Burger [2]

[619] Burger, 1) Ludwig, Maler und Illustrator, geb. 19. Sept. 1825 in Krakau von deutschen Eltern, gest. 22. Okt. 1884 in Berlin, lebte vom 14.–17. Jahr in Warschau, wo er seine ersten Versuche in der Lithographie und mit der Radiernadel machte. Seit 1842 in Berlin, besuchte er die dortige Kunstakademie. 1846–47 war er als Zeichner in einer Spielkartenfabrik in Stralsund tätig und unternahm 1852 eine Studienreise nach Antwerpen und Paris, wo er den Unterricht von Couture genoß. Unter seinen zahlreichen Arbeiten sind die Zeichnungen zu den Werken von Fontane über den schleswig-holsteinischen Krieg von 1864 und den deutschen Krieg von 1866 hervorzuheben, ferner sein in den Jahren 1866 und 1867 entstandenes Werk »Die Kanone«, ein Zyklus von einigen zwanzig Blättern. Seit 1869 wandte er sich[619] mit großem Erfolg dem dekorativen Gebiet zu; es entstanden die Wandmalereien im Lesesaal und Stadtverordneten-Sitzungssaal des Berliner Rathauses, in der Kadettenanstalt zu Lichterfelde und im Berliner Zeughaus und zahlreiche Entwürfe für Glasfenster, Intarsiadekorationen etc. 1872–73 unternahm er eine Studienreise nach Italien, von der er vortreffliche Studien nach dortigen Renaissancedekorationen mitbrachte. – Sein Bruder Adolf B., geb. 9. Dez. 1833 in Warschau, gest. 13. Dez. 1876 in Berlin, ebenfalls Maler, hat sich besonders durch Genrebilder aus dem Leben der Wenden im Spreewald (wendisches Begräbnis, in der Berliner Nationalgalerie) bekannt gemacht.

2) Johann, Kupferstecher, geb. 31. Mai 1829 zu Burg im Kanton Aargau, erhielt den ersten Unterricht von dem Landschaftsmaler und Stecher Jakob Suter in Zofingen und lernte dann von 1850–56 besonders den Kartonstich auf der Akademie in München unter Julius Thäter. Von da besuchte er Dresden, Florenz und Rom. 1859 nach Deutschland zurückgekehrt, widmete er sich in München auch der Linienmanier. Nachdem er 1858 in Rom unter Cornelius' Aussicht dessen Lady Macbeth gestochen, folgten zwei Blätter nach Bildern von Heß in der Bonifatiusbasilika zu München und der Raub der Europa nach Genelli, alle in Kartonmanier. In Linienmanier stach er den Bauer und den Makler nach Vautier, die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten nach van Dyck, das Jägerlatein nach Grützner (1875), die Dame mit dem Papagei nach Mieris (Pinakothek in München) und die Violanta nach Palma Vecchio (Hofmuseum in Wien). Zur reifsten Entfaltung seiner Ausdrucksmittel gelangte er in den Stichen nach Raffaels Madonna della Sedia (1882), nach Guido Renis Aurora (1887), nach Palma Vecchios heiliger Barbara (1889) und Raffaels heiliger Cäcilia (1892).

3) (spr. bürger) Schalk Willem, Burenführer, geb. 1852 in Lijdenburg, Farmer und Wagner, seit 1887 im Volksrat (1895 Vorsitzender), seit 1896 Mitglied des Ausführenden Rates und 1897 Vorsitzender der Industriekommission, die über die Forderungen der Ausländer (Mineninteressenten) zu befinden hatte. Durch seinen Bericht über die Dynamitmonopol-, Eisenbahn- und Minenfrage erwarb sich B. das Vertrauen der Industriellen und wurde Anfang 1898 als Präsidentschaftskandidat der Progressiven gegen Krüger (s.d.) aufgestellt, ohne Erfolg. Beim Ausbruch des Krieges mit England zog er als General ins Feld, erwarb sich durch die Beruhigung der Swasi ein Verdienst, wurde nach Krügers Weggang (10. Sept. 1900) stellvertretendes Oberhaupt der Südafrikanischen Republik, hielt sich im Kleinkriege gegen die Briten meist bei L. Botha (s.d.) auf und führte, nachdem sich der kranke Präsident Steijn unter Protest zurückgezogen hatte, Ende Mai 1902 die Einstellung der Feindseligkeiten auch auf seiten der Oranjeburen mit herbei.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 619-620.
Lizenz:
Faksimiles:
619 | 620
Kategorien: