Recke [3]

[674] Recke, 1) Elisa, Frau von der, Dichterin, geb. 20. Mai 1754 auf Schönburg in Kurland, gest. 13. April 1833 in Dresden, Tochter des Reichsgrafen Friedrich von Medem, verheiratete sich 1771 mit dem Freiherrn von der R.; doch wurde diese Ehe schon 1776 getrennt, und Elisa lebte nun zurückgezogen in Mitau. Infolge des Todes ihrer Tochter und ihres Bruders verfiel sie immer mehr in religiöse Schwärmerei, die durch Cagliostro (1779) noch gesteigert wurde, den sie zu Mitau am Hof ihrer Schwester, der Gemahlin des Herzogs Peter Biron von Kurland, kennenlernte. Erst als sie auf einer Reise nach Karlsbad 1784 unter andern mit Spalding, Nicolai, Bürger, den beiden Stolberg und in Weimar mit Bode bekannt geworden war, wurden ihre Ansichten klarer, und sie schrieb ihr vielbesprochenes Buch über Cagliostro (Berl. 1787). Von der Kaiserin Katharina eingeladen, ging sie 1795 nach Petersburg und wurde daselbst mit dem Nießbrauch des Gutes Pfalzgrafen in Kurland beschenkt. Kränklichkeit aber nötigte sie zum Wechsel des Aufenthaltsorts; sie lebte fortan abwechselnd in Dresden, Berlin, Italien (1804–06) und Leipzig. Der Dichter Tiedge, ihr Begleiter auf der Reise nach Italien, war seitdem ihr Hausgenosse. Gern verweilte sie im Schloß Löbichau bei Altenburg, das ihrer Schwester, der Herzogin, gehörte (vgl. Geyer, Der Musenhof zu Löbichau, Altenb. 1882). Das »Tagebuch ihrer Reise durch Deutschland und Italien« wurde von Böttiger veröffentlicht (Berl. 1815–17, 4 Bde.). Über ihre Reise durch Deutschland 1784–86 berichtet das Tagebuch ihrer Begleiterin Sophie Becker (hrsg. u. d. T.: »Vor hundert Jahren«, Stuttg. 1884; Kollektion Spemann, Bd. 61). Hiller gab ihre »Gebete und Lieder« (Leipz. 1783, 3. Aufl. 1815), Tiedge ihre warm empfundenen, aber schwächlichen »Gedichte« (Halle 1806, 2. Aufl. 1816) und »Geistlichen Lieder, Gebete und religiösen Betrachtungen« (Leipz. 1833, neue Ausg. 1841) und P. Rachel ihre »Aufzeichnungen und Briefe aus ihren Jugendtagen« (2. Aufl., das. 1902) sowie »Tagebücher und Briefe aus ihren Wanderjahren« (das. 1902) heraus. Vgl. Eberhard, Blicke in Tiedges und in Elisas Leben (Berl. 1844); Brunier, Elisa von der R. (3. Aufl., Norden 1885).

2) Eberhard, Freiherr von der R. von der Horst, preuß. Staatsmann, geb. 2. April 1847 aus einem westfälischen Adelsgeschlecht, Sohn des 1869 verstorbenen Ministerialdirektors im Finanzministerium v. d. R., studierte die Rechte, machte den Krieg von 1870/71 als Reserveoffizier im 2. Gardedragonerregiment mit, ward Landrat in Eckernförde, 1882 vortragender Rat im Ministerium des Innern unter Puttkamer, 1887 Regierungspräsident in Königsberg und 1889 in Düsseldorf. 1895–99 als Minister des Innern ohne Erfolg tätig, verwaltet R. seitdem das Oberpräsidium der Provinz Westfalen.

3) Ernst von der, dän. Dichter, geb. 14. Ang. 1848, studierte Chemie, schrieb daneben das erfolgreich ausgeführte lyrische Drama »Bertran de Born« (1873) und widmete sich nachher gänzlich der Literatur. Es folgten die Dramen »König Liuvigild und seine Söhne«, »Archilochos« (beide 1878), »Knud und Magnus« (1881), »Die Herzogin von Burgund« und der Operntext »Frau Jeanna« (beide 1891). Seine Gedichtsammlungen (»Lyrische Gedichte«, 1876; »Kleine Gedichte«, 1883; »Zerstreute Blümchen«, 1885; »Alte und neue Gedichte an Eine«, 1889; »Vermischte Gedichte«, 1890; »Neue Gedichte«, 1900, u. a.) zeigen eine reiche lyrische Ader und große Verskunst. Auch verfaßte er: »Principerne for den danske Verskunst« (Kopenhagen 1881, 2 Tle.); »Grundtræk af den danske Verslaere« (das. 1894); »Nogle Folkeviseredaktioner« (das. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 674.
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