1. Das alle nicht können tragen, das kann auch einer allein nicht tragen. – Henisch, 847, 10.
2. Der hat gut tragen, den es nicht drückt.
It.: A chi non pesa, ben porta.
3. Die wir heut' tragen, morgen uns schlagen.
4. Durch Tragen lernt man Tragen.
5. Es ist besser, es tragen einen vier zum Grab, als dass einer selbst darzu gehet. – Lehmann, 748, 24.
6. Es ist schwer zu tragen, wird man allein geschlagen.
Lat.: Gaudium est miseris, socios habere poenarum.
7. Es kan niemand mehr tragen, denn er mag. – Petri, II, 280.
8. Es trägt einer schwer am frommen Mann. – Lehmann, 223, 88.
9. Gleich tragen macht die Bürde leicht. – Grubb, 806.
Wenn eine Last unter mehrere gleich vertheilt wird.
10. Jeder trägt nach seinen Schultern.
Holl.: Elk draagt naar zijne schouders. (Harrebomée, II, 260b.)
11. Jeder trägt seinen Feind im Busen.
12. Jeder trägt (trage) seinen Sack. (Baiern.)
Hat seine Sorge oder sorge für sein Heil.
13. Leichter trägt, was er trägt, wer Geduld zur Bürde legt. – Simrock, 3142; Körte, 1839.
Frz.: Patience adoucit les maux, qu'on ne saurait guérir. (Venedey, 66.)
It.: Raddoppia il mal, chi contro il mal si sdegna, ne allevia la metà, chi si rassegna. (Gaal, 1081.)
Lat.: Levius fit patientia quidquid corrigere est nefas. (Gaal, 1081; Philippi, I, 224.)
14. Mancher trägt andern Wasser zu und lässt sein Haus brennen.
15. Trag' und sei still, so lange Gott will.
16. Trage dich krumm und Gott hilft dir's.
17. Trags, der vermag. – Stammbuch aus dem Jahre 1598 im Joanneum zu Gratz.
18. Was früh tragen will, blüht zeitig; was ein Dorn werden will, sticht bald.
19. Was man gern trägt, wird einem nicht sauer.
Lat.: Portatur leviter, quod portat quisque libenter. (Binder II, 2612; Neander, 301.)
20. Was man nicht tragen kann, muss man schleppen. – Hollenberg, II, 84.
21. Was man tragen kann, bricht den Hals nicht.
Lat.: Aequalis nulli confringit sarcina dorsum.
22. Was man trägt, das soll man nicht hassen. – Lehmann, 242, 51.
»Sonst kränckt man sich selbst vnd wird vbel darbey gehalten.«
23. Was man wohl trägt, kommt nicht schwer an.
24. Wer es trägt zu mir, trägt von mir. – Blass, 23.
Wer mir Nachrichten, zuträgt, trägt auch wieder Nachrichten fort.
25. Wer gern trägt, dem ladet jeder auf. – Simrock, 3444; Sailer, 153; Gaal, 1348.
26. Wer nichts trägt, kann nichts verlieren.
Frz.: Qui rien ne porte, rien ne lui chet. (Bohn I, 52.)
27. Wer tragen muss, trägt schwer. – Sprichwörtergarten, 479.
Der freie Entschluss macht das Schwerste leicht.
28. Wer vêl träg'n will, mutt ock brede Schullern hem. (Rendsburg.)
29. Wer zum Tragen bestimmt ist, wird mit starken Schultern geboren.
It.: Chi ha da esser zanaiunlo nosce col manico in mano. (Bohn I, 81.)
30. Wir tragen alle unsere Schätze in irdenen Gefässen.
*31. Er trägt, bis der Rücken bricht.
Engl.: A man may bear still his back breaks. (Bohn II, 70.)
*32. Er trägt kein enges Wams.
Er lässt sich nichts anfechten.
*33. Er trägt schwer.
*34. Er trägt sich wie ein Boppart (oder: Egger, Hüdiger). – Kirchhofer, 38.
So bezeichnet man in Sanct-Gallen den Bauernstand.
[1281] *35. Er trägt wie ein Drache.
Wie ein Aitwar, sagt der Litauer; denn bei ihnen wie bei uns in Deutschland, trägt dem Aberglauben der Drache seinen Günstlingen, schwerbeladene Schätze zu.
*36. Er trägt's nur in sein Nest.
*37. Es trägt nichts in die Küche.
*38. Es trägt wie ein Maulesel (Mülleresel).
Frz.: Il est revenu chargé comme un mulet.
*39. Man soll dem, der schwer zu tragen hat, keine Steine zur Bürde legen.
Man soll der Bekümmerten, Sorgevollen nicht noch spotten.
Schwed.: Läg ikke steen på börda. (Grubb, 483.)
*40. Man trägt's in allen Häusern zu verkaufen herum.
Die Sache ist sehr gemein.
Frz.: Cela court les ruës. (Kritzinger, 626a.)
*41. Schwär tragen künden. – Agricola II, 90.
*42. Tragen wie ein Viehe oder Esel.
»Wie die Deutschen sagen.« (Mathesy, 233b.)
43. Ein jeder treget sein Gebündlein. – Herberger, Ib, 761.
44. Wer mit sich trägt, braucht niemand zu bitten. – Frischbier, 4299.
Poln.: Kto ze sobą nosi, nikogo nieprosi.
Buchempfehlung
Diese Blätter, welche ich unter den geheimen Papieren meiner Frau, Jukunde Haller, gefunden habe, lege ich der Welt vor Augen; nichts davon als die Ueberschriften der Kapitel ist mein Werk, das übrige alles ist aus der Feder meiner Schwiegermutter, der Himmel tröste sie, geflossen. – Wozu doch den Weibern die Kunst zu schreiben nutzen mag? Ihre Thorheiten und die Fehler ihrer Männer zu verewigen? – Ich bedaure meinen seligen Schwiegervater, er mag in guten Händen gewesen seyn! – Mir möchte meine Jukunde mit solchen Dingen kommen. Ein jeder nehme sich das Beste aus diesem Geschreibsel, so wie auch ich gethan habe.
270 Seiten, 13.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro