[587] Wickler (Tortricidae), Familie der Schmetterlinge, kleine, zarte nächtliche Falter von eulenartiger Färbung mit einfachen, borstenförmigen Fühlern, wenig hervortretenden Tastern, deutlichen Nebenaugen, ziemlich kurzer, spiraliger Rollzunge und in der Ruhe dachziegelförmig auseinander liegenden Flügeln. Die 16beinigen Raupen leben zwischen von ihnen selbst zusammengerollten Blättern oder im Innern von Knospen und Früchten, verpuppen sich auch an den gleichen Orten innerhalb eines Kokons. Der Apfelwickler (Obstmade, Obstwickler, Tortrix [Carpocapsa] pomonana L., s. Tafel »Gartenschädlinge I«, Fig. 10), 20 mm breit, auf den Vorderflügeln bläulichgrau, dunkelbraun quergestreift, an der Spitze des Vorderrandes mit großem, schwarzem, rotgoldig schimmerndem Fleck, auf den Hinterflügeln glänzend braungrau, legt im Juni und Juli seine Eier einzeln an unreife Birnen und Äpfel; die weißen Räupchen bohren sich ein, fressen das Kerngehäuse aus und veranlassen, daß die Frucht abfällt. Ausgewachsen sind sie gelbrötlich, auf grauen Wärzchen ziemlich lang behaart, mit rotbraunem Kopf und Halsschild, lassen sich vom August bis September aus dem Obst herab, kriechen am Baum hinauf, spinnen sich hinter Rindenschuppen oder in Rissen ein und verpuppen sich im nächsten April. Als Gegenmittel empfiehlt sich Beseitigung des Fallobstes, Glätten der Stämme, Bestreichen derselben mit einem Gemisch aus Lehm und Kalk, um die Puppen zu töten, und ein Papierring mit Brumataleim (s. d.), der im Juli etwa 1 m über dem Boden angelegt wird. Der Pflaumenwickler (T. [Carpocapsa] funebrana Tr. s. Tafel »Gartenschädlinge I«, Fig. 7), 14 mm breit, auf den Vorderflügeln aschgrau, graubraun gewellt, mit großem, ovalem, aschgrauem, matt bleischimmerndem Fleck, mit einer dem Saum parallelen, schwarzen Punktreihe und licht braungrauen Hinterflügeln, lebt sehr verborgen und nur kurze Zeit, legt seine Eier im Juli einzeln an unreife Pflaumen, auch an Aprikosen; die rötliche, am Kopf schwarzbraune Raupe lebt vom Juli bis September vom Fruchtfleisch, bohrt sich dann heraus, überwintert in einem Gespinst in der Erde oder hinter der Rinde und verpuppt sich im Frühjahr. Als Gegenmittel benutzt man den etwa 0,6 m hoch im August anzulegenden Brumataleimring. Der Springwurmwickler (T. Pilleriana H., s. Tafel »Gartenschädlinge I«, Fig. 13), 18 mm breit, auf den ockergelben oder grünlich messingglänzenden Vorderflügeln mit zwei rostfarbenen Querbinden und graubraunen Hinterflügeln, legt im August an die Weinblätter je 1520 Eier, aus denen im September die Räupchen ausschlüpfen, die hinter der Rinde oder in den Rissen der Pfähle und Spaliere überwintern, im Frühjahr am zusammengesponnenen jungen Weinlaub und an den Blütenansätzen großen Schaden anrichten und sich im Juni in den Gespinsten verpuppen. Der Traubenwickler (Traubenmade, Heu-, Spinn-, Sauerwurm, Weinmotte, T. [Conchylis] ambiguella H., s. Tafel »Gartenschädlinge I«, Fig. 8), 12 mm breit, auf den Vorderflügeln ockergelb, weißfleckig mit dunkelbrauner Querbinde, auf den Hinterflügeln hell graubraun, beim Männchen mehr weißlich, legt im April ihre Eier an die Blütentrauben des Weinstockes; die Räupchen spinnen die Blütenknospen zusammen, verzehren sie und verpuppen sich im Juni hinter der Rinde, in Rissen der Pfähle oder in zusammengesponnenen Blättern am Boden. Die bald ausschlüpfenden Schmetterlinge legen ihre Eier an die jungen Beeren. Die Raupen dringen in die Beeren ein und umspinnen sie auch. Im Oktober verpuppen sie sich an denselben Stellen wie die Raupen der ersten Generation, und diese Puppen überwintern. Tiefer, schattiger gelegene Pflanzungen, auch gewisse weichere Sorten leiden besonders von dem Sauerwurm, gegen den wenig zu tun ist. Vgl. Koch, Der Heu- oder Sauerwurm und dessen Bekämpfung (Trier 1886); Goethe, Der Traubenwickler (Plakat, Berl. 1892); Lenert, Erfahrungen in der Bekämpfung des Heu- und Sauerwurms (Trier 1903); Lüstner und Seufferheld, Die Bekämpfung des Traubenwicklers (Wiesb. 