Schneiden

1. Er schneidet aus einem Tage zwei Stunden mehr als andere Leute.


2. Et is nu enmoal snien, et maut ok nu naiget wären. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 77, 303.

Es ist einmal so geschnitten, es muss auch so genäht werden.


3. Man schneidet die Riemen nachdem die Haut ist.


4. Man sol schneiden, weil die ernt ist.Franck, I, 99b; Gruter, I, 58; Petri, II, 468; Henisch, 926, 26; Schottel, 1128a; Simrock, 2122; Wunderlich, 12.

Lat.: Aestas non semper fuerit, componite nidos. (Henisch, 926, 27.)


[297] 5. Schneid, weil dein ernt ist.Franck, II, 92b; Petri, II, 468; Lehmann, 258, 10.


6. Schneiden vnd binden ist schwer arbeit, Singen vnd springen ist gross froligkeit.Henisch, 387, 70; Petri, II, 530.


7. Was einer nicht mag schneiden, da haben die Hausgenossen Recht zu weiden.Graf, 68, 42.

Vom Weiderecht.

Mhd.: Waz eyner nit mach schneiden (noch gehöwen) da hant di hussgenossen all recht czu weiden. (Grimm, Weisth., I, 129.)


8. Was einmal geschnitten ist, wird nie wieder ganz.

Böhm.: Krajíc k bochníku více ne přistávej. (Čelakovsky, 347.)


9. Was nicht zum Schneiden taugt, kann man nicht scharf schleifen.Simrock, 8895; Körte, 6455; Masson, 75.


10. Wenn man immer schneidet, wird das beste Messer stumpf.


11. Wenn man'n gleich geschnitten hätte, a hätte nich geblutt.Robinson, 523; Gomolcke, 1092.


12. Wer breit schneidet, dem fällt schmal zu. (Lit.)


13. Wer nicht schneiden kann, muss Aehren lesen.


14. Wer will schneiden, muss erst säen und pflanzen.

Mhd.: Vor dem snite sô setzet man die phlanzen. (Neidhard.)


15. Wo er geschnitten, da ist böss nachähren. Sutor, 28.


*16. Dä ess geschnigge un hêl.


*17. Dä ess geschnigge wueden ohne Mätz. (Bedburg.) (S. Loch 96.)


*18. Das schneidet wie Gift. (Rottenburg.)

Ein Messer oder anderes Werkzeug.


*19. Der kann schneiden. (Trier.)

Er versteht seinen Vortheil wahrzunehmen.


*20. Der wird sich schneiden. (Oberlausitz.)

Er wird sich getäuscht sehen, die Sache wird fehlschlagen. In Schwaben sagt man statt schneiden: brennen.


*21. Er kann gut schneiden.Frischbier2, 2477.

Nämlich aufschneiden, lügen.


*22. Er schneidet mit Engelhardt's Hännes seinem Messer. (Nordhausen bei Kassel.)


*23. Es schneidet wie ein Schermesser.


*24. Es schneidet wie eine Flöte.

Von etwas, z.B. einem Messer, das durchdringend scharf schneidet.

*25. He schnitt möt dem Grênschalge. (Werder.) – Frischbier2, 3368.

Er schneidet mit dem grünschaligen (Messer), d.h. er lügt.


*26. He versteit dat Sniden.Dähnert, 438b.

Er weiss den Leuten das Geld abzunehmen.


*27. Me muss schnide, wills Aren ist. (Luzern.)


*28. Sich schneiden.

In Oberösterreich, um zu sagen: In einen Haufen Menschenkoth treten.


*29. Snît dick nich, et is Hechtsuppe. (Hannover.)


[Zusätze und Ergänzungen]

30. Vom Schneiden der Wassermelone wird das Herz nicht erfrischt, man muss sie essen. Merx, 229.


*31. Zu tieff schneiden vnd zu weit greiffen.Mathesius, Postilla, CCXVIIb.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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