit Betätigung des Schlittens durch Exzenter sind in den Fig. 2326 dargestellt (s.a. Ziehen, Ziehpressen). Fig. 23 zeigt eine Lochmaschine der Dampfkessel- und Gasometerfabrik, A.-G., vorm. Wilke & Co., Braunschweig, mit C-förmigem, genietetem Gestell, deren Schlitten während des Betriebs der Maschine gehoben werden kann, um die Lochung zeitweise auszusetzen (s. oben). – Fig. 24 stellt eine Horizontallochmaschine der Maschinenfabrik vorm. Hch. Schatz, A.-G., Weingarten (Württemberg) dar, die sich zufolge der wagerechten Schlittenbewegung insbesondere auch zum Lochen von Ringen, gebördelten Böden u.s.w. eignet. Die Arbeitsstücke ruhen auf verstellbaren. Stützen; diese Horizontallochmaschinen werden auch mit[181] einer Einspann- und Drehvorrichtung zum mechanischen Weiterschalten des Arbeitsstücks ausgeführt. – Fig. 25, doppelte Lochmaschine (Breuer, Schumacher & Co., Kalk bei Cöln), insbesondere zum gleichzeitigen Lochen sämtlicher Löcher in leichte bis schwerste Eisenbahnschienenlaschen bestimmt, mit angebauter Antriebsdampfmaschine. – Bei der Lochmaschine Fig. 26 (Berlin-Erfurter Maschinenfabrik, H. Pels & Co.) wird die Exzenterwelle mittels des Schwinghebelantriebs gedreht. Die Exzenterwelle trägt das Klinkenrad a, während die Schaltklinke b in dem Schwinghebel c angeordnet ist, der durch die Kurbel d seine hin und her schwingende Bewegung erhält. – Eine hydraulische Lochmaschine, insbesondere zum Ausschneiden der Mannlöcher in Kesselblechen[182] bestimmt, zeigt Fig. 27 (Breuer, Schumacher & Co., Kalk bei Cöln). Der hydraulische Zylinder a befindet sich in dem oberen Holm b; zum Zurückziehen des Stempels dienen die zwei Rückzugszylinder c und zum Festhalten des Blechs beim Stempelrückgang die vier Abstreifer d d Die Presse ist mit selbsttätiger Umsteuerung nach Erreichung der tiefsten Kolbenstellung versehen

3. Lochmaschinen besonderer Art.

a) Revolverlochmaschine Fig. 28. Am Schlitten und am unteren Teil des Gestells ist je ein drehbarer Ring (Revolver, s.d.) angebracht, von denen der obere eine Anzahl Stempel verschiedenen Durchmessers und der untere die zugehörigen Matrizen trägt. Das Feststellen der Revolver in ihrer jeweiligen Lage geschieht durch konische Bolzen. Die Lochmaschine ist mit einer Blech- und Winkeleisenschere kombiniert.

b) Vielfachstempellochmaschinen. Zum gleichzeitigen Durchstoßen einer größeren Anzahl Löcher können die seither besprochenen Maschinen Verwendung finden, sofern die untere Fläche des Schlittens genügend groß ist, um die entsprechende Anzahl von Stempeln unterzubringen. – Für das gleichzeitige Lochen einer langen Reihe von Löchern verwendet man Lochmaschinen nach Fig. 29 mit breitem Schlitten, an dem zwei Exzenterstangen angreifen. Diese Maschine besitzt einen selbsttätig bewegten Abstreifer. Um beim gleichzeitigen Lochen den Maximaldruck herabzusetzen, werden die Stempel so angebracht, daß die Schnittkanten in verschiedener Höhenlage sich befinden. – Eine Lochmaschine mit 36 Lochstempeln, die in dem auf und nieder gehenden Schlitten lose geführt sind, die aber je nach Bedarf festgestellt werden können während die nichtfestgehaltenen in das Innere des Schlittens hineingedrückt werden, ist von W. Seilers & Co. in Philadelphia gebaut worden [15]. Die Steuerung der Lochstempel und des Vorschubs des auf einem Schlitten ruhenden Arbeitsstücks erfolgt durch einen gelochten Papierstreifen, so daß das Anreißen der beliebig verteilten Löcher auf den Platten wegfällt.

c) Lochmaschinen mit ein bis zwei Stempeln und selbsttätigem Vorschub des Arbeitsstücks Diele Maschinen dienen in Kessel- und Schiffbauwerkstätten u.s.w. zum Lochen der Platten und gestatten ein sehr genaues Lochen ohne vorheriges Anzeichnen der Löcher und eine bequeme Veränderung in dem Lochabstand, während den Vielstempellochmaschinen mit feststehenden Stempeln die rasche Anpassungsmöglichkeit an wechselnde Lochabstände fehlt. – Fig. 30 zeigt die Einrichtung einer solchen Lochmaschine, die aus der eigentlichen Lochmaschine mit vorgelagertem sangen Bett und darauf verschiebbarem Schlitten, auf dem die zu lochende Platte festgeschraubt wird, besteht. Die Verschiebung des Schlittens geschieht durch Zahnstange oder Schraubenspindeln Eine Maschine gleicher Art mit sehr seinem und genauem Vorschub (nach D.R.P Nr. 129308, Duisburger Maschinenbauaktiengesellschaft, vorm. Bechern & Keetmann, Duisburg) ist in [16] beschrieben; diese Maschine gestattet auch das Lochen der Stoßkanten ohne Umspannen der Platten. – Man hat auch, um an den beiden Längskanten von Platten die Lochung gleichzeitig vorzunehmen, zwei Lochmaschinen einander gegenüber aufgestellt und eine von ihnen verschiebbar angeordnet, um verschiedenen Plattenbreiten Rechnung tragen zu können. Eine weitere hierhergehörige Maschine, die zum Herstellen perforierter Bleche dient, ist in Fig. 31 dargestellt. Sie besitzt torartiges Gestell, der Tisch hat selbsttätige Längsschaltung und Querschaltung von Hand. – Für dünnere Bleche und Blechstreifen erfolgt die selbsttätige Schaltung vielfach durch Walzen, die den Streifen zwischen sich fassen und ruckweise angetrieben werden. Für selbsttätige Lochung nach einem Kreis an runden Scheiben, gebördelten Böden u.s.w. werden die Lochmaschinen mit Tischen und Einspannvorrichtungen versehen, die rund geschaltet werden können, ferner zur Herstellung von Löchern in Anordnung nach einer Spirale (für Siebe) mit einem Tisch, der rund und geradlinig geschaltet werden kann.

