Fulda [2]
[201] Fulda, ehemalige Benediktinerabtei (seit 1752
Bistum), auf Veranlassung des
Bonifatius (s.d.) von seinem Schüler
Sturm 744 im alten
Buchgau (
Buchonia) gegründet und durch
Papst Zacharias 747 von jeder bischöflichen
Gewalt, die
Erzbischof Lull von
Mainz (754786) allerdings wieder in Anspruch nahm, befreit, erwarb durch
Schenkungen Pippins und
Karls d. Gr. und vieler Großer ansehnlichen
Grundbesitz und ward eine der größten und angesehensten Reichsabteien, deren Äbte später
Reichsfürsten wurden. Die Hauptbedeutung des
Klosters beruhte im Anfang in seiner
Schule, der ersten Pflanzstätte theologischer
Gelehrsamkeit in
Deutschland, unter deren
Leitern Hrabanus Maurus,
Walafried Strabo, Servatus
Lupus,
Otfried,
Alkuin, Candidus u. a. hervorragen; auch besaß es eine für das 9. Jahrh. namhafte
Bibliothek.
Otto I. verlieh dem Abt von F. die
Würde des
Erzkanzlers bei der römischen Kaiserin, und unter Abt
Werner (968982) erhielt es den äbtlichen
Primat in »
Germanien und
Gallien«. Um dem zu Anfang des 10. Jahrh. eintretenden
Verfall zu steuern, wurden
Mönche aus
Schottland berufen, die zu
Benedikts Regel zurückkehrten. Viele
Güter, besonders von den entfernt liegenden, gingen im
Laufe der Zeit dem
Stift verloren, und 1487 mußte der Abt fast das ganze Stiftsgebiet an
Mainz und
Hessen verpfänden. Die
Reformation fand auch im Gebiete des
Stiftes Anhänger, und dem Abt
Johannes (15291541) wurde eine Reformationsordnung aufgedrungen, die manche protestantische
Elemente enthielt. Abt Balthasar begann 1573 mit Erfolg die
Gegenreformation. Das Fuldaer Gebiet, im
November 1631 vom
Landgrafen Wilhelm V. von
Hessen besetzt, wurde diesem als »
Fürsten in
Buchen« im
Februar 1632 von
Gustav Adolf von
Schweden als ein erbliches
Fürstentum förmlich überwiesen, das aber
Wilhelm nach der unglücklichen
Schlacht bei
Nördlingen (6. Sept. 1634) wieder aufgab. 1752 ward das
Stift zu einem
Bistum erhoben, dessen
Inhaber den
Titel Fürstbischof führte; 1803 kam F. mit
Korvei und
Dortmund als weltliches
Fürstentum an den Prinzen von
Oranien, der es an seinen Sohn
Wilhelm, spätern König der
Niederlande, abtrat; das fuldaische Gebiet umfaßte damals noch 18 Städte und
Flecken und 20 Ämter. Indes schon 1806 mußte der
Erbprinz das
Land verlassen. F. stand nun von Ende 1806 bis
Februar 1810 unter französischer
Verwaltung, worauf es mit dem Großherzogtum
Frankfurt vereinigt wurde. Nach dessen
Auflösung zwei Jahre lang dem österreichischen
Gouvernement in
Frankfurt unterstellt, kam F. 17.
Juli 1815 an Preußen, wurde aber von diesem 1816, mit Ausnahme der Ämter
Hammelburg,
Brückenau,
Hilders und
Weyhers, die an
Bayern fielen, unter dem
Titel eines Großherzogtums an
Kurhessen abgetreten. Aus dem größern Teil des Gebietes, der ehemaligen
Abtei Hersfeld, der Herrschaft
Schmalkalden und den beiden althessischen
Gerichten Friedewald und
Heringen, wurde nun eine
Provinz des Kurstaates gebildet, die 1866 mit
Kurhessen an Preußen fiel, das von
Bayern dazu auch den
Kreis Gersfeld (mit den ehemaligen fuldaischen Ämtern
Hilders und
Weyhers) gewann. Das
Bistum F. wurde 1829 neu errichtet; die preußischen
Bischöfe pflegen alljährlich, meist im
August, eine
Zusammenkunft in F. zu veranstalten. Vgl. »
Vita S. Sturmi« in den
Monumenta Germaniae historica, Scriptores, Bd. 2;
Schannat,
Historia Fuldensis (Frankf. 1729);
Dronke,
Codex diplomaticus Fuldensis (
Kassel 1850); »Das älteste Fuldaer Kartular«, hrsg. von Heydenreich (Leipz. 1899);
Rübsam,
Heinrich V., Fürstabt von F. 1288 bis 1313 (das. 1879);
Heppe, Die
Restauration des
Katholizismus in F. (Marb. 1850);
Arnd, Geschichte des
Hochstifts F. (
Fulda 1860);
Gegenbaur, Das
Kloster F. im
Karolinger Zeitalter (das. 187174);
Komp, Fürstabt
Johann Bernhard Schenk zu
Schweinsberg (das. 1878); v.
Egloffstein, Fürstabt Balthasar von
Dermbach u. die katholische
Restauration im
Hochstift F. (Münch. 1890); »Rats- und Bürgerlisten der Stadt F.«, hrsg. von Kartels (
Fulda 1904). Seit 1896 besteht der
Historische Verein der
Diözese F., der »Mitteilungen«, und der Fuldaer Geschichtsverein, der seit 1902 »Fuldaer Geschichtsblätter« herausgibt.