Scheide

1. Auch in einer elfenbeinernen Scheide steckt oft ein bleiern Messer.Fischart, Gesch.


2. Die Scheid fürcht sich vor keinem Schwerdt (Degen). (S. Hure 45.) – Lehmann, 400, 38; Eiselein, 546; Simrock, 8906; Braun, I, 3815.


3. Die Scheide ist gut, aber der Degen taugt nichts.

Holl.: De scheede schijnt wat te wezen, waar het lemmer deugt niet. (Harrebomée, II, 244a.)


4. Eine alte Scheide vnnd ein scharpff Messer gehören zusammen.Henisch, 1439, 63; Petri, II, 165.

»Die Bader stecken jhre Schermesser in einen alten Filzhut, und zu einem jungen, raschen, wilden, jähen, frechen vnlust und vnflat gehört ein langer muth.« (Mathesy, 183b.)


5. Es gibt mehr Scheiden als Degen.Simrock, 1520.


6. Es gibt mehr Scheiden als gute Schwerter.

Frz.: Il est plus de gaines que de cousteaulx.

Lat.: Vaginae quam gladij plures. (Bovill, III, 69.)


7. Es ward wol schon eher eine üble Scheide gefunden, in der ein guter Degen steckte.Eiselein, 546; Simrock, 8907.


8. In der Scheide von Stahl steckt oft eine Klinge von Blei.


9. In der schlechtesten Scheide ist oft die beste Klinge.Parömiakon, 126.


10. In einer alten Scheide steckt bisweilen auch ein guter Degen.Chaos, 805.


11. In einer guten Scheide steckt oft eine rostige passauer Klinge.Parömiakon, 72.

It.: In guaina d'oro coltello di piombo. (Bohn I, 104.)

Span.: En vayna de oro, cuchillo de plomo. (Bohn I, 258; Cahier, 3592.)


12. Kleine Scheiden, kleine Klingen.


13. Man steckt oft in ein hesslich verbrochen scheid ein silbern oder verguldetes Messer oder Rapier.Lehmann, 398, 2 u. 828, 18.

» ... Meint ihr, dass in einer Helffenbeinern Scheyden könn ein bleyern Messer stecken?« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 132.)


14. Scheide und Degen sollen zueinander passen.

Es ist aber nicht stets der Fall und da sagen die Russen: Besser eine lange Scheide und ein kurzes Schwert als eine kurze Scheide und ein langes Schwert. (Altmann 495.)


15. Was hilft die Scheide ohne Messer.


16. Wenn die Scheide nicht will, kann der Degen nicht hinein.Simrock, 1521.


17. Wie die Scheid ist, so ist das Messer; wie das Messer, so ist die Scheide.Lehmann, 330, 79.


*18. Das ist nicht die rechte Scheide zum Schwert.


*19. Das ist nicht die Scheide zu jenem Schwerte.

Das ist nicht der Schwanz von jenem Kalbe. Diese Blume ist nicht aus jenem Garten. Dies Gemälde ist nicht von jenem Pinsel. Jenes Werk ist nicht von diesem Künstler.

Frz.: Ceste gaine nest pas de ce costeau.

Lat.: Gladii istius non est vagina haec. (Bovill, I, 220.)


*20. Schon vor der Scheide zittern.Braun, I, 3814.


*21. Sich in die Scheide vernarren und nicht wissen wie der Degen aussieht.Parömiakon, 255.

Eine Heirath eingehen blos auf Grund des schönen Aussehens, ohne Kenntniss der Gemüthsart.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 118.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Nachkommenschaften

Nachkommenschaften

Stifters späte Erzählung ist stark autobiografisch geprägt. Anhand der Geschichte des jungen Malers Roderer, der in seiner fanatischen Arbeitswut sich vom Leben abwendet und erst durch die Liebe zu Susanna zu einem befriedigenden Dasein findet, parodiert Stifter seinen eigenen Umgang mit dem problematischen Verhältnis von Kunst und bürgerlicher Existenz. Ein heiterer, gelassener Text eines altersweisen Erzählers.

52 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon