Schelmenbein

*1. Einen mit einem Schelmenbein werfen.Murner, Nb.

»Wurf ich dich mit eim schelmen bein vnd du woltest schnurren drab (darüber), so weiss ich das ich troffen hab.«


*2. Er hat ein (faul) Schelmenbein im Rücken (im Knie).Eyering, I, 302; Geiler, Nsch., 77; Murner, Nb., 24; Schottel, 1114b; Eiselein, 547; Simrock, 8935; Körte, 5283.

Von den Arbeitsscheuen, Trägen und Bequemen, die sich nicht gern bücken, sondern lieber alles von andern thun lassen. Schelmenbeine hiessen bei den Soldaten des Dreissigjährigen Kriegs die viereckigen Würfel, denen das Kartenspiel der alten Landsknechte hatte weichen müssen. Jeder Spielgesellschaft stand ein Scholderer vor, dem Mantel, Tisch und Würfel gehörten, der in streitigen Fällen das Richteramt hatte und seinen Antheil am Gewinn, oft aber auch Schläge erhielt, denn Betrug und falsche Würfel waren häufig. Manche Würfel hatten zwei Fünfen oder Sechsen, manche zwei Es oder Daus, andere waren mit Quecksilber und Blei gefüllt, mit zerschnittenen Haaren, Schwamm, Spreu und Kohlen; es gab Würfel von Hirschhorn, welche oben leicht, unten schwer waren; Niederländer, die man schleifend rollen musste, Oberländer, welche »aus der bairischen Höhe« geworfen werden mussten, wenn sie gut fallen sollten. (Vgl. G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, Thl. 2, Bild 2: Der Dreissigjährige Krieg, Soldatenleben und Sitten; Simplic., I, 22.) ... »Wenn ein Würffel oder Karte vnder den Tisch fellet, da steht jederman auff vnd buckt sich, ... wenn man (aber) den namen Christi in der Kirchen nennet, haben sie ein solch lang Schelmenbein in den knien stecken vnd seien so faul, das sie sich nicht neigen mögen; ich wil geschweigen, wenn sie sich erst bucken solten.« (Geiler, Nsch., 77, in Kloster, I, 652.) »Kum hieher narr vnd lass mich gucken, du hast ein schelmenbein im rucken und waiss nit, wie ich mit dir thu, so du faul flaisch hast auch darzu.« – »Die kapp schon darzu gemacht ist, das sie bedecke euwern rucken, niemandts das schelmenbein [135] mög gucken; das faul flaisch vnd das schelmenbein ist laider geworden also gmein, das yeder tragen will im rucken, niemandts zu arbeit sich will bucken.« (Murner, Nb., 24, in Kloster, IV, 697.)

*3. Sich an einem Schelmenbein reiben (gerieben haben).

Auch ein Schelm sein. »Wann da ich was noch jung vnd klein, rib ich mich an eins Schelmenbein.« (Murner, Schelm., in Kloster, I, 825.) »Er meint, ich hett das selber triben vnd mich ans schelmenbein geriben.« (Murner, Nb., 79, in Kloster, IV, 835.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 135-136.
Lizenz:
Faksimiles:
135 | 136
Kategorien: