Aufheben

1. Besser die Taja (eine Erdfrucht) aufheben, als den Menschen. (Neger in Surinam.)

Um zu sagen: Thue lieber einer leblosen Sache Gutes, die dir gar nicht danken kann, als Menschen, die nicht danken mögen.


2. Hebe nicht auf, was du nicht von dir gelegt.


3. Wer aufhebt, der findet, wenn er bedarf. Schonheim, B, 13.

Lat.: Bonus condus, bonus promus.


4. Wer sich was aufhebt, der hat was.


5. Wohl aufgehoben ist leicht gefunden.Winckler, XII, 13.


*6. Ein grosses (nicht viel) Aufhebens (von etwas) machen.

Lat.: De pusillis magna paroemia.


*7. Er hebt auf, was andere weggeworfen haben.

Lat.: Furari littoris arenas. (Ovid.)


*8. Er hebt es auf, wie einen Hund auf die Handmühle. (Lit.)


*9. Er hebt es für die grosse Glocke auf.

Um zu sagen, dass jemand ein Andenken, das entweder sehr kostbar ist oder von einer theuern Person herrührt, sorgfältig bewahrt, oder eine Sache nur bei feierlichen Gelegenheiten gebraucht. Ihren Ursprung hat diese Redensart von der grossen, auf Befehl des polnischen Königs Sigismund I. gegossenen Glocke, die sich in dem über der Sakristei der krakauer Schlosskirche [161] erbauten Thurme befindet und acht kräftige Menschen erfordert, um in Bewegung gesetzt zu werden. Da sie nur bei äusserst wichtigen Anlässen geläutet wird, so erklärt sich die obige Redensart. (Wurzbach I, 47.)


*10. Er hebt nicht auf, was überall zu haben ist.

Lat.: In foribus urceum. (Plautus.) (Erasm., 177.)


*11. Es mag ('s) ihn aufheben, wer ('s) ihn nicht kennt.

Von schlechter Waare, oder um zu bezeichnen, dass uns jemandes List und Ränke nicht mehr unbekannt seien und dass er uns nicht täuschen könne.

Lat.: Tollat te qui non novit. (Quint.) (Erasm., 813.)


*12. Heb' es auf, wer will.


*13. Ich mag nich ufheben, woas a foallen lässt. Gomolcke, 555; Robinson, 211.


*14. Viel Aufhebens von etwas machen.

Wol von Klopffechtern entlehnt, die viel lächerliche Vorübungen haben, ehe sie den Kampf wirklich beginnen.

Lat.: Multis ambagibus uti, priusquam rem aggrediamur.


*15. Wir wollen miteinander aufheben.

Die gegenseitigen Beleidigungen vergessen.

Frz.: Quitte à quitte et bons amis.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu15.

»Wir können gleich miteinander aufheben.« (Richter, 13, 3.) Der Sinn der Redensart ist zwar klar, aber der Ursprung dunkel. (Vgl. Grimm, Wörterbuch, I, 666.)


16. Heb's auf, es findet wol seine Statt.Henisch, 1099, 31; Breslauer Schulblatt, XXVI, 605.


17. Heb's auf, es fritt ja kein Heu. (Oberösterr.)


18. Im Aufheben mehren sich die Brocken. Baierische Schulzeitung, 1864, Nr. 32, S. 300.


19. Wer etwas aufhebt über Nacht, hat es den Katzen (Mäusen) gebracht. (S. Ersparen 8.)

Dän.: Hvo gjemmer til natte, gjemmer til katte. (Prov. dan., 524.)


20. Wer wol auffhebt, der findet es, wan er's bedarff. (S. Servatius.)Lehmann, 372, 136.


*21. Einen aufheben, ehe er gefallen ist.

Engl.: To take one up before he is down. (Bohn II, 180.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 837.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Anonym

Schau-Platz der Betrieger. Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln

Schau-Platz der Betrieger. Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln

Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.

310 Seiten, 17.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon