1. Grosse Kröten haben oft das wenigste Gift.
2. Jede Kröte hat ihr eigenes Gift.
3. Jeder Kröte ist ihr Loch das liebste.
Frz.: Ni crapaut aime lunette li semble. (Leroux, I, 112.)
4. Kleine Kröten haben auch Gift.
5. Kröten brüten keine -Singvögel aus.
6. Kröten hecken auch wol unter der Schwelle des Tempels und Mäuse um die Lade des Bundes. – Winckler, VII.
7. Kröten lernen nimmer fliegen.
Gemeine Seelen erheben sich nie zu einer edeln Handlung.
8. Man kann eine Kröte treten, dass sie pipt (speit).
Der Sanftmüthigste kann so gereizt werden, dass er zornig wird und angreift.
9. Sitst, Krät, wat kräpst, kunnst nicht hucke bliewe. (Ostpreuss.)
Siehst du, Kröte, was kriechst, konntest nicht sitzen bleiben? Zuruf älterer Personen, wenn ein Jüngerer sich durch unruhiges Wesen wehe gethan hat, zu Schaden gekommen ist.
10. Wenn d' Chrotte düre Tag ummenangern gumpe, git's wüescht's Wätter. (Solothurn.) – Schild, 118, 164.
Auch in Venetien: Wenn die Kröte schreit, wird das Wetter trüb. (Reinsberg VIII, 54.)
11. Wenn die Kröte auch einmal in die Kirche kommt, ihr Gift verliert sie nicht.
Die Russen: Wenn auch die Kröte in die Kirche kriecht, die Kirche bleibt darum doch ein Haus Gottes. (Altmann VI, 441.)
12. Wer der Krötten den Kopff abbeissen wil, der muss nicht sawer sehen, sondern getrost hineinbeissen. – Petri, II, 693; Simrock, 5985a.
Lat.: Virus bufonis non curat qui caput optat. (Fallersleben, 303.)
[1640] 13. Wer eine Kröte fressen will, muss sie nicht lange besehen.
14. Wer eine Kröte im Netz, hat schlecht gefischt.
Holl.: Wat quader visch is pedde. (Tunn. 24, 21.)
Lat.: Si bufo piscis, quam detestabilis id scis. (Fallersleben, 750.)
15. Wer gern Kröten spiesset, der kriegt jhr genug zu spiessen. – Petri, II, 712.
16. Wer Kröten isset, der tröste sich des Giffts. – Petri, II, 730.
17. Wî a soach, doass sich oalle fîr'm forchta, do krîchte d' Krête Geft. – Peter, 449.
Der Muth stieg ihm.
*18. Dem Krät mine Dochter. – Frischbier2, 2204.
Ausruf beim Stechen der Karte des Gegners. In Litauen: Dem Kêrl mine Dochter.
*19. Die Krete hot Gifft kriegt. – Robinson, 295; Gomolcke, 331.
Der Bösewicht ist gereizt worden.
*20. Er thut's einer Kröte zuvor. (Surinam.)
Die, wie oft sie auch vertrieben, immer wiederkehrt.
*21. Es liegt eine Kröte im Boden.
*22. Krot als egdess. (S. ⇒ Gaul 93, ⇒ Gurr 4, ⇒ Katze 845 und ⇒ Maus.) – Tappius, 116a.
*23. Kröte, wilstu reeffen? – Robinson, 678.
*24. 'S ne eterbös'ge (eiterböse) Kröte. (Leipzig.)
Wird besonders von kleinen, zänkischen und sehr boshaften Personen gebraucht.
*25. Wenn die Kröten fliegen werden.
Dann z.B. werden sich gemeine Seelen zu edeln Handlungen erheben. (S. ⇒ Nimmerstag.)
26. Kröten sind schlechte Fische.
Bei Tunnicius (1022): Pedden sint quade vische. (Piscis adest nimium pravus ventrosa rubeta.)
27. Kröten und Frösche sind Vettern.
*28. Die Kröte tragen.
In der Gegend von Brügge wird die Unbeständigkeit junger Leute, sei es eines jungen Mannes, der seine Geliebte verlassen, oder umgekehrt, dadurch bestraft, dass man ihm im Mai eine Strohpuppe vor die Thür pflanzt, den Weg aber zu demjenigen, welcher zur Untreue veranlasst hat, mit Werg bestreut. Das letztere heisst: die Kröte tragen. (Vgl. Westermann, 170.)
*29. Einen die (letzten) paar Kröten (Linsen) abnehmen.
Im Spiel.
*30. Es hat eine Kröte im Sumpfe.
Die Sache ist nicht ohne Bedenken.
*31. Es hôt an Kret' im Trumpf. (Seifershau, Kreis Hirschberg.)
*32. Es thuet, als wölts Krotte(n) jage. (Ulm.)
Buchempfehlung
Der Held Gustav wird einer Reihe ungewöhnlicher Erziehungsmethoden ausgesetzt. Die ersten acht Jahre seines Lebens verbringt er unter der Erde in der Obhut eines herrnhutischen Erziehers. Danach verläuft er sich im Wald, wird aufgegriffen und musisch erzogen bis er schließlich im Kadettenhaus eine militärische Ausbildung erhält und an einem Fürstenhof landet.
358 Seiten, 14.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro