[318] Selbstverstümmelung bei Tieren (Autotomie), die fälschlich oft als Willensakt aufgefaßte Erscheinung, daß zahlreiche niedere Tiere und selbst einige Wirbeltiere ihre irgendwie festgehaltenen, stark eingeklemmten oder gequetschten Gliedmaßen oder Teile ihres Rumpfes fahren lassen oder abbrechen und so ihre Freiheit wiedererlangen. Diese Fähigkeit ist besonders stark entwickelt bei manchen Würmern und Seeschnecken, bei Seesternen, welche die Arme fahren lassen, und bei Holothurien, die ihre Eingeweide gleichsam einem Angreifer zur Beute hinwerfen, bei Krebstieren und Spinnen sowie bei Heuschrecken, Ameisen und andern Insekten, welche die Beine abwerfen, und bei Eidechsen, die den gefährdeten Schwanz abbrechen. Solche S. tritt aber nur bei Tieren ein, denen die preisgegebenen Gliedmaßen wieder wachsen (s. Regeneration), und ist als Wohlfahrts-[318] oder Schutzeinrichtung aufzufassen, die den betreffenden Tieren gestattet, vielen Gefahren zu entrinnen. Schon Réaumur bemerkte, daß die Krebse ihre Beine immer an einer bestimmten, dazu besonders vorgerichteten Stelle dicht am Körper abbrechen, und diese Eigenschaft ist besonders bei den Krabben stark entwickelt. Alle diese Tiere sind nicht imstande, freiwillig ihre Glieder abzuwerfen; befestigt man Krebse, Krabben, Heuschrecken an einem Beinende, Eidechsen am Schwanze so, daß die Schlinge keinen scharfen Druck ausübt, so kann man ihnen beliebig drohen, ohne etwas andres zu erzielen als vergebliche Bemühungen, das Glied zu befreien. Sobald aber ein starker Reiz durch Quetschung, Hitze, Chemikalien, Elektrizität auf das gefangene Gliedende geübt wird, tritt ein reflektorisch angeregter Muskelkrampf ein, der das Glied ohne merkliche Nachblutung an der vorgerichteten Stelle vom Körper löst. Selbst bei den Eidechsen, die den sich S-förmig krümmenden Schwanz an mehreren Wirbelgelenken lösen können, ist erheblicher Blutverlust vermöge eigentümlicher Wundernetze der Adern ausgeschlossen. Daß das Bewußtsein bei diesem Reflexakt keine Rolle spielt, geht daraus hervor, daß enthauptete Eidechsen noch leichter den gereizten Schwanz abwerfen als unversehrte, dagegen hebt Verletzung des bei solchen Reflexakten selbständig tätigen Rückenmarks oder der Segmentganglien des Gliedertieres sofort die Möglichkeit der Selbstverstümmelung auf.
Brockhaus-1911: Selbstverstümmelung · Bei · Petro Bei
Herder-1854: Bei · Riala-Bei · Aderlassen bei Obstbäumen · Ali Bei
Lueger-1904: Querschnittsmaße bei der Eisenbahn · Ballastgewichte bei Brücken
Meyers-1905: Nahrungswechsel bei Tieren · Selbstmord bei Tieren. · Selbstverstümmelung · Schuster, bleib bei deinem Leisten! · Bei · Reichskommissare bei den Seeämtern · Wert bei Verfall · Voll und bei! · Abdullah Bei · Französische Stellung bei Pferden · Fleischgenuß bei den Juden · Feldmark bei Wesel · Galib Bei · Mavroyeni Bei · Hamdi Bei · Ghalib Bei
Pierer-1857: Selbstverstümmelung · Riala-Bei · Rheinfall bei Schaffhausen · Schout-bei-Nacht · Abdul-Hamid-Bei · Voll u. bei · Bei offener Lade · Bei · Allenfalls bei Herrn N. R. · Lucca, bei den Römern · Einsiedler bei St. Johannes · Egg bei Puppetsch