Cordillēren

[437] Cordillēren (span. Cordilleras [spr. Kordiljeras], d. i. Kettengebirge), 1) Beiname verschiedener Gebirgszüge in Südamerika, z.B. Cordillera Grande, C. Geral u.a.; 2) vorzugsweise das große Gebirgssystem, welches von Cap Horn an aufsteigend, längs der ganzen Westküste Südamerikas hinläuft u. sich über die Landenge von Panama hinweg nach dem westlichen Theil von Nordamerika verbreitend, sich dort bis an das Plateau des Mackenzie (nahe dem 70° n. Br.) verzweigt; seine Länge beträgt gegen 1900 Meilen, die durchschnittliche Breite des Hauptgebirges 10–12 Meilen, einschließlich seiner östlichen Verzweigungen in Südamerika 100 Meilen, in Nordamerika über 300 Meilen, seine Basis 216,000 QM. Die C. bilden ein durch kettenartige Gliederung unter sich zusammenhängendes Ganze, mit großen tief einschneidenden Thalspalten u. mehreren Hochebenen von bedeutender Höhe, geben vielen großen Strömen u. Flüssen ihre Quellen, zeichnen sich im Allgemeinen durch Reichthum an edlen Metallen, sowie durch eine Menge theils ausgebrannter, theils noch thätiger Vulkane aus u. haben nächst dem Gebirgssystem des Himalaya (Asien) die höchsten Bergspitzen der Erde. Ihrer geognostischen Beschaffenheit nach gehören die C. zu den sogenannten Urgebirgen. Man unterscheidet folgende einzelne Züge: a) die C. von Patagonien, bei ihrem ersten Hervortreten auf das südamerikanische Festland (Cap Froward od. Forward, 53°54' s. Br.) eine geringe Breite einnehmend, mit einer mittleren Höhe von 3000 Fuß, zahlreichen Nevados (Gipfeln mit ewigem Schnee bedeckt), aber nicht über 8000 Fuß steigend (höchste Spitzen: Yanteles 6725 Fuß, Minchimmadon od. Minchimmadiva [Vulkan] 7640 Fuß, el Corcovado [Vulkan] 7510 Fuß), bis zum 42° 46' s. Br.; b) die C. von Chile (Cordillera de la Costa), eine unweit der Meeresküste hinlaufende Kette von geringer Breite u. Gipfeln bis über 7000 Fuß (höchste Spitzen: Cerros de Alhue 7332 Fuß, Horcon de Piedra 7313 Fuß, Cuesta Prado 6083 Fuß, Cerro Amarillo 7316 Fuß). Parallel mit diesen läuft ungefähr 4 Meilen östlich ein den Hauptzug bedeutend an Höhe überragender Seitenzweig, Cordilleras de los Andes (d. i. östliche Gebirgskette) od. die Anden (s.d.), welcher Name auch häufig der ganzen südamerikanischen Kette beigelegt wird, hin, dessen höchste Spitzen der Tupungato 22,450 Fuß, Aconcagua (muthmaßlich Vulkan) 22,301 Fuß, Jomal 20,368 Fuß, San José 18,150 Fuß, Cerro del Plomo 17,825 Fuß, Maypu (Vulkan) 17,664 Fuß, Villarica (Vulkan) ungefähr 16,000 Fuß, Portillo East Pass (Paß) 14,315 Fuß, Antuco (Vulkan) 9245 Fuß sind; c) die C. von Peru u. Bolivia, 20° s. Br. beginnend, deren westlicher Zweig in einer mittleren Kammhöhe von 14,000 Fuß, deren östlicher von 13,000 Fuß die 12,000 Fuß hohe, 1000 QM. große Hochebene von Peru mit dem 11,972 Fuß hohen Spiegel des Titicacasees umschließend (höchste Spitzen: Pomarape 21,700 Fuß, Gualatieri 21,960 Fuß, Parinacota 22,030 Fuß, Sahama 22,350 Fuß, Illimani 21,145 Fuß, Arequipa [Vulkan] 18,300 Fuß, Chuquibamba 20,600 Fuß); d) die C. von Quito od. Ecuador, in zwei Zügen ein Hochland von 8500 Fuß umschließend, nirgends finden sich Gipfel von solcher Höhe näher zusammenstehend als hier (auf der westlichen