[575] Antigonos, 1) A., genannt Monophthalmos oder Kyklops, der »Einäugige«, Feldherr Alexanders d. Gr., geb. 384 v. Chr., gest. 301, war zuerst Führer der griechischen Bundesgenossen unter Alexander in Asien und erhielt 333 die Statthalterschaft von Phrygien, wozu nach Alexanders Tode 323 noch die von Lykien und Pamphylien kam. Dem Reichsverweser Perdikkas den Gehorsam verweigernd, floh er zu Antipatros, der ihm nach Ermordung des Perdikkas seine Statthalterschaft wiederverschaffte und zugleich den Oberbefehl über die Truppen in Westasien zur Bekämpfung der Anhänger des Perdikkas anvertraute. Fast überall siegreich, auch zur See, erkannte er den neuen Reichsverweser Polysperchon nicht an, bemächtigte sich der Person des Eumenes, den er hinrichten ließ, zwang Seleukos zur Flucht und beanspruchte nunmehr die Herrschaft über ganz Asien. Gegen diese Anmaßung verbanden sich 315 Seleukos, Ptolemäos, Lysimachos, Kassandros u.a. und verlangten eine gemeinsame Verteilung der Provinzen und des Königsschatzes, den A. an sich genommen hatte. A., einer solchen Übermacht nicht gewachsen, schloß mit Kassandros, Lysimachos und Ptolemäos 311 einen Frieden, durch den er die Herrschaft über Asien behauptete. Gegen Seleukos führte er den Krieg ohne Erfolg fort, bis 310 im Westen Ptolemäos, Kassandros und Polysperchon neue Feindseligkeiten gegen ihn begannen. In Kleinasien gewann er das anfangs Verlorne durch seine Söhne Demetrios und Philippos wieder; Demetrios befreite auch 307 Athen und Megara von der Herrschaft des Kassandros und entriß Kypros dem Ptolemäos, worauf A. und Demetrios den Königstitel annahmen in der Hoffnung, das Reich Alexanders unter ihrem Zepter zu vereinigen. Der Versuch, Ägypten zu erobern, mißglückte, dagegen befreite sein Sohn 304302 die meisten Staaten Griechenlands von der makedonischen Herrschaft und zwang Kassandros, um Frieden zu bitten. A. verlangte unbedingte Unterwerfung. Da suchte Kassandros bei Lysimachos in Thrakien Hilfe, und 302 kam zwischen diesem, Ptolemäos und Seleukos ein Bündnis gegen A. zu stande. Bei Ipsos in Phrygien fand 301 die Entscheidungsschlacht statt, in der A. Reich und Leben verlor.
2) A. I., Gonātas (von seinem Geburtsort Gonnoi in Thessalien), König von Makedonien, Enkel des vorigen, Sohn des Demetrios Poliorketes und der Phila, Antipatros' Tochter, geb. 320 v. Chr., gest. 239, ein tüchtiger, Kraft mit Milde paarender und der stoischen Philosophie zugetaner Herrscher, blieb, als sein Vater 287 nach Asien ging, im Peloponnes als Befehlshaber zurück und erbte 283 von ihm das Königreich Makedonien, erlangte aber erst 276 nach mannigfachen Kämpfen Anerkennung, nachdem er den Einfall der Kelten in der Schlacht bei Lysimacheia zurückgewiesen hatte (279). Auch in der Folge hatte er mehrere Kriege zu führen, um erst Pyrrhos von Epirus, der sich fast ganz Makedoniens bemächtigt hatte, später dessen Sohn Alexandros zurückzuweisen und seine Herrschaft über Griechenland zu befestigen. Doch hinterließ er das Königreich fest gegründet seinem Sohn Demetrios II.
3) A. II., Doson (»der geben will, aber nicht gibt«), König von Makedonien, Sohn des Demetrios von Kyrene und der Olympias, ein durch Tatkraft und Klugheit ausgezeichneter Regent, führte nach Demetrios' II. Tode (229 v. Chr.) anfänglich für dessen Sohn Philipp, dann als Selbstherrscher die Regierung. Vom Achäischen Bund gegen den spartanischen König Kleomenes zu Hilfe gerufen, besiegte er die Spartaner bei Sellasia in Lakonien (221) und zwang Sparta zum Beitritt zu dem Makedonischen Bund. Noch in demselben Jahr starb er in Makedonien. Ihm folgte Philipp, der 16jährige Sohn Demetrios' II.
4) Der letzte König der Juden aus dem Geschlecht der Makkabäer, Sohn Aristobulos' II., regierte 4037 v. Chr. Mit seinem Vater 63 von Pompejus als Gefangener nach Rom geschickt, entfloh er 56, ward 55 von neuem gefangen und erlangte 42 abermals die Freiheit. 40 setzte er sich mit parthischer Hilfe in Jerusalem fest, und sein Gegner Herodes, der Schützling der Römer, mußte nach Rom fliehen, nachdem Hyrkan abgesetzt und verstümmelt worden war. Herodes, von den Triumvirn 39 zum König in Judäa ernannt, eroberte dieses in dreijährigem Kampf und nach hartnäckiger Verteidigung auch 37 Jerusalem. A., der sich feig ergab, ward auf Antonius' Befehl in Antiochia hingerichtet.
5) A. von Karystos (auf Euböa), griech. Grammatiker und Erzgießer im 3. Jahrh. v. Chr., lebte in Athen und am Hof in Pergamon, wo er an den ehernen Statuengruppen zur Verherrlichung der Siege der pergamenischen Könige über die Gallier mitarbeitete. Sein Hauptwerk waren Biographien zeitgenössischer Philosophen; auch ein kunstgeschichtliches Werk hat er verfaßt. Seinen Namen trägt eine Sammlung von »Wundergeschichten« (»Historiae mirabiles«, hrsg. von Keller in »Rerum naturalium scriptores graeci minores«, Bd. 1, Leipz. 1877). Vgl. v. Wilamowitz-Möllendorff, Über A. (mit Fragmentsammlung, Berl. 1881).
6) A., aus Socho in Judäa gebürtig, jüd. Gesetzlehrer (Tanna, s. Talmud) und Präsident des hohen Gerichtshofs zu Jerusalem, starb 264 v. Chr.