Autŏmat

[89] Autŏmat (v. gr.), 1) eigentlich was von selbst geschieht, bes. was sich von selbst bewegt; daher 2) Maschine, die sich ohne äußere Hülfe durch in derselben angebrachte Räder, Federn u. Gewichte bewegt. Eigentlich sind alle Arten Uhrwerke, Planetarien u. dgl. Maschinen A-e; doch pflegt man bes. die Kunstwerke so zunennen, bei denen eine verborgne, in Thätigkeit gesetzte Kraft die willkührlichen Bewegungen lebender Wesen nachahmt. Schon die Alten kannten A-en, wie die wandelnden Figuren des Dädalos, die Dreifüße des Hephästos, die auf Rädern u. Rollen liefen, die fliegende Taube des Archytas von Tarent u.a. Beispiele beweisen. Im Mittelalter werden dem Roger Baco, Albertus Magnus u. Regiomontanus A-en durch die Sage zugeschrieben; sichere Spuren zeigen sich aber gleich nach Erfindung der Uhren, wo z.B. Karl V. im Kloster Reiter hatte, die gegen einander rannten. Andere A-en verfertigten im 16. Jahrh. Bullmann u. Slottheim; Achilles Langenbucher aber 1610 ein musikalisches Instrument, das eine Vesper von 2000 Takten von selbst schlug. Sehr berühmt sind Vaucansons A-en, welche derselbe zuerst im J. 1738 zeigte; ein Flötenspieler, ein Clarinetbläser u. eine Ente, die sich erhob, lief, mit den Flügeln schlug, schnatterte, fraß u. das dem Schein nach Verdaute wieder von sich gab. Ähnliche befanden sich zu Zarskoje Selo bei Petersburg. Später machten die Brüder Droz aus Chaux de Fonds noch künstlichere A-en, u.a. zeichnende, schreibende, Clavier spielende Figuren. Einen schreibenden A. verfertigte auch Fried. v. Knauß in Wien 1760; der sich noch im Cabinet des Polytechnischen Instituts daselbst befindet. Die Schachmaschinen Kempelens u. Andrer sind keine A-en, da ein versteckter Mensch sie bewegte. In neuerer Zeit verdient der Trompeter von Mälzl in Wien u. ein ähnlicher von Kaufmann in Dresden Erwähnung. Kleinere A., wie singende Vögelchen u. dgl., werden noch oft von Uhrmachern in Genf, Neufchatel etc., verfertigt; 3) auch der thierische u. menschliche Körper in Rücksicht auf seine unfreiwilligen Bewegungen (automatischen Bewegungen), Blutumlauf, Verdauung u. dgl.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 89.
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