1. A earger Skelm, a beedar Lok. (Nordfries.) – Johansen, 94.
Je ärger Schelm, je besser Glück. Das Wort Schelm kommt immer mit der Nebenbedeutung vor, dass jemand bei irgendeinem Streich, einer schlimmen Handlung mit besonderer Schlauheit zu Werke geht. »Wer weiss, welchem Christen der Schelm das gestohlen hat.« »Ein pfiffiger Schelm.« (Sophiens Reise, 1, 15 u. 1, 527; Cholevius, 22.)
2. A Schelm sieht ên und kên Kup. – Gomolcke, 1154; Robinson, 273.
3. A Schelme dâr'sch besser macht, as a's gelarnt hôt. (Schles.) – Frommann, III, 249, 271.
4. A Schöülm tund mear as a kaun. (Steiermark.) – Frommann, II, 570, 150.
5. Alte Schelme haben grosse Augen.
6. An Skelm, diar sin bâst ep dê. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 226.
Ein Schelm, der sein Bestes nicht thut.
7. Auf einen Schelmen anderthalben. (S. ⇒ Klotz 1.)
Goethe drückt dies so aus: »Im neuen Jahre Glück und Heil, auf Weh und Wunden gute Salben. Auf groben Klotz ein grober Keil, auf einen Schelmen [129] anderthalben.« (Büchmann, 36.) Verwandt damit ist eine jüdisch-deutsche Redensart: Im Ikkesch (dem Eigensinnigen) thü toppel. Es heisst nämlich 2 Sam. 22, 27: Im Ikkesch titapel, d.i. dem Eigensinnigen setze entgegen Eigensinn. Der Volkswitz hat aber das Wort titappel in »thue doppelt« übersetzt, entsprechend dem obigen deutschen und dem beigefügten französischen Sprichwort.
Engl.: Shameless craving must have a shameful nay.
Frz.: A fripon corsaire (vilain), fripon corsaire (vilain) et demi. (Bohn I, 2; Masson, 216.)
It.: Per conoscere un furbo, ci vuole un furbo e mezzo.
8. Bei Schelmen ist nichts zu gewinnen.
It.: Il diavolo vuol tentare Lucifero.
9. Besser einen Schelm küssen, als von ihm beunruhigt werden.
Engl.: Better kiss a knave than be troubled with him. (Bohn II, 108.)
10. Büeble, dein Vater ist a Schelm, er hot einem Schelma d' Goiss gestoln. (Horgen.) – Birlinger, 451.
11. D' Schelm sy au Lüt, aber nit all' Lüt Schelme. (Solothurn.) – Schild, 68, 134; Sutermeister, 130.
12. D' Schölme sind nid alli Müller, aber d' Müller alli Schölme. – Sutermeister, 121.
13. Das ist ein Schelm, der's besser macht, als er kann.
14. Dat schad't den Schelm nix, segt de Schrîwer, wenn de Bûr Släg krigt. (Mecklenburg.)
15. Dat schoad't 'n Schelm nischt, sägt de Schrîwer, wenn de Bû'r Schlä' kreit. – Schlingmann, 1263.
16. Dem Schelm gehört kein Helm.
17. Dem Schelm ist's alleweil zu licht auf der Welt.
18. Dem Schelm will kein Baum gefallen, denn er kann gehängt werden an allen.
19. Den Schelm is nich to trûgen, säd' de Jung to sînen Vatter, hett den Stock hinner'n Rüggen. (S. Sache ⇒ 20 u. ⇒ 21.) (Mecklenburg.) – Hoefer, 514.
20. Den Schelm kennt man an der Beichte.
21. Der Schelm auf einem Ross, die Hur' in einem Schloss und die Laus im Grind sind drei stolze Hofgesind.
22. Der Schelm hat's Schelten auf der Strasse verloren. – Simrock, 8933; Körte, 5281.
23. Der Schelm sitzt überall im Vortheil.
24. Des Schelmen Freud' kehrt sich leicht in Traurigkeit.
25. Die Schelme, die der Krieg gemacht, hat stets der Krieg an den Galgen gebracht.
26. Ein doppelter Schelm, so verthut, was er gewinnt. – Eiselein, 547.
27. Ein fauler Schelm und ein warmes Bad scheiden ungern voneinander.
28. Ein Schelm auf dem Lande ist besser als ein ehrlicher Mann auf dem Wasser.
29. Ein Schelm betrügt (überlistet) den andern.
It.: L'uno diavolo paga l'altro.
30. Ein Schelm bleibt ein Schelm.
Dän.: Sidder skalken eller staaer, han er i dog som i gaar. (Prov. dan., 201.)
31. Ein schelm darff seiner schelmerey nicht allzeit gebrauchen. – Petri, II, 223; Lehmann, II, 130, 185.
32. Ein Schelm, der alle Künste lehrt.
33. Ein Schelm, der dem andern was vergibt vnd jhn nicht lasst aussauffen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 181.
34. Ein Schelm, der mehr thut als er kann.
35. Ein Schelm, der sein Wort nicht hält. – Graf, 230, 70.
36. Ein Schelm, der vom andern weicht, alleweil (so lange) Mon vnd Sonn leucht. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 181.
Ansicht der Saufbrüder und der Gesellen in Trinkgelagen.
37. Ein Schelm, ders besser macht als er kann. – Lehmann, II, 573, 25; Eiselein, 547; Simrock, 8926.
Im Harz: Ae Schelm mach's besser, wie er kann. (Lohrengel, I, 17.) »Bekam sie (die Mutter) die Nachricht, [130] ihr Sohn stehe in den Wissenschaften auf gar schwachen Füssen, seine Arbeit sehe am allerschlechtesten aus, so musste man wol die Antwort hören: Ein Schelm mache es besser, als er es gelernt habe.« (Keller, 143b.)
Engl.: He that snites his nose, and hath it not, forfeits his face to the king. (Bohn II, 63.)
38. Ein Schelm fürchtet die Hölle nicht.
Böhm.: Kdo o nebe nestojí, pekla se nebojí. (Čelakovsky, 35.)
39. Ein Schelm gibt es besser (mehr) als er (es) hat. – Blum, 635; Eiselein, 547; Körte, 5284; Steiger, 490.
Wird gebraucht, um zu sagen, dass man nach seinem Vermögen das Beste gegeben habe; denn wer mehr und Besseres gibt, als er selbst besitzt, stiehlt es oder betrügt andere darum, was nur Schelmenwerk ist.
Mhd.: Diu milte niht ze lobe stât, swer gît da'r selbe niht enhât. (Freidank.)
Holl.: Het is een schelm, die meer doet, dan hij kan. (Harrebomée, II, 245b.)
Lat.: Ultra posse nemo obligatur.
Schwed.: Skälm som ger bättre än han har. (Rhodin, 110.)
40. Ein Schelm hält es mit dem andern.
It.: Il canchero è d'accordo col morbo.
41. Ein Schelm hat immer faule Fische.
42. Ein Schelm kann sich nicht bücken, er hat ein (Schelmen-)Bein im Rücken.
43. Ein Schelm kennt den andern.
Dän.: Det er ingen liden skalk der kiender en stor. (Bohn I, 361.)
It.: Tra furbo e furbo non si camuffa.
44. Ein Schelm lässt sich nicht leicht vom andern betrügen.
It.: In vano si va a rubare a casa del ladro.
45. Ein Schelm legt alles übel aus.
Dän.: Det er en skalk som legger alt ud til det værste. (Prov. dan., 501.)
46. Ein Schelm lobt den andern. – Petri, II, 223.
Lat.: Malus cum malo colliquescit voluptate. (Tappius, 167b.)
47. Ein Schelm macht zehn andere.
It.: Un tristo ne fa cento. (Gaal, 1190.)
Ung.: Egy bolond tizet is csinál maga után. (Gaal, 1190.)
48. Ein Schelm thut mehr als er kann. – Frischbier2, 3277.
49. Ein Schelm traut dem andern nicht. – Hollenberg, II, 24.
Der Betrüger weiss am besten, wie er sich gegen anderer Leute Betrug zu sichern hat.
50. Ein Schelm weiss am besten wie dem andern zu Muthe ist.
Schwed.: Den ene skälmen wet bäst, huru den andre är till mods. (Wensell, 13.)
51. Ein Schelm zu Fuss und ein Schelm zu Pferd sind gleich viel werth.
Holl.: Also goet is een boeve sittende all staende. (Tunn., 5, 20; Harrebomée, I, 65b.)
Lat.: Stans scurro vel sedens est velut equivalens. (Fallersleben, 105.)
52. Ein schendlicher schelm der Bauch ist, der vmb Dellerleckens willen Buben macht. – Petri, II, 224.
53. Einem Schelm ist nicht zu trauen. – Parömiakon, 2237.
54. Einen Schelm zwingt man durch Strafe.
Dän.: Skalken tvinges med straf. (Prov. dan., 1.)
55. Eines Schelmen Hochzeit währt nicht lange.
56. En Schelm gitt meih osse hei hät. (Waldeck.) – Curtze, 345, 392; für Hannover: Schambach, II, 52; für Holstein: Schütze, II, 33; hochdeutsch bei Simrock, 8927; Frischbier2, 3277.
Mhd.: Wann der dâ mêr geit, dann er mag han, der tailt sich von miltikait und steigt in scham. (Vintler.) (Zingerle, 45.)
Böhm.: Blázen dá víc než má. (Čelakovsky, 48.)
57. En Schelm süht nicks Guedes. (Iserlohn.) – Firmenich, II, 187, 67; Woeste, 76, 281.
58. Es ist dem Schelmen nicht zu trauen. – Eiselein, 547; Simrock, 8935a.
59. Es ist immer ein Schelm über den andern.
Holl.: Daar gaat altijd schelm boven schelm. (Harrebomée, II, 245a.)
60. Es ist mir gleichviel, ob mich ein Schelm lobet oder ein Bub lästert. – Grubb, 904.
61. Es kommt immer ein Schelm über den andern.
Lat.: Fallacia alia aliam ludit. (Gaal, 198.)
[131] 62. Es sy Schelme wie gross Manne. (Solothurn.) – Schild, 88, 351.
63. Et es kainem Schelme te truggen, hadde de Man sagt, doa hadde 'nen duoën Rüen (todten Hunde) 'et Mûl taubunnen. (Hagen.) – Frommann, III, 258, 87.
64. Et is keinem Schelm te truggen, hadde de Junge sagt: Vär (Vater; auch: Mäuer, Mutter) legget mi 't Bueterbraud op 't Heck1. (Westf.)
1) D.i. ein Schlagbaum wie Hecke, Hagen, von hegen.
Holl.: Er is geen schelm te vertrouwen, zei de jongen van zijn vaâr. (Harrebomée, II, 245b.)
65. Gibt man dem Schelmen einen Finger, so nimmt er gleich die ganze Hand. – Klix, 84.
Dän.: Giv en skalk en spand, han tager vel en heel alen. (Prov. dan., 237.)
66. Heisst der Schelm Politikus, so macht man krummen Rücken.
67. Ist der Schelm auch noch so klug, er ist nicht sicher vor Bestrafung.
68. Je ärger Schelm, je besser Glück. – Hermann, I, 10; Schamelius, 93, 6; Siebenkees, 45; Simrock, 8929; Parömiakon, 1456.
In Bedburg: Je grötter Schelm, je mieh Glöck. Ein Satz, der oft durch Erfahrung bestätigt wird, aber dennoch nicht allgemein wahr ist, denn jedes Unrecht wird durch seine Folgen gebüsst.
Mhd.: Di habe volget dicke den bôsten. (Elmendorf.) (Zingerle, 170.)
Dän.: Gud giver og skalken lykke. (Prov. dan., 258.) – Jo argere skalk, jo bedre lykke. (Bohn, I, 382.)
Frz.: A mauvais chien, la queue lui vient.
Lat.: Fortuna juvat ignavos. (Schamelius, 93, 6.)
Ung.: Neha a' rossz ember leg szerencséssebb. (Gaal, 772.)
Wend.: Lĕpši šelma, lĕpša glika. (Čelakovsky, 153.)
69. Je arger Schelm, je beter Glück. (Holst.) – Schütze, IV, 36.
70. Je grösserer Schelm, je grösser Glücke; je krümmer Holz, je bessre Krücke. – Körte, 5278.
Lat.: Quam quisque pessime fecit, tam maxime tutus est. (Chaos, 302.)
71. Jo slimmer de Schalm, je grötter Glücke, je krümmer dat Holt, jo biäter Krücke. (Iserlohn.) – Firmenich, I, 187, 73; Woeste, 78, 320.
72. Lewer to 'n Schelm slapen als to 'n Schelm arbeiten. – Goldschmidt, 107; Schütze, IV, 36.
73. Lieber sich zum Schelme schlafen, als sich zum Schelme arbeiten. – Simrock, 8923; Körte, 5280.
Sprichwort der Leute, welche glauben, ihre Arbeit werde nicht gehörig bezahlt. Lieber will ich schlafen und nicht arbeiten, als arbeiten und doch nichts verdienen.
74. Lieber zwischen zwei Schelmen sitzen als zwischen zwei Fenstern und Thüren. (Sauerland.)
75. Ma sucht ken Schelm hinger der Thîre, ma hoat denn salber do hinger gestackt. – Gomolcke, 763.
76. Nimm einen Schelm vom Galgen und er wird dich zum Dank daran hängen.
Lat.: Illius occumbes dextra, cui dextra pepercit. (Gaal, 1707.) – Jam homini perdito et collum in laqueum inserenti subvenisti. (Cicero.) (Chaos, 305.)
77. Salb den Schelmen, so sticht er; stich jhn, so salbt er. – Gruter, III, 77; Kloster, VIII, 407; Lehmann, II, 572, 3; Simrock, 8931; Körte, 5282.
Die Russen: Nachsicht mit Schelmen macht Erzschelme. (Altmann VI, 401.) Die Araber: Wer einem Schelme Wohlthaten theilt aus, gibt einer Hyäne Zuflucht im Haus.
Frz.: Oignez le vilain la peaume et il vous chira, engraissez les bottes à un vilain, il dira qu'on les lui brule. – Oignez vilain, il vous poindra; poignez vilain, il vous oindra. (Cahier, 1818.)
Holl.: Doe een' guit wel, en gij wordt met ondank beloond, doe hem kwaad, en hij zal u het goede gunnen. (Harrebomée, I, 263.)
Lat.: Ungentem pungit, pungentem rusticus ungit.
78. Schelm auff ein Ross, Huhr in eim Schloss, Laus im Grindt seynd drey stoltze Hoffges ind. – Gruter, III, 78; Lehmann, II, 573, 24.
79. Schelm ist, der es besser macht als er kan. – Gruter, III, 78.
80. Schelm lest. (Ostfries.) – Bueren, 1051; Hauskalender, I.
81. Schelm un Der to 't Dôr herin, Schelm un Der to 't Dôr herût.
Markt ein- und auslauten. (Biernatzki.)
[132] 82. Schelm und Dieb der letzte. – Blum, 404; Simrock, 8930.
Wenigstens muss der letzte oft für eine ganze Gesellschaft von Schelmen, Dieben u. dgl. herhalten, er wird oft für den Rädelsführer genommen und muss die Butter bezahlen.
83. Schelm wieder Schelm.
Frz.: A renard, renard et demi.
84. Schelme haben das meiste Glück.
It.: La fortuna corre dietro ai birbanti. – La fortuna favorisce i bricconi.
85. Schelme haben süsses Fleisch. – Simrock, 8928; Körte, 5277.
86. Schelme soll man mit Schelmen fahen. – Eiselein, 547.
»Die Welt ist schlimm, ein jeder sagt, doch will keins schlimm nur sein; mit Schelmen jetzt man Schelmen jagt, die Diebe sperren die Diebe ein.« (Chaos, 609.)
Frz.: A fourbe, fourbe et demi. (Gaal, 1107.)
It.: Non è inganno, che non si vinca con inganno. (Gaal, 1107.)
Lat.: Mundus, ais, malus est, cum sis tamen unus sorum, quarum opera mundus creditur esse malus. (Chaos, 609.)
87. Schelme un Dêfe kennt sick un ehrlicke Lüde ôk. (Ostfries.) – Bueren, 1053; Hauskalender, I.
88. Schelme und Katzen fallen immer auf die Füsse.
Kommen ungestraft durch.
It.: I birbanti, come i gatti, cascano sempre in piedi.
89. Schelmen on Dief' es ein Volk. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 300.
90. Unter zehn Schelmen ist kein einziger redlich.
91. Vom Schelmen auf den Dieb kommen.
92. Vor einem Schelm nimm dich in Acht, vor einem frommen Schelm hab' doppelt Wacht.
Dän.: En from skalk er en dobbelt skalk. ( Prov. dan., 501.)
93. Wan Schälm on Dêf sich zanke, krit 'n ihrlich Man si Päed wedder. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 39; für Aachen: Firmenich, I, 492, 38; für Holstein: Eichwald, 1655.
94. Wann Schelm un Dev sich schenge1, dann höht en ehrlich Mann, wo si Pähd es blevve. (Köln.) – Weyden, II, 7.
1) Schimpfen, holländisch schenden.
95. Wann Schelme un Daiwe sik unens wärt, dann wärt en erlik Mann gwar, boa sine Saken bliewen sint. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 319.
96. Wenn der Schelm auch flüchtet über alle Berge, es ereilt ihn bald ein hinkender Scherge.
97. Wenn der Schelm und der Dieb Streit miteinander haben, kommt der ehrliche Mann zu sein Sach. (Schwäb.)
98. Wenn ein Schelm den andern betrügt, so lacht der Teufel.
Holl.: Als twee schelmen elkander verschalken, dan lacht de duivel zich ziek. (Harrebomée, II, 245a.)
99. Wenn ein Schelm schlafen geht, so steht ein Schelm auf.
100. Wenn ein Schelm von einem Schelme reden hört, so denkt er, man rede von ihm.
101. Wenn einer ein Schelm ist, so sind nicht alle Schelme.
102. Wenn einer Schelm heisst, darf man ihn auch einen Schelm nennen.
Lat.: Ad esse sequitur predicari. (Chaos, 1100.)
103. Wenn man den Schelmen nennt, so kommt er gerennt. – Chaos, 488.
104. Wenn man vorm Schelmen zieht den Hut, so wächst (schwillt) ihm der Muth.
Dän.: Naar skalken elskes, meener han at han er herre. (Prov. dan., 501.)
105. Wenn 't 'en Schelm lück'n will, rit de Strick an 'n Galgen. (Süderdithmarschen.)
Wenn's dem Schelm glücken will, reisst der Strick am Galgen.
106. Wer einem Schelm Gutes erweist, bitte Gott, dass er es ihm nicht vergelte.
Dän.: Gjør vel imod en skalk, og bed til Gud han lønner dig ikke. (Bohn 370.)
107. Wer einen Schelm bittet, verschwendet seinen Athem.
Frz.: Qui prie le vilain, se travaille en vain.
[133] 108. Wer einen Schelm schilt, hat die Worte verloren.
Holl.: Die misdadighe hevet schelden op strate verloren. (Tunnicius, 13, 11.)
Lat.: Clauditur os huius, sunt palum crimina cuius. (Fallersleben, 312.)
109. Wer immer ein Schelm ist, der ist's niemals. – Witzfunken, IIIa, 192.
110. Wer mit Schelmen umgeht, der schelmet gern. – Chaos, 932; Parömiakon, 337.
111. Wia da Schöülm is, sou denkt a si 's. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 25.
Wie der Schelm ist, so denkt er sich's. (Wurth, 146.)
112. Wie der Schelm selber ist, so denkt er auch von andern. – Masson, 55.
Böhm.: Jaký kdo šelma jest, též o druhých myslí. (Čelakovsky, 372.)
It.: Ognuna mi zurra gli altri, da de stesso. (Masson, 55.)
Lat.: Autumat hoc in te, quod novit perfidus ipse. (Gaal, 1360.)
113. Wie der Schelm, so die Prügel. – Parömiakon, 388.
Jedem, was ihm gebührt.
114. Zwei Schelme verlangt unrechtes Gut, einen, der's gewinnt, und einen, der's verthut. – Simrock, 3318.
*115. Am Schelmen sterben. – Mathesy, 13b.
*116. Dä hät 'ne Schelm em Mau. (Bedburg.)
In seinen Aermeln steckt ein Schelm, trau ihm nicht.
*117. Da sall en Schelm de Wârheit vun seggen; nu snack du. (Holst.) – Schütze, IV, 36.
Scherzrede. Ein Schelm soll die Wahrheit davon sagen, was meinst du?
*118. Dat is slimmer, as: Schelm kumm herut. – Kern, 419.
*119. De Schelm im Buse ha. (Luzern.)
*120. De Schelm steckt (sticht) hüm.
Er hat Schelmereien im Kopfe. (Stürenburg, 259b.)
*121. Dem ärgsten Schelm den Beutel geben.
*122. Der Schelm sieht ihm zu den Augen aus.
*123. Doss kê Schelme fällt. (Schles.) – Frommann, III, 409, 353.
*124. Einen Schelm bei den Ohren melken.
*125. Einen Schelm höre ich. – Meisner, 119.
Sinn: Wie es in den Wald schallt, so schallt es wieder heraus; heisst mich jemand einen Dieb, so setz' ich einen Schelm darauf.
*126. Einen Schelm im Leibe haben. – Eiselein, 547.
*127. En drêharig'n Schelm. – Eichwald, 1653.
*128. En Schelm, de mêr givt. (Holst.) – Schütze, IV, 36.
Ich bin ein Schelm, wenn ich mehr für die Waare gebe.
*129. En Schelm in'n Nacken hebb'n. – Eichwald, 1654.
*130. En Skelm forlet sin ein Flag. – Hansen, 16.
Ein Schelm verlässt seine eigene Flagge.
*131. Er hat den Schelm im Nacken. – Frischbier, 516; Frischbier2, 3278.
Ist sehr hinterlistig, handelt betrüglich.
*132. Er ist ein ganzer Schelm.
Jean Paul nannte einmal jemand einen Dreiviertelschelm.
*133. Er ist ein Schelm, so weit ihn das Hemd berührt.
*134. Er ist ein Starcker schelm, jhrer zwölffe können einen Galgen niederreissen. – Moscherosch, 168.
*135. Er ist en Schelm, wo em d' Hut alît. – Sutermeister, 85.
*136. Er ist en Schelm, wo me d' Hut arüert. – Sutermeister, 85.
*137. Er ist mit dem Schelm dervo. (S. ⇒ Piemont.) – Sutermeister, 86.
*138. Er ist mit Schelmen gefüttert, wie das trojanische Pferd. – Eiselein, 547; Simrock, 8934; Parömiakon, 2228.
»So voller List, so voll von Schlichen, als die trojaner Stut' voll Griechen.«
Lat.: Fuit Ilium et ingens gloria Dardanidum. (Eiselein, 694.)
*139. Er kommt vom Schelmen auf den Dieb. – Eiselein, 547; Simrock, 8936.
*140. Er sieht einem Schelm ähnlicher als einem Entvogel. – Eiselein, 547; Simrock, 8937.
[134] *141. Er trägt seinen Schelmen, wie ein Metzger die Kälber. – Fischart in Kloster, VIII, 245.
*142. Es ist ein dreihärtiger Schelm. – Hennig, 97; Frischbier, 289.
Von einem solchen Menschen, der sich sehr aufrichtig oder einfältig stellt, und dennoch allerhand Bübereien im Sinne hat. (Bock, Idiot. pruss.)
*143. Es ist ein Schelm an allen vieren. – Rollwagenbüchlein, XXXI.
Bei den alten Römern steht scelus, das Laster, sehr häufig für Schelm, Bösewicht, Schuft. (Vgl. Röm. Schimpfwörter, in Ausland, 1872, Nr. 8.)
*144. Es sieht dir der Schelm bey den Augen auss. – Chaos, 646.
*145. Es si Schelme wie gross Manne. – Sutermeister, 131.
*146. Hä hält ene Schelm en der Mauen1. (Köln.) – Weyden, II, 8.
1) Aermel, holländisch mouw.
*147. He süht ênem Schelm glyker as ênem Ântvagel. – Richey, 4; Körte, 5284a.
*148. Héi is al manchem Schelm dört Hius läupen. (Soest.)
*149. Ich will den Schelmen nicht beim Namen nennen.
Lat.: Nolo singulos excitare. (Chaos, 302.)
*150. Is kên Schelm to troen. – Schütze, IV, 36.
Scherzhafte Aeusserung des Mistrauens.
*151. Ji sünd alltomal Schelme, man ik bün en êrlig Kerl. (Holst.) – Schütze, IV, 37.
Scherzhafte oder ironische Selbstverherrlichung.
*152. Mit dem Schelm davon. – Schottel, 1116a.
*153. Mit Schelmen und Dieben um sich werfen. – Facet., 500.
154. Ein Schelm riecht den andern eine Stunde weit. – Gotthelf, Käserei, 172.
155. Es moiste syn eyn rechter schelm, vnd wer er auch von schilt un helm, der wer bei schonen jouffrawen vnd guttem wyn, vnd wilt dan noch sei trurich syn. – Weinsberg, 14.
156. Ich bin ein doppelter Schelm, ich besorge beides, sagte jener, als einer behauptete, Gut müsse zwei Schelme haben, einen, der gewinne, und den andern, der es verthue. – Wirth, I, 142.
157. Ke Schelm verklagt den anger, und ke Krähe kratzet der angern d' Auge us. – Gotthelf, Bauernspiegel, 154.
158. Schelmen gibt's in der Judengasse.
Ein gewöhnliches frankfurter Sprichwort, man gibt ihm sonst noch allerlei spöttische Namen. (Schaltjahr, II, 43.)
*159. Sich mit dem Schelmen davon machen. – Gotthelf, Wanderungen, 153.
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