Mars [1]

[347] Mars (auch Marmar, Mamers, Mavors, Maspiter), neben Jupiter der Hauptgott der alten Italer, nach der heimischen Sage Sohn der Juno, die ihn, durch den Duft einer Blume geschwängert, gebar, und Gemahl der Nerio (s. d.), nach seiner Gleichsetzung mit dem griechischen Ares Sohn des Jupiter und der Juno und Gemahl der Venus. Auf ursprüngliche Naturbedeutung weisen manche alte Gebräuche hin, in denen er um Segen für Familie, Vieh und Flur und um Schutz gegen Krankheit, Unwetter und Mißwachs angerufen wurde; den Römern aber, die ihn als Vater von Romulus und Remus und Aynherrn ansahen, ist er seit alters vornehmlich der Kriegsgott mit dem Beinamen Gradivus (»der Schreitende«). M. weihte man bei der Feier des Lustrum (s. d.) bei seinem uralten Altar auf dem nach ihm benannten Campus Martius die bewaffnete Bürgerschaft durch das ihm eigentümliche Opfer der Suovetaurilien (s. d.). Ihm war das Ver sacrum (s. d.), die zur Erkämpfung neuer Wohnsitze ausziehende junge Mannschaft, geweiht. Seine heiligen, in der Regia aufbewahrten Waffen, die hastae Martis und die ancilia (s. Ancile), bewegt der in den Krieg ziehende Feldherr mit dem Ruf: »M. vigila!« (»M. wache«). Speziell heilig ist ihm der Monat März (Martius), der Beginn der Kriegszeit, und ganz von seinen Festen erfüllt; ebenso wird er im Oktober nach beendetem Kriege mit Dankfesten verehrt. Im März holen die Kollegien der Salier (s. d.) die ancilia aus der Regia zu ihren Waffentänzen und bringen sie im Oktober wieder an ihren Ort. Die Frühlingsfeste gelten insbes. der Weihung der Rosse (Equirria, Wagenrennen auf dem Marsfelde, 27. Febr. und 14. März), der Waffen (Quinquatrus, 19. März) und der Schlachthörner (Tubilustrium, 23. März). Eine Dankfeier für den Sieg, zugleich eine Sühnfeier für das vergossene Blut, ist das am 15. Okt. nach einem Wagenrennen am Altar auf dem Marsfeld vollzogene Opfer des rechten Pferdes des siegreichen Gespanns, des sogen. Oktoberrosses (equus October), dessen Blut im Vestatempel aufbewahrt und an den Palilien (s. d.) als Reinigungsmittel gebraucht wurde. Am 19. Okt. fand die Waffensühne (Armilustrium) statt. Seine beiden Tempel standen als des im Felde waltenden Gottes außerhalb des Pomerium. Einen neuen Kult richtete ihm Augustus als M. Ultor (Rächer des Cäsar) in dem im J. 2 v. Chr. eingeweihten prachtvollen (noch in Ruinen erhaltenen) Tempel auf dem Forum Augusti ein, in dem sein Bild und das der Venus als der beiden göttlichen Ahnen des Julischen Geschlechts standen. Außer der Lanze waren seine Symbole der reißende Wolf, der kriegerische Specht und der Pflugstier. Beiname des sabinischen M. ist Quirinus (s. d.). Über die bildlichen Darstellungen des M. s. Ares. Vgl. Roscher, Apollon und M. (Leipz. 1874); Robion, Nom et caractères du M. des anciens Latins (Par. 1874).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 347.
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