Halm

1. Am Halm erkennt man noch, wie gross die Aehre war.Simrock, 124.


2. Jeder Halm hat wol eine Aehre, aber nicht jede Aehre hat Körner.


3. Kurtze Halm, viel Korn; kurtze Büsche, eitel Dorn.Petri, II, 430; Henisch, 569, 25.


4. Mancher will den Halm fischen und lässt die Bäusch1 schwimmen. (Eifel.)

1) Gebund Stroh.


5. Von Einem Halme kommt ein grosses Feuer. Simrock, 4237; Braun, I, 1065.


6. Wenn man den reifen Halm schüttelt, so fallen die Körner heraus.

Frz.: De gerbe remuée chet le grain. (Bohn I, 15.)


*7. Du lysest die helmer auss dem stroe.Tappius, 114a; Körte, 2543a.

Unnütze Arbeit.


*8. Einem den Halm durchs Maul ziehen. (S. Hälmlein 1.) – Sutor, 925; Braun, I, 1064.


*9. Einen in die Halme nehmen.

Geht ein Fremder in der Schweiz bei einem Erntefelde vorüber, so wird er von den Arbeitern »in die Halmen genommen«. Man umfängt ihn unversehens mit einer Schlinge von Halmen, bindet ihm auch wol einen Halm an den Rockknopf und hält ihn so lange fest, bis er sich loskauft, was auch dem Bauer oder der Bäuerin geschieht, wenn sie nur zum Besuch aufs Feld kommen. (Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 594.)


*10. Er muss sich mit Junker Halm behelfen.


[Zusätze und Ergänzungen]

11. Am Halmen kann man sehen, was er für eine Aehre tragen werde.

»An der Jugend, was im Alter werd auss ihr werden; denn was sich arten wil, das äugelt sich bald.« (Dietrich, I, 399.)


12. Viel Halme machen ein Bund.

Lat.: De stipulis magnus acervus erit.


13. Wer einen Halm nicht aufhebt, kriegt nie eine Bäusche1.Schmitz, 180, 32.

1) Ein Gebund Stroh.

*14. Nit einen Halmen breit.Dietrich, I, 749.


*15. Vom Halm auf die Aehre schliessen.

Vom Alter auf die Jugend.

Lat.: E culmo spicam conjicere. (Philippi, I, 130.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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