Ehrenbreitstein

[411] Ehrenbreitstein (Thalehrenbreitstein), Stadt im preuß. Regbez. und Landkreis Koblenz, rechts am Rhein, gegenüber der Moselmündung, am Fuß des 175 m hohen Felsens, auf dem die Festung E. liegt, ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Köln-Niederlahnstein und mehrerer elektrischer Kleinbahnlinien, hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, Kapuzinerkloster, ehemaliges Dikasterialgebäude (jetzt Proviantmagazin) und Amtsgericht, betreibt Gerberei, Getreiderösterei, Seifenfabrikation, Mahlmühlen, Ziegelbrennerei, Weinbau, Schiffahrt und zählt (1900) mit der Garnison (2 Infanteriebataillone Nr. 28, ein Bataillon Fußartillerie Nr. 9 und ein Trainbataillon Nr. 8) 5302 meist kath. Einwohner. Mit dem gegenüberliegenden Koblenz ist E. durch eine Schiff- und Eisenbahnbrücke verbunden. Über der Stadt liegt die Festung auf einem 118 m über den Rhein sich erhebenden Berg, der nach dem Fluß, nach S. und SO. steil abfällt und gegen S. mächtige Werke hat. Das Hauptfort besteht aus mehrfach übereinander gewölbten Kasematten und Batterien. Gegen N. und NO. sind starke Werke, die mit einem im Umfang der Befestigungen gelegenen Fort endigen; die übrigen Seiten sind unangreifbar. Südlich von E. erhebt sich auf der Pfaffendorfer Höhe das Fort Asterstein. – Schon die Römer sollen hier zu den Zeiten des Kaisers Julian ein Kastell erbaut haben. Im 11. Jahrh. gehörte die Burg E. einem Adelsgeschlecht, nach dem es den Namen Erembertsstein erhalten haben soll. Später kam E. an den Erzbischof Hillin von Trier, der die Burg 1153 stärker befestigte. Erzbischof Heinrich (gest. 1286) erweiterte die Befestigungen,[411] ebenso 1481 Johann II., der auch einen 90 m tiefen Brunnen anlegte. Kurfürst Philipp Christoph räumte die Burg 1631 den Franzosen ein; doch ward sie 1637 von den Kaiserlichen wiedergenommen und dem Kurfürsten Ferdinand von Köln übergeben und fiel erst 1650 an Kurtrier. Eine regelmäßige Befestigung des Ehrenbreitsteins kam erst unter dem Kurfürsten Karl Kaspar von der Leyen seit 1672 zu stande. 1688 wurde die Festung von den Franzosen erfolglos beschossen. Von 1759–62 hielten diese sie besetzt; 1795, 1796 und 1797 ward sie von ihnen blockiert und 1798 während der Friedensunterhandlungen von neuem eingeschlossen und durch Hunger 27. Jan. 1799 zur Übergabe gezwungen. Die Franzosen schleiften die Festungswerke. 1803 wurden Festung, Stadt und das dazugehörige Amt dem Fürsten von Nassau-Weilburg zugeteilt und von diesem 1815 an Preußen abgetreten. 1816–26 wurde die Festung E. durch den General After mit einem Kostenaufwand von 8 Mill. Tlr. neu aufgebaut.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 411-412.
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