Held [2]

[207] Held, 1) Vicekanzler Kaisers Karl V., schloß 1538 den Heiligen Bund gegen die Protestanten in Nürnberg; der Kaiser war deshalb mit ihm unzufrieden. 2) Heinrich, geb. in Guhrau in Schlesien gegen Ende des 16. Jahrh., lebte daselbst als Licentiat der Rechte u. Rechtsprakticus u. st. 1643; er ist einer der gediegensten Dichter der alten Schlesischen Schule; von ihm ist auch das Lied: Gott sei Dank in aller Welt; er schr.: Hans Wurst, Frankf. 1643; Poetische Lust u. Unlust, ebd. 1643. 3) Hans Heinrich Ludwig von H., geb. 15. Nov. 1764 in Auras an der Oder unweit Breslau, studirte die Rechte u. Staatswirthschaft, wurde 1788 Secretär bei der niederschlesischen Accise- u. Zolldirection in Glogau, 1791 nach Küstrin versetzt, 1793 Assessor bei der Zoll- u. Steuerdirection in Posen u. noch in diesem Jahre Oberaccise- u. Zollrath, 1797 aber wegen eines Gedichts zur Geburtstagsfeier des Königs, welches Anspielungen auf den Minister Hoym enthielt, nach Brandenburg versetzt u. 1801 wegen des, gegen die Staatsminister Hoym u. Goldbeck gerichteten sogenannten Schwarzen Buchs (Die wahren Jacobiner im preußischen Staate, od. Actenmäßige Darstellung der bösen Ränke u. betrügerischen Dienstführung zweier preußischen Minister) zu 18monatlicher Festungshaft in Kolberg verurtheilt. Im Sommer 1803 kehrte er mit Beibehaltung seines Titels nach Berlin zurück, wo er von dem Minister Struensee beschäftigt wurde; 1804 richtete er ein heftiges Sendschreiben an Bonaparte u. zog sich bald. nach dem Einzuge der Franzosen in Berlin (1806) nach Neu-Ruppin zurück; erst 1810 nahm er wieder seinen Aufenthalt in Berlin u. wurde hier 1812 als Salzfactor angestellt; als durch Diebstahl die Salzkasse, welche er verwaltete, einen beträchtlichen Verlust erlitten hatte, welchen er ersetzen sollte, erschoß er sich 1842. Er schr. noch: Geschichte der Stadt Kolberg, 1802; Über Preußens Vergrößerung im Westen, 1802; Patriotenspiegel für die Deutschen, 1804; Struensee, eine Skizze, 1805; Blicke hinter Vorhänge, 1806; vgl. Varnhagen von Ense, Hans Held, ein preußisches Charakterbild, Lpz. 1845. 4) Gustav Friedrich, geb. 1804 zu Meuselwitz im Altenburgischen, studirte in Leipzig die Rechte, wurde hier 1828 Advocat u. Privatdocent, 1832 Assessor beim Schöppenstuhl u. 1835 Appellationsrath in Dresden, war seit 1846 mit der Bearbeitung eines Civilgesetzbuches für das Königreich Sachsen beschäftigt, verwaltete vom 25. Febr. bis 2. Mai 1849 das Justizministerium u. st. 24. April 1857. Er schr.: Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Sachsen in seinem System, Lpz. 1852; der Entwurf selbst erschien Dresden 1852 u. Erläuterungen dazu Lpz. 1853; mit v. Watzdorf gründete er die Jahrbücher für sächsisches Strafrecht, 1839, u. setzte dieselben mit Schwarze u. Siebdrat als Neue Jahrbücher 1841 ff. fort. 5) Friedrich Wilhelm Alexander, geb. 1813 in Neiße; wurde 1831 Offizier im 36. Infanterieregiment in Mainz, nahm seinen Abschied; wurde 1836 Schauspieler, lebte dann in Erfurt, wandte sich ganz der Literatur zu u. lebte seit 1843 als Redacteur der Locomotive in Leipzig u. als diese verboten wurde, in Halle, Schkeuditz u. Berlin. Er gab dort mehrere Blätter, u.a. das Volksblatt, heraus, wandte sich seit März 1848 ganz zur Volkspartei u. war einer der ersten Volksführer; aber wegen seiner zweideutigen Haltung verlor er das Vertrauen seiner Partei u. beschäftigte sich theatralisch, war 1850 königlicher Torfinspector in Ryno bei Freienwalde, lebte nachher in Frankfurt a. M. u. Homburg zurückgezogen; er schr. u.a. die Tragödien: Liebe, Erf. 1841, u. Freundschaft, ebd. 1842; Das vaterländische Schauspiel 1813, 1814, 1815, ebd. 1841; Preußens Helden, ebd. 1841, 6 Bdchn; Irrfahrten eines Komödianten, ebd. 1842; mit Corvin: Illustrirte Weltgeschichte, Lpz. 1844 ff; Geschichte des Revolutionszeitalters (1789–1850), ebd. 1850 ff.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 207.
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