[838] Neuseeländische Sprache, dem großen Oceanischen Sprachgebiet angehörend, ist erst in neuerer Zeit dem Verständniß der Europäer durch Übersetzung des Neuen Testaments u. einige von Missionären unternommene grammatische Versuche erschlossen worden. Außer den gewöhnlichen fünf Vocalen, von denen einige zu Diphthongen verbunden werden, gibt es nur folgende Laute: h, k, m, n, p, r, t, w. In Übertragungen fremder Wörter werden die Zischlaute durch h (z.B. Hohaiaha Josias), l u. d durch r (Rawiri David, Haramona Salomon), b u. f durch p (Pooha Boas, Pareha Pharez), alle Gutturale durch k ausgedrückt. Der Bau der Wurzeln ist sehr einfach, alle Sylben schließen vocalisch, auch im Anfang der Sylbe treten nie zwei Consonanten zusammen. Ursprünglich mögen die Wurzeln durchgängig einsylbig gewesen sein, jetzt existiren neben sehr zahlreichen einsylbigen auch mehr-, selbst vielsylbige, z.B. rangatiratanga. Flexionsformen (Declination u. Conjugation) sind nicht vorhanden; das Verhältniß der Satztheile zu einander wird entweder ganz unbestimmt gelassen od. durch Einschiebungen von Partikeln, deren Zahl überaus groß u. deren Bedeutung sehr mannigfaltig ist, angezeigt. Dagegen bemerkt man einzelne Versuche Bildungsformen zu schaffen, obschon dieselben nicht consequent angewendet werden, sondern mehr an gewisse Wörter gewachsen zu sein scheinen. Solche Formen gibt es, um aus einer Verbalwurzel ein Nomen abstractum zu bilden, um der Bedeutung der ersteren die Modification des Passivum u. Reflexivum zu geben. Es gibt einen Artikel für das männliche u. einen für das weibliche Geschlecht; Pronomina jeder Gattung sind vorhanden, die Possessiva werden aus den persönlichen durch Partikeln gebildet; verschiedene Wurzeln hat das Pronomen der dritten Person im Singular u. im Plural. Der Numerus wird bei dem Nomen entweder unbezeichnet gelassen, od. durch Partikeln od. durch Collectivzahlwörter ausgedrückt. Die Zahlwörter sind: 1 tahi, 2 rua, 3 toru, 4 wha, 5 rima, 6 ono, 7 whitu, 8 waru, 9 iwa, 10 ngahurn; die Ordinalia werden damit durch den vorgesetzten Artikel te ausgedrückt: te tahi der erste etc. Bei dem Verbum bringt der Plural zuweilen eine Abänderung im Endvocal hervor, sonst wird er übergangen. Der Satzbau ist einfach, die Bildung der Theile im Satze aber unterliegt mannigfachen Veränderungen, welche sich kaum von bestimmten Regeln abhängig machen lassen. Schwieriger noch wird die N. S. dadurch, daß viele, ja die meisten unserer einfachen grammatischen Vorstellungen im Neuseeländischen in eine Menge Wörter u. Wörtchen, die an sich bedeutungslos, erst durch Zusammensetzung eine, für uns aber nicht immer wahrzunehmende Wirksamkeit erhalten, aus einander fallen. Anfang des Vaterunser: O to-matou matua i te rangi, kia-tapu tou ingoa, tukua-mai tou rangatiratanga, d.h. O unser Vater in am Himmel (sei-) heilig dein Name, komme dein Reich. Grammatik u. Wörterbuch von Kendall, London 1820; von Williams, 2. Ausg. ebd. 1844; von Maunsell, Auckland 1842. Durch die Missionäre sind auch die Anfänge zu einer Neuseeländischen Literatur gemacht worden, wenngleich dieselbe bis jetzt fast nur aus Erbauungs- u. Unterrichtsschriften besteht. Die Maori besitzen viele Sagen u. Gesänge; eine Anzahl hat der frühere Gouverneur G. Grey gesammelt (Ko nga whakapepeha me nga whakaahuareka a nga tipuna Aotea-Roa, Kapstadt 1857); eine Anzahl von Adressen, welche die Maoris an ihren Gouverneur gerichtet haben, sind von Davis (Maori mementos, Lond. 1857) in das Englische übersetzt worden. Ein Verzeichniß aller in N-r S. gedruckten Bücher gibt Grey in seinem Handbook of African, Australian and Polynesian Philology (Kapstadt 1859, Bd. 2, Heft 4) heraus.
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