1. Bettelmanns Erbe liegt in allen Landen.
Holl.: Bedelaars erf ligt in alle landen. (Harrebomée, I, 36; Bohn, I, 300.)
2. Bettelmanns Tasche wird nicht voll.
3. Der Bettelmann ist fertig. – Eiselein, 73.
Von jemand, dessen Vermögen dahin ist.
Lat.: Ad manticam res rediit. (Philippi, I, 9.)
4. Ein Bettelmann hat die eigenen Aeltern nicht zu Freunden.
Reichthum schafft Freunde; Armuth entfremdet uns selbst die Personen, die mit uns durch die Bande des Bluts verbunden sind.
Lat.: Mendico ne parentes quidem amici sunt. (Erasmus, 723.)
5. Einen Bettelmann muss man zum Narren haben, der hat einen langen Sack. (Schles.)
Damit weist der Schlesier scherzweise den Spott zurück.
6. In eines Bettelmanns Hirn verdirbt viel Witz.
7. Sau lange de Baddelmann noch einen Pennig in der Ficken hat, sau jücket he sau lange bet dat he wêer rût is. – Schambach, 322.
Es gibt Leute, die keinen Pfennig in der Tasche zu behalten vermögen, darum nagen sie auch stets am Hungertuche.
8. 'S kummt alles aufs höchst, hod da Bedlman gsagt, haan iehm d' Läus aufm Huet rumkrocha. – Zaupser; hochdeutsch bei Hoefer, 56.
Wird gebraucht, wenn ein unbedeutender Mensch eine hohe Stellung erhält.
9. Wenn de Baddelmann nits hem sal, sau fällt 'ne âk noch de Botter von'n Brôe. – Schambach, 92.
10. Wenn de Baddelmann nits hem sal, sau fällt'ne dat Brât dôr den Büel. – Schambach, 92.
Die Butter fällt ihm vom Brote, das Brot durch den Beutel; er verliert auch noch das, was er bereits besitzt.
11. Wenn de eine Baddelmann en'n andern wat gift, sau freut sek de Engel in'n Himmele. – Schambach, 51.
Besondere Anerkennung der Mildthätigkeit, wenn sie von solchen geübt wird, die selbst arm sind.
12. Wer den Bettelmann ins Haus geladen, der muss mit den gemalten Bildern essen. – Eiselein, 73.
13. Bann der Bâtelmö niss hâ soll, verliert 'r d's Brûd in Sack. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 139.
14. Deär Bettelman löpt sich nischt üm. (Neunmark.) – Engelien, 220, 97.
15. Ein Bettelmann auf dem Pferd reitet den Edelmann unter die Erd'. (Rheinpfalz.)
16. Wenn der Böt'lmô nix hôb'n soll, verlêiert er's Brâud ass'n Soak. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 415, 5.
[979] 17. Wenn der Bettelmann aufs Ross kommt, reitet er's zu todt.
18. Wenn er 'm Beddelmann op ä Päd setz, kann öm ke Deuwel noriede. (Düsseldorf.) – Frommann, I, 438, 10.
19. Zieh dem Bettelmann ein Rock an, wenn er keinen hat. (Oberösterr.)
*20. Da ist Bettelmanns Umkehr. (Ulm.)
*21. Den Bettelmann mit dem Kaiser vergleichen.
Lat.: Minervae felem. (Philippi, I, 250.)
*22. Der gibt keinem Bettelmann was.
*23. Du hast wol einen Bettelmann todt geschlagen.
Wenn jemand viel kleines Kupfergeld bei sich führt. (S. ⇒ Klingelbeutel.)
*24. Er ist ein Bettelmann zu Pferde.
»Des Menschen Dünkel hebt sich von der Erde und wird – ein Bettelmann zu Pferde.« (A.v. Maltitz, Drei Fähnlein, Sinngedichte, S. 5.)
*25. Vom Bettelmann zum Edelmann.
Lat.: E caula ad aulem. (Binder II, 892; Schreger, 7.)
Buchempfehlung
Die beiden »Freiherren von Gemperlein« machen reichlich komplizierte Pläne, in den Stand der Ehe zu treten und verlieben sich schließlich beide in dieselbe Frau, die zu allem Überfluss auch noch verheiratet ist. Die 1875 erschienene Künstlernovelle »Ein Spätgeborener« ist der erste Prosatext mit dem die Autorin jedenfalls eine gewisse Öffentlichkeit erreicht.
78 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro