1. All as 't fallt, säd de Jung, as de oll Frû mit'n Näsdrüppel an de Nös em frog; op he 'n Pankôken hebben wull. (Holst.) – Hoefer, 539.
2. As 't fallt, säd' Úlenspegel, so êt ik. (Hamburg.) – Hoefer, 1095.
Ich esse, wie's kommt, sagte Eulenspiegel; ich richte mich nach den Umständen. Eine alte Frau hatte ihn nämlich gefragt, ob er mitessen wolle. Als er ein Tröpflein an ihrer Nase sah, gab er die obige Antwort.
Holl.: Naar het valt, zei Uilenspiegel, en besjes neus droop over het beslag. (Harrebomée, II, 352.)
3. Ba nicks fällt, kann nicks opstân. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 74, 231.
4. Ball follen, säd' Vater Lang', dôr lêg he all. – Hoefer, 664.
[921] 5. Dem einen fällt de Leiwde upn Bueterweck, dem annern upn Kaudreck. (Büren.)
6. Der fallen wil, den sol mann vber einn fuss werffen. – Franck, I, 117a.
7. Der fällt im Preise, der keinen unverschämten Vertheidiger hat. – Burckhardt, 289.
Es gibt in Kairo Leute, die für andere deren Streitsachen ausfechten. Sie sind sehr frech und führen eine unverschämte Sprache, sind aber in Kairo leicht zu finden. Wer den unverschämtesten Vertheidiger hat, kann am meisten hoffen zu siegen.
8. Der kann nicht fallen, der die Tugend zum Wegweiser hat. – Winckler, IX, 82.
9. Durch Fallen lernt man gehen. – Struve, I, 48.
Holl.: Met vallen leert men zeker gaan. (Bohn I, 334.)
10. Es fallen keine Späne, sie werden denn gehawen. – Henisch, 989.
11. Es fällt keiner, der nicht gern wider auffstunde. – Henisch, 989; Petri, II, 244.
12. Es fällt mancher, der noch nicht gestiegen.
13. Es fällt mancher in die Grube, die er andern gegraben hat.
14. Es fällt nicht alles, was wackelt. – Henisch, 989; Winckler, II, 32.
Schon mancher war dem Sturze nahe und doch erhielt er sich.
Frz.: Tout ce qui branle ne tombe pas. (Bohn I, 59.)
It.: Tutto quello che crolla, non cade. (Gaal, 408.)
15. Es fellt kein Eiche von einem streiche. – Henisch, 1063.
16. Es ist besser einmal fallen, dann offtermal schwancken. – Henisch, 990.
17. Es ist keiner so tieff gefallen, ein anderer kan noch tieffer fallen. – Henisch, 989.
18. Es ist leichter fallen, denn auffstehen. – Henisch, 990.
19. Es kommt, dass man fällt und nichts findet. (Niederlausitz.)
Spott, wenn jemand fällt.
20. Es kompt wol, das einer fellt vnd findt nicht vil. – Henisch, 1099.
21. Fallen ist keine Kunst, aber dem Fall ein gut Geschick zu geben.
22. Fallen ist kein schande, aber lang ligen vnd nicht wollen wider auffstehen, ist schande. – Agricola I, 744; Latendorf, 145; Henisch, 989; Eyering, II, 608; Petri, II, 308; Egenolff, 292a; Steiger, 270; Siebenkees, 270; Körte, 1281; Simrock, 2248.
Fehlen und Irren gereicht nicht immer zur Unehre; wol aber im Fehler und Irrthum verharren.
Holl.: Vallen is geene schande, maar lang blijven liggen en niet weder willen opstaan, dat is schande. (Campen, 80; Harrebomée, II, 243.)
23. Fallen ist keine Schande, aber nicht wieder aufstehen. – Steiger, 6; Kirchhofer, 171.
24. Fallen ist leichter denn aufstehen.
25. Fallen ist menschlich, liegen bleiben teuflisch. – Simrock, 2249; Eiselein, 159.
26. Fallen ist misslich. – Petri, II, 308; Henisch, 989.
Oft steht man wol wieder auf, aber es ist nicht gewiss, darum ist's besser auf den Beinen zu bleiben.
27. Fallen ist nicht so grosse Sünde, als wenn man nicht wieder will auffstehen. – Lehmann, 738, 3.
28. Fallen ist schand, lange ligen ist grösser schand. – Petri, II, 308.
29. Fallen und wieder aufstehen ist menschlich; fallen und liegen bleiben ist thierisch. – Kirchhofer, 171.
30. Fällt einer, so ist jhm auffstehen nicht verbotten. – Henisch, 989; Petri, II, 310.
31. Fällt's, so fällt's, wie man Blindekuh spielt.
32. Fellest du, so vergiss ja dess wiederauffstehens nicht. – Henisch, 1063; Petri, II, 310.
33. Felt doch offt ein pferd vff vier füssen in ebenem feld. – Franck, I, 82b; Petri, II, 244; Simrock, 2252.
34. Heut fellt einer, morgen der ander. – Henisch, 1063.
35. Ich wäre bald gefallen, sagte Hans, da lag er auf der Nase.
[922] 36. Jö, sei Jan, do fiel Trinn op de Fott (Hintern). (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 413; Hoefer, 456.
37. Man fällt besser vom Stuhl als vom Dach.
It.: E meglio cader dalla finestra che dal tetto. (Bohn I, 96.)
38. Man fällt eher in den Koth als in die Wolken. – Scheidemünze, I, 4778.
39. Man fellt nicht übel, man stehet aber vnsanfft auff. – Gruter, III, 65; Lehmann, II, 407, 9.
40. Man ist für (vor) vns gefallen vnd gestorben, es wird auch vns bleiben vnd geschehen. – Petri, I, 71.
41. Mancher fällt mit der Thür ins Haus, fängt viel an und richt't nichts aus.
42. Was heute fällt, kann morgen wieder aufstehen.
43. Wat fällt, went men. (Hannover.) – Schambach, 387.
Was fällt (geboren wird), zieht man auf. Die Aeltern sind mit den Kindern, die ihnen geboren werden, mögen es nun Knaben oder Mädchen sein, am Ende doch zufrieden und vergessen leicht die Wünsche, die sie darüber hegten.
44. Wenn einer einmal fällt, so treten gleich alle auf ihn.
45. Wenn man gefallen ist, besieht man das Plätzchen zu spät. – Simrock, 9618; Sailer, 280.
46. Wenn me wösst, dat me feil1, dann lüht2 mer sich do. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 133.
1) Fiele.
2) Legte.
47. Wer bald soll fallen, der steht nicht sicher. – Eiselein, 159.
Lat.: Non stat securus, qui protinus est ruiturus. (Eiselein, 159.)
48. Wer da fellt, vber den laufft alle Welt. – Henisch, 989; Simrock, 2251; Körte, 1282; Kirchhofer, 171.
Hauptsächlich von dem Misbrauch der Gewalt Schwachen und Wehrlosen gegenüber.
Engl.: If a man once fall, all will tread on him. (Gaal, 410.)
Frz.: Chacun joue au roi dépouillé.
Lat.: Arbore dejecta quivis ligna colligit. (Philippi, I, 38.)
49. Wer Einmal fällt, dem muss man gern verzeihen.
Ein Fehltritt kann jedem begegnen, denn der Mensch ist nicht immer derselbe.
50. Wer fallen will, den soll man über einen Fuss werfen.
51. Wer fallen will, verdient nicht, dass man ihn hält. – Winckler, XVI, 99.
52. Wer fällt auf der ebenen Erd', der hat vom Fallen kein Beschwerd'.
Wer im niedern Stande bleibt, hat keines hohen Falles zu befürchten.
53. Wer fällt, den richtet Gott auf. – Scheidemünze, I, 606.
Aber der Gefallene muss sich rühren.
54. Wer im fallen ist, der kan sich nicht vffhalten. – Lehmann, 41, 20.
55. Wer nicht fällt, bedarf keines Aufstehens. – Simrock, 2253.
Holl.: Die niet en viel, en dorf niet opstaen. (Tunn., 11, 12.)
Lat.: Qui nunquam cecidit, hunc nullus surgere vidit. (Fallersleben, 233.)
56. Wer nie fiel, der stund nie auff. – Petri, II, 738; Henisch, 989.
Lat.: Qui nunquam cecidit, quis talem surgere vidit. – Vbi non est peccatum, ibi nec poenitudo. (Henisch, 989.)
57. Wer nit hoch felt, steht bald wider auff. – Franck, I, 26b; Lehmann, II, 849, 308.
58. Wer nit will (tief) fallen, der steig' oder spring nit hoch. – Franck, I, 127b; Gruter, I, 82; Henisch, 989; Guttenstein, II, 84.
Lat.: Qui manet in plano, non habet unde cadat. (Gaal, 409.)