Widerstände und Arbeitsbedarf: Versuche hierüber haben Hartig [14], Keller [9], Frémont [10], Codron [7] u.a. angestellt, bezüglich deren Ergebnisse auf die Literatur verwiesen werden muß. Bezeichnet P den Widerstand am Lochstempel in Kilogramm, δ die Blechdicke, d den Lochdurchmesser in Millimetern, k einen Koeffizienten, der von der Scherfestigkeit des Materials und der Schnittgeschwindigkeit abhängig ist, so kann gesetzt werden [1]: P = k δd d π, worin ist:


Lochen, Lochmaschinen

Die Schnittgeschwindigkeit der Lochmaschine für Nietlöcher u. dergl. ist in der Regel 15–20 mm; ihr Hub schwankt zwischen 2 bis 3 δ. Je größer die Schnittgeschwindigkeit ist, desto größer wird der Wert von k. – Für andre als runde Löcher ist an Stelle von d π in der obigen Formel der Umfang der Schnittkante einzusetzen. – Betreffs des Verhältnisses von Stempeldurchmesser zu Blechdicke ist zu bemerken, daß es möglich ist, mit Stempeln, deren Durchmesser gleich oder wenig kleiner ist als die Blechdicke, noch zu lochen. Als Arbeitsbedarf N in Pferdestärken gibt Hartig [14] für Schmiedeeisen an: N = N0 + 3,71α F, worin N0 die Leergangarbeit, F die stündlich gelieferte Schnittfläche in Quadratmillimetern und α ein Koeffizient, der für 4–55 mm dickes Eisenblech gesetzt werden kann: α = 0,25 + 0,0145 d. Es ist nach Hartigs Versuchen:[183]


Lochen, Lochmaschinen

S.a. Lochproben, Lochversuche.


Literatur: [1] Fischer, Herrn., Die Werkzeugmaschinen, 2. Aufl., Bd. 1, Berlin 1905. – [2] Kick, Fr., Vorlesungen über mechanische Technologie, Leipzig und Wien 1898. – [3] Ledebur, A., Lehrbuch der mechanisch-metallurgischen Technologie, 3. Aufl., Braunschweig 1905. – [4] Smith-Kannegießer, Das Prellen, Stanzen und Prägen der Metalle, Leipzig 1903. – [5] Woodworth, J.V., Dies, their construction and use, New York 1903. – [6] Weisbach-Herrmann, Lehrbuch der Ing.- und Maschinenmechanik, 2. Aufl., 3. Teil, 3. Abt., 1. Hälfte, Braunschweig 1896. – [7] Codron, C., Expériences sur le travail des machines-outils pour les métaux (Extrait du Bulletin de la Soc. d'Encouragement pour l'Industrie Nationale 1901–02), l. Heft, Paris 1902. – [8] Codron, C., Procédés de forgeage dans l'industrie, Paris 1896–98. – [9] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing., 1888, S. 77. – [10] Zeitschr. f. Werkzeugmaschinen und Werkzeuge 1899, 6. Heft, S. 82. – [11] Ledebur, A., Handbuch der Eisenhüttenkunde, 4. Aufl., Bd. 3, Leipzig. – [12] Thallner, O., Werkzeugstahl, 2. Aufl., Freiberg. – [13] Reiser, Fridolin, Das Härten des Stahls, 4. Aufl., Leipzig. – [14] Hartig, E., Versuche über Leistung und Arbeitsverbrauch der Werkzeugmaschinen, Leipzig 1873. – [15] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1906, S. 1084 (nach American Machinist vom 28. April 1906). – [16] Ebend. 1906, S. 1870.

A. Widmaier.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4–8., Fig. 9., Fig. 9a.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4–8., Fig. 9., Fig. 9a.
Fig. 10.
Fig. 10.
Fig. 11., Fig. 12.
Fig. 11., Fig. 12.
Fig. 13., Fig. 14., Fig. 16.
Fig. 13., Fig. 14., Fig. 16.
Fig. 15., Fig. 17.
Fig. 15., Fig. 17.
Fig. 18 und 18a.
Fig. 18 und 18a.
Fig. 19., Fig. 20., Fig. 21.
Fig. 19., Fig. 20., Fig. 21.
Fig. 22., Fig. 24.
Fig. 22., Fig. 24.
Fig. 23.
Fig. 23.
Fig. 25.
Fig. 25.
Fig. 26., Fig. 30.
Fig. 26., Fig. 30.
Fig. 27., Fig. 29.
Fig. 27., Fig. 29.
Fig. 28.
Fig. 28.
Fig. 31.
Fig. 31.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 178-184.
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