[947] Siamesische Sprache (Thaisprache), gehört zu den einsylbigen Sprachen u. scheidet sich in zwei Dialekte: Phâsa thai yai (Phâsa thai kha loang) u. Phâsâ tchâw muang nâk (Phâsâ tchâw ban nak); der Unterschied beider besteht hauptsächlich in einer Verschiedenheit der Aussprache. Die Schrift ist aus der Palischrift entlehnt, doch mit Abweichungen, welche die besondere Natur der S-n S. erforderte. So sind die weichen Palatine u. Gutturale g, gh, dj, djh in kh, s u. tch übergegangen, dh fehlt, dagegen ist die Zahl der Vocale größer, namentlich durch das französische u (ü) vermehrt. Man schreibt von der Linken zur Rechten. Die S. S. ermangelt zu Folge ihrer einsylbigen Natur aller eigentlichen Flexion. Sie besteht aus nur 1861 wesentlich von einander verschiedenen (einsylbigen) Wörtern, deren Zahl jedoch durch die verschiedenen Accente, mit denen jede Sylbe ausgesprochen werden kann, auf 2792 erhöht wird, welche man als die Wurzelwörter der Sprache ansehen kann. Composita u. Fremdwörter bilden den übrigen Reichthum derselben. Die S. S. bedient sich des Artikels, indem sie das Zahlwort neung, ein, hinter das Substantiv setzt. Das Genus wird durch Wörter ausgedrückt, welche männlich, weiblich, Mann, Frau etc. bedeuten. Gewöhnlich ist die Stellung der Wörter hinreichend zur Bezeichnung der Casus, sonst werden diese durch besondere, dem Substantiv vorgesetzte Partikeln, eigentlich Präpositionen, näher bezeichnet. Zeitwörter gibt es eigentlich nicht; es sind Handlungs- od. Zustands. Nomina, welche durch beigesetzte Partikeln Verbalbedeutung erhalten. Durch solche Partikeln kann die S. S. Aorist, Plusquamperfectum, Futurum, Imperativ u. Subjunctiv bilden. Das Verbum steht stets nach dem Subject u. vor dem Attribut. Im Allgemeinen ist entweder die Stellung eines Worts, od. die Verbindung mit Partikeln, welche den Redetheil andeutet, dessen Stelle dasselbe vertritt, da die meisten nach den Umständen als Substantiva, Adjectiva, Verba u. selbst als Partikeln gebraucht werden können. So heißt z.B. rèng die Stärke, daher rèng mâ die große Stärke, aber fhai rèng das starke Feuer, u. rèng fhai das Feuer anzünden; als Adverbium wird dies Wort aber in der Redensart gebraucht: rèng khao mâ, muthig (mit Stärke) eintreten. Doch sind diejenigen Wörter, welche natürliche Gegenstände darstellen, als wirkliche Substantiva zu betrachten. Hierbei wird gewöhnlich ein Wort, welches die Klasse (z.B. Pflanze, Vogel, Fisch) bezeichnet, mit dem Speciesnamen verbunden, ein System, welches auch auf manche andere Gegenstände u. Verhältnisse, die unter Klassen zu bringen sind, übergetragen worden ist. Die Kenntniß dieser Klassenwörter ist wichtig zum Verständniß der Sprache, indem sie einigermaßen für den Mangel der Beugungen entschädigt. Sie werden dann jedesmal dem Specieswort beigefügt, wenn von diesem eine Zahl angegeben ist, z.B. krout sam twa, drei Adler, wörtlich: Adler drei Köpfe, wo Adler das Individuum od. Species, Kopf die Klasse od. das Genus ist. Andere Substantiva werden durch sinnreiche Zusammensetzungen gebildet, so bedeutet Augenwasser so viel als Thränen, Brustwasser Milch, Brustmutter Amme etc. Viele Adjectiva werden durch Verbindung eines Substantivs mit dem Zeitwort mî (sein) gebildet. So mî nam, wässerig, von nam, das Wasser; mî dîn, erdig, von dîn, die Erde; mî pan-ya, weise, von pan-ya, die Weisheit. Das verbum substant. sein, wird häufig nicht ausgedrückt, z.B. khan nî tchai dî, jener Mensch gutmüthig. Doch gibt es drei Wörter dafür: pen, yoû u. mî. Das erste verbindet das Attribut mit dem Subject: phrah tchao pen pari-south-thi, Gott ist sehr vollkommen; yoû drückt das Raum- u. Zeitverhältniß aus: yoû nai cuan, od. nur yoû ruan, er ist im Hause od. zu Hause (dagegen würde ruan yoû heißen: das Haus steht); mî bezeichnet im Allgemeinen die Existenz, z.B. mî khan neung, es ist ein Mensch, es gibt einen Menschen. Verbalsubstantiva werden gebildet, indem man khwam, die Sache, vor das Wurzelwort setzt: khwam dâg, der Tod, khwâm rak, die Liebe. Grammatik von J. Low, Calc. 1828, von J. B. Pallegoix, Bangkok 1850; Wörterbuch von Demselben, Par. 1854. Je versteckter, blos andeutend der Styl ist, für desto seiner gilt er. Außer Briefen u. Staatsacten wird nur in Versen geschrieben, z.B. Gespräche zwischen beiden Geschlechtern, phantastische Liebes- u. Heldenlieder von Rama u.a.
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Herder-1854: Siamesische Krankheit
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Pierer-1857: Siamesische Krankheit