1904). Weinstöcke, die in Gärten an Spalieren oder an Häusern stehen, leiden mehr durch den bekreuzten Traubenwickler (T. botrana Wiener Verz. s. Tafel »Gartenschädlinge I«, Fig. 12), mit einem bleigrauen Andreaskreuz auf den olivenbraunen Vorderflügeln, dessen Lebensweise mit der des vorigen völlig übereinstimmt. Der Rosenwickler (T. bergmanniana L.), 14 mm breit, auf den Vorderflügeln zitronengelb, rostgelb gegittert, rostbraun gesäumt, mit drei bleiglänzenden Querlinien, fliegt oft in großer Menge im Juni und Juli in Gärten. Die Raupe ist grünlich, an Kopf, Brustfüßen und Nackenschild schwarz, an der Afterklappe braun; sie lebt im April und Mai auf Rosen und frißt die Knospen. In ihrer Gesellschaft lebt das kleine Räupchen von T. (Teras) Forskaleana L. (s. Tafel »Gartenschädlinge I«, Fig. 9). Ablesen der Raupennester ist das einzige Gegenmittel. Der Eichenwickler (Grünwickler, T. viridana H., s. Tafel »Forstinsekten I«, Fig. 8), 23 mm breit, mit lebhaft hellgrünen, gelb gerandeten Vorder- und silbergrauen Hinterflügeln, fliegt im Juli und legt die überwinternden Eier einzeln an Eichenknospen. Die gelbgrüne Raupe, mit bräunlich behaarten, schwarzen Warzen, frißt die sich entwickelnden Eichenknospen an und lebt später frei an den Blättern, die sie bespinnt. Sie entlaubt bisweilen die Eichen vollständig und geht bei Nahrungsmangel auch auf Hainbuchen, Linden, Buchen, Rüstern über. Anfang Juni ist sie zur Verpuppung reif und spinnt dann noch mehr, so daß bisweilen die Fäden wie Fahnen und Fetzen herabhängen. Der Kieferntriebwickler (T. [Retinia] Bonoliana [587] W., s. Tafel »Forstinsekten I«, Fig. 7), 20,5 mm breit, auf den Vorderflügeln gelblichrot mit silberglänzenden Wellenlinien und bräunlichgrauen Hinterflügeln, fliegt im Juni in Kiefernschonungen und legt seine Eier zwischen die Knospen der Spitze. Die braune Raupe frißt diese an, überwintert und frißt viel bemerkbarer im Frühling unter dem Schutz des ausdringenden Harzes und einiger Gespinstfäden, wobei die angefressenen Triebe leicht umknicken, die zerbohrten aber absterben und abfallen. Die Raupe verpuppt sich im Juni an den jungen Trieben. Gegenmittel gibt es nicht. Der Kieferngallenwickler (T. [R.] resinella L.), von gleicher Größe wie der vorige, mit schwarzbraunen, von bleigrauen Wellenlinien durchzogenen Vorder- und sehr dunkelgrauen Hinterflügeln, legt seine Eier im Juni unter die Knospen des nächstjährigen Quirls junger Kiefern. Die Raupe dringt in den Trieb ein und erzeugt eine reichliche Harzausscheidung, die im folgenden Jahre die Größe einer halben Walnuß erreicht. Nach der zweiten Überwinterung verpuppt sich die Raupe, und bald fliegt der W. aus. Die ausgewachsene Raupe ist wachsgelb mit bräunlichrotem Kopf, Halsschild und Körperwärzchen, die je ein Borstenhaar tragen. Der Fichtennestwickler (T. [Graptolitha] comitana Wiener Verz.), 12 mm breit, mit dunkelbraunen, goldschimmernden, reichlich von silberweißen Querbinden durchzogenen Vorder- und ziemlich schmalen, spitzen, bräunlichgrauen Hinterflügeln, fliegt von Mai bis Juli, legt seine Eier einzeln an Nadeln oder Rinden besonders junger Fichten, seltener Tannen. Die Räupchen spinnen im August und September 1215 Nadeln zusammen und fressen sie aus. Die erwachsene Raupe ist hell gelblichbraun mit braunroten Rückenstreifen, grauen Wärzchen und braunschwarzem, heller geflecktem Kopf und Nackenschild. verpuppt sich im Oktober oder November unter Moos oder in die Erde. Ausförsten im Herbst erscheint als bestes Gegenmittel. Zwei kleine, dunkelgefärbte W., der Erbsenwickler (Grapholitha dorsana Fabr. und G. nebritana Fabr., s. Tafel »Landwirtschaftliche Schädlinge II«, Fig. 11 u. 12), schädigen die Erbsen. Die Larven leben im Juni und Juli in den Hülsen, fressen die jungen Erbsen an, spinnen sich dann flach unter der Erde ein und verpuppen sich im nächsten Frühjahr.