1. Aus hundert Zwergen lässt sich kein Riese herauswählen. – Altmann VI, 465.
2. Der Zwerg bleibt immerdar ein Zwerg, und stünd er auf dem höchsten Berg. – Binder III, 4229.
Lat.: Pumilio, licet in monte, non est magnus. (Seneca.) (Binder II, 2691; Faselius, 211; Wiegand, 1153.)
3. Der Zwerg bückt sich am meisten, wenn er durch die hohe Pforte von Gondar tritt.
4. Der Zwerg verlangt von jedem, dass er ein Riese sei. – Altmann VI, 493.
5. Der Zwerg will es mit dem Riesen aufnehmen.
It.: I granchi vogliono mordere le balene. (Biber.)
6. Der Zwerg will mit hölzernem Schwert gegen den geharnischten Riesen fechten.
7. Der Zwerg wird nicht grösser, auch wenn er sich auf einen Berg stellt.
Holl.: Al zit een dwerg op reuzen-schouders, hij is daarom niet te grooter. (Harrebomée, I, 169a.)
8. Ein verständiger Zwerg ist besser als ein unwissender Riese.
9. Ein Zwerg ist so gut ein Mann, wie ein Riese.
Die kleinste Republik so gut ein souveräner Staat, als das grösste Königreich.
10. Ein Zwerg kann nicht den Mantel eines Riesen tragen.
11. Ein Zwerg küsst den andern nicht.
Dän.: Et trold kiws ikke et ander. (Prov. dan., 556.)
12. Ein Zwerg sieht überall Riesen.
13. Ein Zwerg weiss sich viel, wenn er auf der Leiter steht.
Die Russen sagen vom Gernegross: Der kleine Graben, der in die Jause fliesset, redet am liebsten von der grossen Wolga. Und: Der Pilz, der auf den Bergen wächst, erzählt gern von der Palme. (Altmann V, 96.)
14. Einem Zwerge passt nur ein kurzes Kleid.
15. Eines Zwergen Schuhe passen nicht für einen Riesen.
Holl.: De schoenen van den dwerg passen den reus niet. (Harrebomée, I, 7169a.)
16. Gegen Zwerge soll man mit kurzen Schwertern kämpfen.
In Tula sagt man: Der Dolch wider die Zwerge, das Schwert wider die Riesen. (Altmann IV, 485.)
17. Genug Zwerge können auch einen Riesen zu Tode quälen.
18. Je kleiner der Zwerg, desto grösser (soll) der Hut (sein). – Altmann V, 119.
19. Jeder Zwerg ist ein halber Riese.
20. Unter Zwergen ist der Knirps ein Riese.
Lat.: Inter pygmaeos non pudet esse brevem. (Binder I, 788; II, 1539.)
21. Wenn der Zwerg auf den Berg kommt, hält er sich für einen Riesen. – Altmann VI, 482.
22. Wenn der Zwerg auf eines Riesen Schulter sitzt, so ist er drum nicht grösser. – Chaos, 365; Winckler, IV, 11.
23. Wenn der Zwerg in den Hutladen kommt, kann er keinen Hut gross genug finden für sein Haupt. – Altmann V, 131.
24. Wenn ein Zwerg auf den Schultern eines Riesen steht, so sieht er dem Träger über den Kopf. – Parömiakon, 2842.
Von Kleinen, die auf den Verdiensten grosser Männer stehen und so sich über sie erheben.
25. Wenn ein Zwerg auf einen Riesen steigt, so sieht er weiter als der Riese. – Kornmann, II, 1.
26. Wenn ein Zwerg auf einer hohen Rasenbank steht, hat er eine hohe Fussbank.
Holl.: Waneer een dwerg op eene hooge wier staat, heeft hij eene hooge voetbank. (Harrebomée, I, 169a.)
[672] 27. Wenn sich der Zwerg auch einen hohen Hut aufsetzt, er wird darum doch kein Riese. – Altmann VI, 508.
28. Wer zum Zwerg geboren ist, wird nie zum Riesen heranwachsen. – Altmann VI, 401.
29. Zwerg1 sucht seines Gleichen.
1) D.i. der Geringe, Niedrige, Schwache.
Nordfries.: Kroak sjukt gin maat. (Hansen, 8.)
*30. An einem Zwerge die Grösse des Riesen messen. – Altmann VI, 515.
*31. Aus jedem Zwerge einen Goliath machen. – Parömiakon, 623.
*32. Der Zwerg will mit dem Riesen anbinden.
Lat.: Fluvius cum mari certat. (Philippi, I, 157.)
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