Mac Mahon

[26] Mac Mahon (spr. mack ma-óng), Marie Edme Patrice Maurice de M., Herzog von Magenta, Marschall von Frankreich. geb. 13. Juni 1808 in Sully bei Autun aus einer altirischen Familie, die nach dem Sturz der Stuarts nach Frankreich auswanderte, gest. 17. Okt. 1893 auf Schloß La Forêt, zeichnete sich 1837 bei dem Sturm auf Konstantine aus, wurde 1848 zum Brigadegeneral ernannt und mit der Verwaltung der Provinz Oran und später der Provinz Konstantine betraut. Seit 1852 Divisionsgeneral, kehrte er 1855 nach Frankreich zurück, erhielt den Befehl einer Division in der Krim und nahm am Sturm auf den Malakowturm 8. Sept. teil, worauf er die Senatorwürde erhielt. Nachdem er 1857 gegen die Kabylen gefochten und ihm 1858 der Oberbefehl über die Land- und Seemacht Algeriens übertragen worden war, befehligte er im italienischen Kriege das 2. Armeekorps und nahm mit ihm 4. Juni 1859 an dem Siege bei Magenta rühmlichen Anteil. Noch auf dem Schlachtfeld ward er zum Marschall und zum Herzog von Magenta ernannt. Auch in der Schlacht bei Solferino (24. Juni 1859) kämpfte er. 1864 ward er Pélissiers Nachfolger als Gouverneur von Algerien. 1870 erhielt er das Kommando des 1. Korps, schlug (6. Aug.) mit großer Tapferkeit die blutige Schlacht von Wörth (s. d.), ward jedoch besiegt und zum Rückzuge genötigt. M. sammelte die Überreste seines Korps hinter den Vogesen und führte sie mit großer Schnelligkeit nach Châlons, wo ihm der Oberbefehl über die dort nach und nach vereinigten Korps: 1,5 und 7, die notdürftig reorganisiert wurden, und das neuformierte 12. Korps zufiel. Er erhielt von der Regentschaft in Paris den Auftrag, mit dieser etwa 120,000 Mann zählenden Armee nach Metz aufzubrechen, um dem dort eingeschlossenen Bazaine die Hand zu reichen und den Krieg in den Rücken des Gegners zu spielen. Er begann 23. Aug. den Marsch auf Metz, aber so unentschlossen und langsam, daß die deutschen Armeen die berühmte Rechtsschwenkung machen und ihn nach der belgischen Grenze drängen konnten. Er wurde auf Sedan geworfen und hier 1. Sept. angegriffen. Früh am Morgen durch einen Granatsplitter am Schenkel verwundet, mußte er die Leitung[26] der Schlacht an Ducrot abgeben, wodurch ihm die schmerzliche Pflicht, die Kapitulation zu unterzeichnen, erspart blieb. Er geriet mit der übrigen Armee in deutsche Kriegsgefangenschaft. Nach Abschluß des Waffenstillstandes wurde er mit dem Oberbefehl der »Armee von Versailles« betraut, um die Kommune in Paris niederzuwerfen. Auch nach glücklicher Unterdrückung dieses Aufstandes (vgl. seinen Bericht: »L'armée de Versailles depuis sa formation jusqu'à la complete pacification de Paris«, Par. 1871) behielt er das Kommando der Armee von Versailles und Paris. Sein geachteter Name und seine kirchliche Gesinnung verschafften ihm von seiten der monarchisch-reaktionären Parteien nach Thiers' Sturz 24. Mai 1873 die Würde des Präsidenten der Republik. Indes trotz aller Unterstützung von seiten des neuen Präsidenten mißlang die Restauration des Königtums infolge des Starrsinns des Grafen Chambord, und M. sicherte sich nun eine starke Exekutive durch die von der Kammer 20. Nov. 1873 bewilligte Verlängerung seines Präsidiums auf sieben Jahre, das sogen. Septennat. Als er aber 16. Mai 1877, von seiner reaktionären Umgebung bewogen, das gemäßigte Ministerium Simon fortschickte und durch Broglie und Fourtou antirepublikanische Neuwahlen betreiben ließ, verlor er sein Ansehen. Die Neuwahlen fielen gegen ihn aus, und im Zwiespalt mit dem ihm aufgenötigten liberalen Ministerium nahm er 30. Jan. 1879 seine Entlassung und zog sich in das Privatleben zurück. Eine Bildsäule wurde ihm in Paris errichtet, eine andre 1895 auf dem Schlachtfelde von Magenta feierlich enthüllt. Vgl. E. Daudet, Souvenirs de la présidence du maréchal de M. (2. Aufl., Par. 1880); Hanotaux, La France contemporaine, Bd. 2 (das. 1905; deutsch, Berl. 1905); die Biographien von Grandin (Par. 1893, 2 Bde.), Hennet (1894), Montbrillant (Lille 1894), Laforge (Par. 1898, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 26-27.
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