Dante [2]

[733] Dante, 1) (eigentlich Durante Allighieri), klassischer italienischer Dichter, geb. 1263 in Florenz, aus edler florentinischer Familie (Elisei, dann Cacciaguida, nahm von einer Heirath den Namen Allighieri an), focht 1289 gegen die Ghibellinen von Arezzo bei Campaldino u. später gegen die Pisaner. Er verlor 1290 eine Geliebte, Beatrice (abgekürzt Bice) Portinari, an der er mit glühender Leidenschaft hing, durch den Tod, heirathete um 1291 Gemma Donati, von der er sich jedoch, nachdem sie ihm mehrere Kinder geboren hatte, wieder trennte. Der Tod seiner Geliebten bezeichnet einen Wendepunkt in seinem Leben. Bis dahin hatte er der Partei der Guelfen angehört, welche in seiner Vaterstadt die Oberhand führte; jetzt wurde ihm das frivole u. unpatriotische Treiben seiner Genossen ein Anstoß, u. als die Adelspartei 1296 darauf ausging, die politische Ordnung des Staates zu untergraben, trat er offen zur Volkspartei über u. ließ sich in die 6. Zunft (Ärzte u. Apotheker) einschreiben. Dieser Übertritt war nicht ohne große politische Bedeutung, da D. als Mann von reichen Kenntnissen u. männlicher Gesinnung längst die öffentliche Aufmerksamkeit erregt hatte. Als die Volksparte; sich selbst wieder spaltete, schlug er sich zu den Weißen denen sich die vertriebenen Ghibellinen anschlossen, während die Guelfen es mit den Schwarzen hielten. Im Jahre 1300 wurde er Mitglied des Priorats der höchsten vollziehenden Behörde des Staates u. wirkte thätig zur Unterdrückung der von den Schwarzen erregten Unruhen. Später fungirte er als florentinischer Gesandter am Hofe des Prinzen, welcher heimlich der guelfischen (schwarzen) Partei zugethan war. Auf des Papstes Veranlassung gelchah es nun, daß Karl v. Valois den Schwarzen 1302 zu Hülfe kam. Sie siegten u. die Führer der weißen Partei, darunter auch D., wurden zum Feuertode verdammt. Verbannt von seiner Vaterstadt u. durch Confiscation seines Vermögens beraubt, hielt sich D. bald hier bald dort auf, so in Arezzo, dann in Verona, seit 1304 in Paris, immer hoffend, das zerrissene Italien wieder unter einer Kaiserkrone vereinigt zu sehen. Seine Hoffnung belebte sich aufs Neue, als Heinrich VII. nach Italien ging; er eilte 1310 auch dahin u. suchte für die Sache des Kaisers zu wirken, aber schon 1313 starb Heinrich VII., u. sein Tod machte alle Pläne D-s zu Nichte. Zuletzt lebte D.[733] in Ravenna, wo er 1321 st. Dort ließ ihm der Cardinal Bembo 1483 ein Denkmal errichten. Hauptwerk: Divina commedia in 100 Gesängen, worin er seine religiöse u. politische Weltanschauung in Allegorien zur poetischen Darstellung bringt. Seine Verherrlichung eines idealen Kaiserthums, dem er eine gleiche Berechtigung in der göttlichen Ordnung der Dinge zuerkannte wie der Kirche, zog ihm den Ruf eines Ketzers zu, später wurde jedoch sein Werk öffentlich in den Kirchen vorgelesen u. dem Volke erläutert. Die Divina commedia schildert eine Reise des Dichters durch Hölle, Himmel u. Fegefeuer (L'inferno in 34, Il purgatorio in 33 u. Il paradiso in 33 Gesängen), wobei er seine Ideen u. Betrachtungen an die Begegnisse auf dieser Wanderung anknüpfte. 1. Ausg. (Foligno) 1472, Fol.; doch erst in der Ausgabe 1855 so benannt; sehr oft herausgegeben; n. Ausg. Rom 1813–17, 4 Bde.; von Viciani 1823; Florenz seit 1817, Fol.; in Deutschland, Penig 1804 f., u. ö.; sie ist in alle lebende Sprachen übersetzt, deutsch von Kannegießer, Amsterd. 1814–21, 4. Ausg. Lpz. 1843, 3 Bde.; mit Umrissen nach Flaxmann von Hummel, 3. Aufl. Lpz. 1832, 3 Bde.; von Streckfuß, Halle 1824–26, 3 Bde., 3. Aufl. ebd. 1840 f., 3 Bde.; von Heigelin, Blaub. 1836 f., 3 Thle.; metrisch übersetzt u. mit Erläuterungen von Philalethes (König Johann von Sachsen), Dresd. 1839 f., 3 Bde.; von Kopisch, B. v. Guseck u. A.; auch in lateinischen Hexametern von Cajetan della Piazza, Lpz. 1848. Dante schr. außerdem: Rime (deutsch von Witte u. Kannegießer, Lpz. 1842); Vita nuova (Gedichte auf Beatrice), Flor. 1732, Chemn. 1810, von Trivulgio, Mail. 1827 (deutsch von Fr. v. Oeynhausen, Wien 1824, von K. Förster, Lpz. 1841 ); L' amoroso convito, ebd. 1490, von Trivulzio 1826; De monarchia mundi, Vened. 1744; De vulgari eloquio, Par. 1577; die prosaischen Schriften deutsch von Kannegießer, Lpz. 1845, 2 Bde.; Blanc, Vocabolario dantesco, Lpz. 1852. In neuester Zeit fand Theod. Heyse 9 Briefe D-s auf. Dieselben sind enthalten in der Briefsammlung D-s von Alessandro Torri, Ver. 1843, abgedruckt darin ist auch die seltene Abhandlung über das Wasser u. die Erde, die D. 1320 in Verona vorlas, zuerst gedruckt Vened. 1508, dann Neap. 1576. Werke: erste correcte Ausg. Vened. 1741, 2 Bde.; vollständige, ebd. 1757 f., 4 Thle., neueste Par. 1811–13. Lebensbeschreibung von Balbo, Tur. 1839, 2 Bde., von Wegele, Jena 1852. 2) D., da Majano, geb. zu Majano in Toscana, Zeitgenosse des Vor.; flößte durch seine Gedichte einer jungen Sicilianerin, Nina, solche Leidenschaft ein, daß sie sich Nina di Dante nennen ließ. Gedichte in der Sammlung: Sonetti e canzoni di disersi antichi autori Toscani, Flor. 1527. 3) Giambattista, aus Perugia; genannt der neue Dädalus, weil er mit künstlichen Flügeln über den Trasimenischen See flog, stürzte aber, als er einen neuen Flugversuch machte, auf eine Kirche u. brach das Bein; er wurde dann Lehrer der Mathematik in Venedig u. st. das., 40 Jahre alt, zu Ende des 15. Jahrh.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 733-734.
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