Erbauungsbücher

[887] Erbauungsbücher (Andachtsbücher), Schriften, die zum Zweck der Erbauung (s. d.) oder der Pflege des religiösen Lebens von jeher in der christlichen Kirche im Gebrauch waren. Als die ersten E. darf man die Legenden von Aposteln und Märtyrern bezeichnen, denen sich im Mittelalter Schriften über klösterliche Tugenden, die Schriften der Mystiker, von Meister Eckart, Tauler, H. Suso, die »Deutsche Theologia« und besonders die »Nachfolge Christi« von Thomas a Kempis anschlossen. Als die E. der Reformation können Luthers Postille, deutsche Gesangbücher und vornehmlich seine deutsche Bibel gelten. Die E. des 17. Jahrh. verfolgen eine strengere Richtung, die sich in Arndts »Wahrem Christentum«, Gotth. Müllers »Geistlichen Erquickstunden«, Scrivers »Seelenschatz« u.a. kundgibt; die darauf folgende Zeit des Pietismus brachte Starks »Tägliches Handbuch«, Bogatzkys »Güldenes Schatzkästlein« und Speners zahlreiche Schriften. Von England kamen herüber: Baxters »Ewige Ruhe der Heiligen« und Bunyans »Pilgerreise«. In neuerer Zeit ist für E. besonders der Titel »Stunden der Andacht« beliebt, wie zuerst Zschokke (1809–15), dann Tholuck (8. Aufl. 1870) und Heinrich Lang (1863–65) ihre betreffenden Werke nannten. Während das erste dem ältern Rationalismus angehörte, vertrat das zweite die sogen. gläubige Richtung, das dritte die neuere freisinnige Theologie. Von den Erbauungsbüchern der katholischen Kirche sind namentlich das »Brevier«, das tägliche Andachtsbuch der Kleriker, die Schriften von Fénelon, F. v. Sales, Molinos zu nennen. Auch Traktate, wie sie namentlich in England und Amerika in unzähligen Exemplaren verbreitet werden, gehören hierher. Vgl. Beck, Die Erbauungsliteratur der evangelischen Kirche (Erlangen 1883, Bd. 1); Derselbe, Die religiöse Volksliteratur der evangelischen Kirche Deutschlands (Gotha 1891); Große, Die alten Tröster, Wegweiser in der Erbauungsliteratur (Hermannsburg 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 887.
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