[571] Hosenbandorden (Orden des blauen Hosenbandes, Order of the Garter, auch Orden des heil. Georg in England), vom König Eduard III. von England um 1350 gestifteter Orden, dem Range nach der erste Orden Englands.
Die gewöhnlichste Angabe seiner Entstehung ist folgende: Eduard habe auf einem Ball, als seiner Geliebten, der Gräfin Salisbury, das linke blaue Strumpfband entfiel, dies rasch aufgenommen und dabei zufällig das Kleid der Gräfin mit gefaßt und etwas gehoben.
Umstehende hatten sich darüber scherzhafte Äußerungen erlaubt, wodurch die Gräfin sich gekränkt gefühlt und Eduard entrüstet zur Genugtuung seiner Geliebten und zum Beweis der Reinheit seiner Handlung laut ausgerufen habe: »Honny soit qui mal y pense i« (»Schmach über den, der Arges dabei denkt!«) und sodann noch geäußert, er wolle dieses blaue Band zu solchen Ehren bringen, daß die, die darüber gespöttelt, sich noch glücklich schätzen sollten, es tragen zu dürfen; bald darauf sei der Orden vom blauen Hosenband von ihm gestiftet und jenes Wort zum Motto des Ordens genommen worden.
Diese Entstehungsgeschichte des Hosenbandordens ist ebensowenig urkundlich erhärtet wie die, daß er ihn zum Andenken an die Schlacht bei[571] Crécy gestiftet habe. In den Statuten des Ordens, die Eduard ihm gab, heißt es bloß, daß er ihn zur Ehre Gottes, der heiligen Jungfrau und des heiligen Märtyrers Georg, des Schutzpatrons Englands, in seinem 23. Regierungsjahr (1350) gestiftet habe. Die ursprüngliche Verfassung des Ordens hat im Laufe der Zeit nur unbedeutende Abänderungen erlitten. Nach dem Statut vom 17. Jan. 1805 können ihn nur Regenten und Engländer aus dem höhern Adel erhalten; er besteht aus Einer Klasse, und die Zahl der Mitglieder ist mit Einschluß des Königs auf 26 bestimmt, worin aber die Prinzen des königlichen Hauses und auswärtige Ritter nicht mit inbegriffen sind. Auf dem Schloß und in der Kapelle des heil. Georg zu Windsor, worin das Bild des Heiligen, von Rubens gemalt, aufgehängt ist, wird jährlich am St. Georgstag, 23. April, Kapitel gehalten. Vorschläge zu erledigten Ritterstellen geschehen durch das Kapitel, das schon durch sechs Ritter gebildet werden kann, und der König entscheidet. Die Offizianten des Ordens, die besondere Ehrenzeichen und Zeremonienkleidung haben, sind: ein Prälat, stets der Bischof von Winchester, ein Kanzler, der Bischof von Oxford, ein Registrator, der Dekan von Windsor, ein Wappenkönig, der die Aussicht über die Zeremonien bei Ordensfeierlichkeiten hat und Garter king of Arms heißt, und ein Schwarzstab (Black Rod), der bei Feierlichkeiten einen schwarzen Stab in der Hand hält und Reichstürsteher ist. Außer diesen unterhält der Orden noch eine Anzahl Canonici. Die Aufnahme eines Ritters, die in genannter Kapelle stattfindet, geschieht mit außerordentlichem Prunk und großen Feierlichkeiten. Wenn auswärtige Regenten die Dekoration des Ordens erhalten, so wird ihnen solche gewöhnlich durch eine eigne Gesandtschaft überschickt, in deren Begleitung immer der Wappenkönig ist. Das Ordenszeichen besteht in einem Knieband von dunkelblauem Samt mit einem Rand und dem in Gold darauf gestickten Motto: »Honi soit qui mal y pense«. Unter dem linken Knie wird es durch eine goldene Schnalle befestigt. Dazu wird ein breites dunkelblaues Band, von der linken Schulter nach der rechten Hüfte hängend, getragen, an dessen Ende ein goldener, mit Brillanten verzierter Schild (the George) befestigt ist, auf dem der heil. Georg in goldener Rüstung und zu Pferde, den unter ihm liegenden Drachen erlegend, abgebildet ist. Ferner tragen die Ritter auf der linken Brust einen silbernen achtstrahligen Stern mit dem roten Kreuz des heil. Georg in der Mitte und umgeben von dem blauen Knieband mit dem Ordensmotto. Bei festlichen Gelegenheiten tragen die Ritter ein besonderes Feierkleid. Die Kette wurde von Heinrich VIII. hinzugefügt. Sie ist 30 Unzen schwer, und ihre 26 Glieder (eine Anspielung auf die Zahl der Ritter) bestehen aus blau emaillierten Kniebändern mit einer Rose in der Mitte und Liebesknoten. S. Tafel »Orden II«, Fig. 5. Vgl. Thulemarius, Vom engelländischen Ritterorden St. Georgii oder des blauen Hosenbandes (Jena 1744); Ashmole, The history of the institutions, laws, and ceremonies of the most noble Order of the Garter (Lond. 1672); Beltz, Memorials of the Order of the Garter (das. 1841).
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