Blick

1. Der (verächtliche) Blick der Kröte kann keine Schlange tödten, aber der Blick der Schlange die Kröte. (Surinam.)


2. Der (verächtliche) Blick der Kröte tödtet die Schlange nicht, aber der Geifer der Katze verursacht Auszehrung. (Surinam.)

Der Sinn, den die surinamischen Neger damit verbinden, ist: der Zorn des Geringen (Schwachen) schadet dem Höhergestellten (Starken) nicht, wol aber der Zorn des letztern jenem.


3. Der finstere Blick eines Freundes ist besser, als das Lächeln eines Thoren.


4. Ein Blick sagt (oft) mehr als eine Rede.


5. Ein finsterer Blick kommt finster zurück.


6. Es gibt Blicke, neun wären ihrer genug zum Tode.Simrock, 1136.


7. Muthiger Blick lockt das Glück.


8. Muthiger Blick verscheucht das Unglück.


9. Vier Blicke werfen die Frauen in den Spiegel: den ersten für sich selbst, den andern für ihren Mann, den dritten für ihre Freunde und den vierten für ihre Nebenbuhlerinnen.


10. Vorsichtiger Blick vertreibt das Misgeschick.


[399] 11. Wer auch nur Einen Blick nach Stambul geworfen, in dessen Munde lebt das Haus des Sultans. (Krim.) – Altmann III.


*12. Sieben söttig Blick könnten ein Ross tödten.Kirchhofer, 185.


*13. Wie der Blick des Geizhalses auf seinen Schuldner, der fallirt hat. (Aegypt.)

Ein sehr trauriger, verzweiflungsvoller.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu12.

Erinnert an den bösen Zauberblick, der Unglück über das bringt, das er trifft, und der bei den Juden an Stelle der christlichen Hexerei tritt. Darauf beziehen sich mehre jüdisch-deutsche Sprichwörter: A jüdisch Ajen-Hore (der böse berufene Blick) is ärger wie gopischer (christlicher) Küschew (Hexerei) = der Jude, dem Hexerei und Zauberei streng verboten sind (2 Mos. 17), hat dafür den bösen neidischen Blick (Ajen-hore) erfunden, welcher im Volksaberglauben dieselbe, wenn auch in den Folgen nicht so schädliche und gefährliche, Rolle spielt wie die Hexerei.


14. Flüchtiger Blick berührt die Nase, nicht das Genick.

Er berührt blos die Oberfläche.

Lat.: Ludricus aspectus non festinat obvia queuis. (Reuterdahl, 492b.)


15. Wer nicht einen Blick versteht, versteht auch eine lange Rede nicht.


[1013] *16. Einem einen Blick geben, wie der Teuffel. Dietrich, II, 7.


*17. Einen mit keinem verwunschenen Blick ansehen.Willkomm, Der Bauer, 62.

D.h. gar nicht.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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