Ernst [2]

[67] Ernst, 1) Heinrich Wilhelm, Violinspieler und Komponist, geb. 1814 in Brünn, gest. 8. Okt. 1865 in Nizza, Schüler von Jos. Böhm und Mayseder in Wien, unternahm seit 1830 Konzertreisen, studierte aber noch unter de Bériot in Paris und feierte seit 1835 in ganz Nordeuropa Triumphe als Violinvirtuos von Geschmack und ansprechendem Ausdruck. Die letzten zehn Jahre siechte er an einem Rückenmarksleiden langsam dahin. Von seinen Kompositionen haben das Konzert in Fis moll, die »Elegie« und die Phantasie über Motive aus »Othello« weiteste Verbreitung gefunden.

2) Wilhelm, Buchhändler, geb. 10. Dez. 1814, gest. 15. April 1894, übernahm 1850 gemeinsam mit Heinrich Korn, dem Besitzer der Breslauer Firma »Wilhelm Gottl. Korn«, die 1827 von Georg Gropius gegründete, 1840 in den Besitz von Karl Reimarus übergegangene »Gropiussche Buch- und Kunsthandlung« in Berlin. Unter Abzweigung des alten Gropiusschen Verlages gründeten nun E. und Korn unter eigner Firma einen bauwissenschaftlichen und technischen Verlag, der durch Ankauf verschiedener fremder Verlage rasch erweitert wurde. Die Hauptunternehmungen sind: die »Zeitschrift für Bauwesen« (das spätere »Zentralblatt der Bauverwaltung«), das »Architektonische Skizzenbuch«, die Erwerbung von Schinkels architektonischen Entwürfen (1857), die Übernahme der »Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen« (1887), »Des Ingenieurs Taschenbuch«, hrsg. vom Verein Hütte, das vom Architektenverein herausgegebene »Architektur-Album«, »Altertümer und Baudenkmäler des Hauses Hohenzollern« von Stillfried-Rattonitz, Werke von Quast, Stüler, Strack, Hitzig, Graeb, Meyer (Gartenkunst), Hobrecht u. a. Nach Korns Austritt (1880) wurde die Firma in »Wilhelm Ernst u. Sohn« umgewandelt; 1891 übernahm die Leitung allein der Sohn Eberhard E. (geb. 1852, gest. 25. Mai 1902). Jetzige Besitzer sind dessen drei Söhne: Wilhelm Eberhard, Georg u. Kurt.

3) Adolf, Naturforscher, geb. 6. Okt. 1832 in Primkenau, gest. 12. Aug. 1899 in Caracas, studierte in Berlin und Leipzig Naturwissenschaft und neuere Sprachen, war dann Lehrer in Hamburg und wanderte 1861 nach Venezuela aus. Im Auftrag der Regierung präparierte er hier venezolanische Produkte, stellte Kataloge für Ausstellungen her und schrieb 1883 »La Exposicion Nacional de Venezuela« (2 Bde.). 1874 wurde er an der Universität in Caracas Professor der Naturwissenschaft und Direktor des von ihm begründeten Nationalmuseums, lehrte auch deutsche Sprache und war 1874–89 Direktor der von ihm organisierten Nationalbibliothek. 1893 vertrat er Venezuela auf der Weltausstellung in Chicago. Er lieferte viele naturwissenschaftliche Untersuchungen und übte auf die Verbreitung der Naturwissenschaften im Lande weitgehenden Einfluß aus. Er schrieb: »Estudios sobre la flora y fauna de Venezuela« (Caracas 1877); »Estudios sobre las deformaciones, enfermedades y enemigos del arbol de caféen Venezuela« (das. 1878); »Las familias mas importantes del reino vegetal representadasen la flora de Venezuela« (das. 1881); »Statistischer Jahresbericht über die Vereinsstaaten von Venezuela« (1884,1887,1889); »La America prehistorica« (das. 1885); »Ensayo de una Bibliografia de la Guajira y de los Guajiros« (das. 1890); »Idea general de la Flora de Venezuela« (das. 1891); »Observaciones sobre los tembloresen Venezuela« (das. 1891).

4) Otto, Schriftsteller, s. Schmidt, Otto Ernst.

5) Pseudonym für M. J. Schleiden (s.d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 67.
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