Lippe [3]

[594] Lippe, 1) Leopold, Graf zur, aus der Linie L.-Biesterfeld-Weißenfeld, preuß. Justizminister, geb. 19. März 1815 in See bei Görlitz, gest. 8. Dez. 1889 in Berlin, studierte 1836–39 in Berlin die Rechte, trat in den preußischen Justizdienst, ward 1849 Staatsanwalt, seit 1851 in Potsdam, im März 1860 Rat beim Appellationsgericht in Glogau, unmittelbar darauf aber wieder Erster Staatsanwalt beim Stadtgericht in Berlin und 1861 Oberstaatsanwalt beim Kammergericht. Nach dem Sturz der »neuen Ära« trat er 17. März 1862 als Justizminister in das Ministerium Hohenlohe und ward 17. Mai Kronsyndikus und Mitglied des Herrenhauses. Obwohl er für den Richterstand mancherlei tat, auch eine Ermäßigung der Gerichtskosten herbeiführte, war er als williges Werkzeug der Bismarckschen Maßregeln verhaßt, nahm, als Bismarck 1866 Frieden mit der liberalen Mehrheit des Abgeordnetenhauses geschlossen hatte, 5. Dez. 1867 den Abschied und war seitdem ein erbitterter Gegner der Bismarckschen Politik, trat im Herrenhaus der Begründung des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches sowie der kirchenpolitischen Gesetzgebung als eifriger Vertreter partikularistischer Interessen entgegen.

2) Armin, Graf zur L.-Biesterfeld-Weißenfeld, Landwirt, geb. 15. Okt. 1825 in Oberlößnig bei Dresden, gest. 21. April 1899 in Oberschönfeld, erlernte die Landwirtschaft auf dem Rittergut Steudach bei Eisfeld, studierte seit 1847 in Jena, war dann im sächsischen Vogtland praktisch tätig, siedelte 1867 nach Dresden über und wurde 1872 Professor in Rostock. Unter seiner Hand entstanden für die bäuerlichen Landwirte Mecklenburgs (die sogen. Erbpachter) über das ganze Land sich verzweigende Vereine, die er fest organisierte. 1878 zog er sich auf seine Besitzung in Schlesien (Schloß Oberschönfeld) zurück. Er schrieb: »Landwirtschaftliche Buchhaltung« (Leipz. 1858); »Der landwirtschaftliche Ertragsanschlag« (das. 1862); »Lehrbuch der allgemeinen Landwirtschaft nach Fr. Gottl. Schulzes System« (mit Emminghaus, das. 1863); »Der Landwirt in bezug auf Familie, Gemeinde, Kirche und Staat« (das. 1863); »Die rationelle Ernährung des Volkes« (das. 1866); »Die Grundsätze der Züchtung« (Ehrenfriedersdorf 1868); »Landwirtschaftliches Lesebuch für den kleinern Landwirt« (Dresd. 1871–75, 2 Tle.); »Die drei werbenden Faktoren der Landwirtschaft: Natur, Arbeit und Kapital« (das. 1892) u.a.

3) Ernst, Graf und Edler Herr zur L.-Biesterfeld, s. Ernst 9).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 594.
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