1. Degen lat den Jungen gân, Junge lat den Degen gân. – Richey, 34.
Spott auf der, denen man den Bratspiess zu früh angehängt hat.
Lat.: Quis generum meum gladio alligavit. (Cicero.)
2. Degen und Geld wollen kluge Hände, sonst bringen sie ein schlimmes Ende. – Körte, 832.
3. Degen, wo willst den Bub hinträgen. – Kirchhofer, 261.
4. Den Degen muss man nicht ohne Ursache ziehen und nicht ohne Ehre einstecken. – Winckler, I, 83.
5. Denn darf ich keinen Degen mehr tragen. – Schweiz; Kirchhofer, 71.
Aus den Zeiten, wo der Degen die tägliche Zierde der Schweizer war. Tobler in seinem Appenzellischen, Sprachschatz bemerkt, wie man sich jetzt noch sehr gut darauf besinnen könne, dass der Degen so oft getragen wurde, als man bei besondern Anlässen sich öffentlich zeigte. Jeder Processführende musste vor den Gerichtsschranken mit einem Seitengewehr erscheinen. Im Jahre 1786 blieb es den Communicanten überlassen, ihn bei der Communion zu tragen oder nicht. An einzelnen Orten war es Sitte, dass der Bräutigam und der Brautführer bei der Einladung zur Hochzeit einen Degen trugen. Wenn nun das Tragen des Degens eine Ehre war, so ist es klar, dass mit einer entehrenden Handlung dies Ehrenrecht verloren ging. Wenn man einem nicht glauben will, so sagt er im Scherz, er dürfte keinen Degen mehr tragen.
6. Der Degen nützt die Scheide ab.
7. Ein anderes ist der Degen, ein anderes die Feder. – Eiselein, 112; Simrock, 1518.
Lat.: Alia res sceptrum, alia plectrum. (Erasm., 251; Seybold, 17; Philippi, I, 18; Binder I, 35; II, 114.)
[567] 8. Ein Degen hält den andern in der Scheide. – Körte, 833.
Das Bewusstsein eigener Schuld macht, dass man die eines andern verschweigt. Oder gewöhnlicher und wol angemessener: Muth und das Gefühl der Kraft, das man von einen andern kennt, macht, dass man ihn unangegriffen lässt.
Frz.: Mesurer son épée à celle de quelqu'un.
9. Es gibt mehr Scheiden als Degen.
10. Gute Degen leiden keine Zänker.
11. Hast du einen Degen, so hab' ich einen Bratspiess.
Lat.: Si tibi machaera est, et nobis est domi urbina. (Philippi, II, 192.)
12. Ich habe ein Degen und du hast ein Schwerdt. – Sutor, 207.
13. Jeder Degen hat seine Scheide, aber nicht jede Scheide ihren Degen. – Eiselein, 113; Simrock, 1517, 1519.
14. Man muss sich nicht zwischen zwei Degenspitzen drängen.
Holl.: Het is zorgelijk, zich zelven tusschen twee degens te werpen. (Harrebomée, I, 123.)
15. Man soll einen Degen sechzig Jahre tragen, um einer einzigen bösen Stunde willen. – Pistor., III, 46; Simrock, 69.
Dän.: For en ond times skyld, bær man degen altid. (Prov. dan., 108.)
16. Mein Degen schneidet auch.
Es fehlt mir nicht an Kraft, an Muth und Hülfsmitteln zur Vertheidigung.
17. Mit einem kurzen Degen kann man keine langen Stiche machen.
Kleine Kräfte reichen nicht weit.
Frz.: Son épée est trop courte, il n'y saurait attendre.
18. Wer den Degen ausspielt, dem wird der Degen zugegeben. – Sprichwörtergarten, 185.
Frz.: Si tu me donnes des pois, je te donnerai des fèves.
19. Wer den Degen gegen seinen König zieht, muss die Scheide ins Feuer werfen.
Holl.: Die eens den degen getrokken hebben tegen hunnen overheer, moeten de scheede wegwerpen. (Harrebomée, I, 123.)
20. Wer den Degen gemacht, der mache auch die Scheide.
21. Wer den Degen hat, bekommt auch leicht die Scheide. – Winckler, XVII, 8.
22. Zu solchem Degen gehört eine solche Scheide.
*23. Auf seinen Degen klopfen.
Holl.: Hij klopt op zijn' degen. (Harrebomée, I, 124.)
*24. Den Degen nach der Scheide beurtheilen. – Parömiakon, 113.
*25. Der allerbeste Degen, der je ein Schild getragen. – Eiselein, 113.
*26. Einem den Degen in die Hand geben.
*27. Er hat noch keinen Degen gesehen, als beim Schwertfeger.
*28. Er war ein auserwählter Degen. – Eiselein, 113.
*29. Es ist ein hölzerner Degen in einer blechernen (goldenen) Scheide.
Holl.: Dat is een looden degen in eene gouden scheeden. (Harrebomée, I, 123.)
*30. Es ist ein kühner Degen. – Körte, 833.
Von einem tapfern Streiter.
*31. Mit dem Degen in der Hand ein Almosen begehren.
*32. Sein Degen ist noch eine Jungfer.
Ist noch nicht im Kampfe gebraucht worden.
Holl.: Zijn degen is nog maagd. (Harrebomée, I, 124.)
*33. Sein Degen ist zu kurz.
Holl.: Zijn degen is te kort. (Harrebomée, I, 124.)
*34. Sein Degen verrostet nicht in der Scheide.
Holl.: Zijn degen is niet in de scheede verroest. (Harrebomée, I, 124.)
*35. Sich um den Degen schlagen, der noch beim Schwertfeger ist.
*36. Sie haben die Degen gemessen.
Haben sich geschlagen.
37. Den Degen eines verzagten Soldaten und die Feder eines ungelehrten Doctors soll man zusammenbinden; ihre Kinder kommen an den Bettelstab. – Harssdörffer, 123.
38. Man soll den Degen in der Scheide lassen, bis Noth ist, ihn zu ziehen.
Frz.: Il ne faut jamais se faire blanc de son épée. (Lendroy, 144.)
39. Wer den Degen führen kann, ist zum Weiben der beste Mann.
»Wer seinen Degen nah als ein Soldat zu führen, dazu den Klepper weiss ohn Arbeit zu regieren, ja auch mit Männlichkeit den Feind bestreiten kann, dem stehet ohn Verweis auch noch das Lieben an.« (Gerlach, 173.)
*40. Er hat 'n Degen so lang wie ein Kuhschwanz, aber er hat noch kein Fliege mit beleidigt. (Breslau.)
*41. Mit einem bleiernen Degen fechten.
Holl.: Hij kompt met een looden degen. (Harrebomée, I, 124.)
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