59. Wer offt fellt, der muss offt auffstehen. – Lehmann, 690, 7.
60. Wer rücklings fällt, zerschlägt sich die Nase nicht.
61. Wie's fällt, so bullert (poltert) es. – Frischbier, 170.
62. Womit man fällt, damit muss man aufstehen. (Eifel.) – Schmitz, 199, 229.
*63. Darnach es fallt. – Eiselein, 159; Simrock, 2250.
Z.B. im Kriege, Spiel u.s.w. soll das oder jenes geschehen. Nach der Anekdote vom Tröpflein unter der Nase, welches bestimmte, ob der Gast mitesse oder nicht. (S. ⇒ Fallen 2.)
[923] *64. Dat fallt gôd. – Schütze, I, 308.
Das geht gut, die Karten fallen nach Wunsch.
*65. Dat fällt wiäch, as dem Kappeziner de Harbül. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 83, 56.
*66. De fallt met de Dähr in't Hûs. (Strelitz.) – Firmenich, III, 26, 11.
*67. De fallt to, as de Flêge1 in'n Brê2. (Rastede.) – Firmenich, III, 26, 10; Bueren, 644.
1) Fliege.
2) Brei.
*68. Er falle dem Teufel in den Hintern.
Wenn man jemand Unglück, ja das äusserste Verderben wünscht.
*69. Er fällt herein (hinein) wie eine Ente in ein fremdes Loch.
Von jemand, der in Gesellschaft kommt, nicht weiss, wovon gesprochen wird, und den Ton u.s.w. nicht trifft.
*70. Er fällt (immer) mit der Thür ins Haus.
Spricht und handelt unbehutsam, plump.
Frz.: Il parle (agit) étourdiment.
*71. Er fällt öfter (leichter) als eine Fliege in den Honig. – Burckhardt, 128.
*72. Es fällt so leicht wie der Regen.
Schwer ist es Lasten hinauf-, aber sehr leicht sie herabzuschaffen.
*73. Es fällt von der Kiste in die Beilade. (Holst.)
Wenn sich etwas Verlorenes wiederfindet oder, wenn der Mann von der Frau im Spiel gewinnt.
*74. He fallt as en Oss in den Brê. (Holst.) – Schütze, I, 308.
Verfährt plump, fällt mit der Thür ins Haus.
*75. He fällt op ennen, wie den (der) Dod op de Kuh. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 87.
*76. He fallt over sin egen Foten. – Bueren, 645.
*77. I fall in d' Schatefras'n (Scheitefraisen). (Troppau.)
Ich falle vor Erstaunen um.
*78. Ich bin ärsslich gefoallen. – Gomolcke, 492.
*79. Ich fall in die Bodenthür. (Troppau.)
Aufwärts vor Verwunderung. Ausdruck des Erstaunens.
80. Beim Fallen ist die Kunst aufzustehen das beste. – Horn, Spinnstube für 1859, S. 148.
81. Doa fallt wat, söä' de Kierl, doa schmêt 'r sin Fru ut 't Bedd. – Schlingmann, 821.
82. Durch Fallen un Opston liern de Kenjer et Goen. (Bedburg.)
83. Einmal fallen ist nicht immer ein Beinbruch.
84. Es ist keiner vnter allen, der nicht könne fallen. – Petri, II, 416.
85. Man falt nicht bald auf ebener Erd'. – Petri, I, 847.
86. Mit wem man gefallen ist, mit dem soll man aufstehen. (Rheinland.)
Die gefallene Jungfrau soll der, der sie zu Fall gebracht, heirathen.
87. Was fällt, fällt immer nach unten.
88. Was spat falt, ist det erger. – Petri, II, 600.
89. Wer fällt, der bleibet liegen; wer steht, der kann noch siegen; wer übrig bleibt, hat Recht, und wer entflieht, ist schlecht.
90. Wer von selbst fällt, weint nicht. – Merx, 17.
*91. Alles fällt auf mich, nur kein Beutel Geld.
Klage eines vom Glück Vernachlässigten.
*92. Er fällt und findet nichts.
*93. Er fällt wie eine Sau in's Credo. – Simrock, 12295.
*94. Es felt in jn wie in ein kuw. – Franck, II, 96a.
Er hat guten Durst, weiss zu schlingen, ein Druck und ein Schluck.
*95. He fallt der in as de Flêg in de Brê. – Hauskalender, IV.
*96. 'S fallt näht's. – Alsatia, 1851, S. 22.
Es mislingt, eigentlich: fällt auf die Naht, daneben.
*97. Se full, dat se Ostern on Pfingsten sehen lêt.
D.h. ganz aufgedeckt war.
*98. Sie fallen wie bei Collin.
Redensart beim Kartenspiel.
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