Kette: der Chimborazo 20,148 Fuß, Ylinazt 18,296 Fuß, Corazon 17,900 Fuß, Atacazo 16,300 Fuß, Pichincha 14,946 Fuß, Cotocache 15,420 Fuß, auf der östlichen Kette: Cotopaxi 17,700 Fuß, Antisana[437] 17,940 Fuß, Cayambe [vom Äquator durchschnitten] 18,420 Fuß). Unweit des letzteren Gipfels, 0°21' n. Br., vereinigt sich der Hauptzug der C. wieder mit dem großen östlichen Zweige (Anden), den Bergknoten von Los Pastos bildend u. geht nun e) als C. von Neu-Granada in den Staat dieses Namens über, sich dort in 3 Zweige spaltend: einen östlichen (Sierra de Suma-Paz mit der 8200 Fuß hohen Hochebene von Bogota u. mehreren Spitzen bis zu 12,000 Fuß, von denen jedoch keine die Schneelinie erreicht, nur der 13,200 Fuß hohe Chita ist Nevado), einen mittleren (C. von Guanacas od. Quindiu mit den Nevados Huila, Baraguan u. Herveo u. dem 17,200 Fuß hohen Vulkan Tolima dem höchsten Berg Südamerikas, nördlich vom Äquator) u. einen westlichen (C. von Choco mit einer mittleren Kammhöhe von 5000 Fuß u. einigen Gipfeln bis zu 9000 Fuß); f) die C. von Guatemala, auf dem Isthmus von Panama beginnend, Anfangs nur 1000 Fuß hoch, dann aber in der Silla de Veragua bis zu einer mittleren Kammhöhe von 8000 Fuß steigend u. sich bis zum Isthmus von Tehuantepec erstreckend, zahlreiche Vulkane mit ewigem Schnee bedeckt enthaltend (Agua, 13,550 Fuß, Amilpas 12,200 Fuß, Fuego, Atitlan Acatenango, Tajamulco u. m. a.) u. mit einem östlichen Seitenzweige (der Sierra von Yucatan, ebenfalls vulkanisch). Jenseit des Isthmus von Tehuantepec liegt das große 8000 Fuß hohe Tafelland von Anahuac (s.d.), an dessen Ostrande, auf der Grenze der Ebene von Cuetlachtlan sich der Citlaltepetl (Pic von Orizaba) 16,302 Fuß, der Nauhcampatepetl (Coffre de Perote) 12,590 Fuß u. der Popocatepetl 16,626 Fuß (wahrscheinlich der höchste Berg von ganz Nordamerika) erheben; g) die Central-C. von Mexico od. Sierra Madre mit den ungefähr 6000 Fuß hohen Hochebenen von Queretaro, S. Luis de Potosi u. Xalisco, dem James Pic u. dem 11,000 Fuß hohen Big-Horn; parallel mit dieser Kette gehen die West-C. od. Nordamerikanischen See-Alpen, sich längs der Küste der Californischen Halbinsel hinziehend. Unterm 42° n. Br. beginnen h) die Felsengebirge (Rocky-Mountains, Oregongebirge) mit den vorigen jedoch nicht ununterbrochen zusammenhängend, mit dem Mount Brown 16,000 Fuß, dem Mount Hooper 15,690 Fuß, dem Fremonts Peak 13,570 Fuß u. dem großen Gebirgsknoten der Wind-River-Mountains, von welchem aus sich nach verschiedenen Richtungen die Sierra Nevada (mit Gipfeln bis zu 15,000 Fuß), die Rattle-Snake-Mountains, die Sierra Verde, S. de las Grullas u. S. de Mogollon u.a. Züge, theils nach den Vereinigten Staaten, theils nach Britisch Nordamerika abzweigen. Der Hauptgebirgszug der Rocky-Mountains geht nach N., erreicht dort noch einmal im Eliasberg unterm 60° n. Br. eine Höhe von über 15,000 Fuß u. verflacht sich dann in noch unbekannten Gegenden am nordischen Polarmeere. Selbst die noch 3000–4000 Fuß hohen Vulkane der Aleutischen Inseln sind als eine westliche Fortsetzung der Rocky-Mountains zu betrachten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 437-438.
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