[914] Mitscherlich, 1) Christoph Wilhelm, Philolog, geb. 20. Sept. 1760 zu Weißensee in Thüringen, gest. 6. Jan. 1854 in Göttingen, studierte seit 1779 in Göttingen, wurde 1782 Kollaborator in Ilfeld, 1785 außerordentlicher, 1794 ordentlicher Professor in Göttingen und trat 1833 in den Ruhestand. Er gab die Oden und Epoden des Horaz (Leipz. 18001801, 2 Bde.), außerdem den Homerischen Hymnus auf Ceres (das. 1787), die »Scriptores erotici graeci« (Zweibrücken 179294, 4 Bde.), Heliodors »Aethiopica« (das. 1799, 2 Bde.) und mit Tychsen und Heeren die »Bibliothek der alten Literatur und Kunst« (Götting. 178691) heraus.
2) Eilhard, Chemiker, geb. 7. Jan. 1794 in Neuende bei Jever, gest. 28. Aug. 1863 in Schöneberg bei Berlin, studierte seit 1811 in Heidelberg, Paris und Göttingen Geschichte und Sprachen, daneben auch Naturwissenschaften und Medizin, seit 1818 in Berlin ausschließlich Chemie. Damals machte er die Entdeckung des Isomorphismus, die für Chemie und Mineralogie gleich wichtig wurde. Von Berzelius veranlaßt, setzte er seine Studien in Stockholm fort und beschäftigte sich hier mit der künstlichen Darstellung von Mineralien. 1821 wurde er Professor an der Universität in Berlin. Er entdeckte hier den Dimorphismus und beobachtete mit dem von ihm verbesserten Reflexionsgoniometer die ungleiche Veränderung der Winkel an den Kristallen durch Wärme. Die Untersuchungen über die Verbindungen des Benzins (»Ostwalds Klassiker«, Heft 98) und über die Ätherbildung führten ihn zur Ausstellung der Kontakttheorie. Er entdeckte die Selensäure, die Übermangansäure, untersuchte die Bleikammerkristalle und gab eine Methode zur Nachweisung des Phosphors an; ferner entdeckte er das Benzol, Nitrobenzol, Azobenzol und die Benzolsulfosäure. Auch lieferte er mehrere geologische Untersuchungen. Er schrieb: »Lehrbuch der Chemie« (Berl. 182935, 2 Bde.; 4. Aufl. 184048). Nach seinem Tod erschien noch: »Die vulkanischen Erscheinungen in der Eifel und über die Metamorphie der Gesteine durch erhöhte Temperatur« (Berl. 1865) und »Gesammelte Schriften. Lebensbild, Briefwechsel und Abhandlungen« (hrsg. von seinem Sohn A. M., das. 1896). Seine Arbeit über das Verhältnis der chemischen Zusammensetzung der Kristallform arseniksaurer und phosphorsaurer Salze (1821) erschien in »Ostwalds Klassikern«, Heft 94. Im J. 1894 wurde ihm in Berlin neben der Universität ein Denkmal (von Hartzer) errichtet. Vgl. Rose, Eilhard M. (Berl. 1864); »Erinnerung an Eilhard M.« (das. 1894).