Spiegel [2]

[544] Spiegel, 1) Titel von Werken, bes. pädagogischen u. moralischen Inhalts, in denen Beispiele aus dem Leben als Muster od. zur Warnung aufgestellt sind, s. Fürstenspiegel, auch von Rechtsbüchern, s.u. Speculum 3); 2) S. im Schilde, Abbildungen der Gegenstände des Unterwappens auf dem Helm, s.u. Schirm 7); 3) bei Münzen die mit dem Gepräge versehene Fläche; 4) bei völlig durchsichtigen Getränken (Bier), so v.w. Glanz; 5) die ruhende Oberfläche einer Flüssigkeit (s.d.), bes. des Meeres (s.d.); 6) eine glänzende Stelle an den Flügeln mancher Vögel, z.B. der Enten; 7) S. an den Pfauenfedern, so v.w. Auge 3); 8) ähnliche Flecken an Schmetterlingen u.a. Thieren; 9) der weiße Fleck um den After des Rehes; 10) beim Hirsch (s.d.) so v.w. Augen; 11) S. eines Schiffes, der hintere Theil, bes. der über den Hackbalken, bis oben an den Hackbord, wo sich die große Kajüte mit ihrer Gallerie befindet. Er war ehemals platt u. ist es jetzt noch an vielen Schiffen; die Amerikaner haben jedoch zuerst angefangen ihre Schiffe hinten rund zu machen u. die obere Batterie rund herumgehen zu lassen, worin ihnen die Briten u. neuerlich auch die Franzosen nachfolgen; 12) an den scharfen Cartouchen für Kanonen die von Linden- od. Pappelholz gefertigte Scheibe, welche zwischen der Ladung u. der Kugel liegt, ist nach dieser zu rund ausgehöhlt, nach jener zu glatt u. hat zwei Rinnen, um den Patronensack bequemer anbinden zu können. Die Kugel wird in die Vertiefung gesetzt u. mit dem S. verbunden. Auch die Granaten haben ähnliche S., welche jedoch nicht mit der Cartouche verbunden, sondern bei den kugelförmigen Kammern nach der Figur derselben abgerundet sind. Über die S. der Kartätschenbüchsen s.u. Kartätschen 1); 13) (Kammerspiegel), die hölzerne Vorrichtung bei Hebespiegelgranaten werfenden, sonst auch bei anderen Mörsern, um den über der Pulverladung befindlichen Raum der Kammer auszufüllen; war nach der Form des Flugs gedreht; 14) Theil der Patrone des preußischen Zündnadelgewehrs; er wird aus starkem grauem Packpapier gefertigt; dieses wird in etwas breitere Streifen geschnitten, als die Lehre für den S. besagt, u. dieser Streifen so gebrochen, daß ein langes u. kurzes Ende wird, der gebrochene Streifen auf einer Maschine sehr fest gewickelt u. die Enden verkleistert; diese Rollewird in einer Presse durch zwei sich entgegenwirkende Stangen so gepreßt, daß das obere Ende eine Aushöhlung für das Spitzgeschoß erhält; das untere Ende erhält eine geringe sphärische Aushöhlung, in welcher eine weitere Vertiefung von cylindrischer Form zur Aufnahme der Zündpille sich befindet; am oberen Ende befinden sich Einschnitte; 15) so v.w. Hebespiegel; 16) viereckige Masche im Jagdnetz (s.d.); daher auch 17) ein solches Jagdnetz selbst; 18) (Jagdw.), so v.w. Schlinge 3); 19) beim Chagrin eine fehlerhaft glänzende Stelle, welche keine Erhabenheiten hat; 20) bei einer Torte der Guß; 21) bei Thüren u. dergl. so v.w. Füllung; 22) bei Flachsbunden das Band unter dem Flachskopfe; 23) ein ebenes Feld in der Mitte eines Gewölbes, s.d.; 24) runde, ebene Felderchen unter den Gesimsen, welche als Verzierung dienen; 25) bei Hölzern dünne Blättchen od. Streifen von erhärteter Marksubstanz, welche in ihrer Längsrichtung die Jahrringe rechtwinkelig durchkreuzen, während ihre Breite der Länge des Raumes parallel läuft.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 544.
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