Dreschen

[331] Dreschen, das Entkörnen der Halmfrüchte. A) Der Ort, wo gedroschen wird. a) Das D. auf dem Acker geschieht entweder auf einem kreisrund od. viereckig ausgegrabenen, od. blos oberflächlich festgeschlagenen, od. mit großen groben Tüchern belegten Platze; od. auf einer beweglichen Dreschtenne. Diese ist aus 2–21/2 Zoll starken ungeschälten Fichtenstangen mittelst in Einschnitte gefügten Stücken zusammengefügt u. ruht auf zwei starken Querbalken. Unter der Tenne ist ein grobes Tuch zur Aufnahme der durchfallenden Körner ausgebreitet; unter jedem Querbalken werden ein paar feste Strohbunde gelegt; neben der Tenne befinden sich Aufsitzbreter. b) Das D. in der Scheune geschieht auf der Dreschtenne, s.u. Scheuer. B) Die Mittel, womit u. die Art u. Weise, wie gedroschen wird, sind: a) mit dem Dreschflegel; dieser besteht aus einem 3–4 Fuß langen Stiel (Handruthe) u. einem 2–21/2 Fuß langen, mehr od. weniger dicken Klöppel (Flegel); erster ist mit dem Stiel mittelst einer Lederkappe (Flegelkappe) so verbunden, daß er sich nach[331] allen Seiten bewegen läßt. Die schweren Flegel dreschen besser als die leichten. Behufs des D-s mit dem Flegel werden die Garben mit den Ährenenden an einander gelegt (Anbreiten); ist einmal herumgedroschen, so wird die Lage gewendet u. wieder gedroschen, hierauf das Stroh mit der Schüttegabel aufgeschüttelt u. aufgebunden; sind 2–3 Lagen abgedroschen, so wird das Korn ausgeharkt u. an die Seitenwand der Tenne geschoben. Das D. mit dem Flegel geschieht gewöhnlich im Accord um den 10._– 16. Scheffel; b) mit der Schüttegabel; dies sind große, sehr schwere, mit eisernen Ringen versehene Gabeln, die nicht nur viel, sondern auch rein entkörnen; c) durch Auswerfen; hierzu dient ein Bottich od. großes Faß; man faßt die Garben am unteren Ende u. schlägt die Ähren so lange auf den scharfen Rand des Bottichs, bis die geschlossen bleibende Garbe entkörnt ist. Ein Nachdreschen mit dem Flegel ist nur nöthig, wenn die Halme von sehr ungleicher Länge sind. Ein Auswerfer drischt so viel als vier Flegeldrescher; d) durch Ausreiten, nächst dem Flegeldreschen das älteste u. gebräuchlichste Entkörnerungsverfahren, wird aber jetzt nur noch auf Hafer u. Ölgewächse angewendet. Man breitet eine sehr dicke Lage Frucht auf der Tenne aus, führt Pferde od. Ochsen darauf herum, legt eine zweite u. dritte Lage Frucht auf, nimmt die untere Lage nach mehrmaligem Wenden weg u. drischt sie oben durch eine neue; e) mit Walzen, erst in neuester Zeit zum Entkörnen der Ölfrüchte angewendet; man verwendet dazu die gewöhnliche sehr schwere Ackerwalze u. wendet sie entweder auf dem Felde, od. auf dem Hofe, mit weniger Vortheil auf der Dreschtenne an; die Walze leistet eben so viel als eine mittelmäßige Dreschmaschine; f) mit Dreschrollen, dieselben sind eine Art Stachelwalzen, werden aus einem Eichen- od. Kiefernklotz von 4 Fuß Länge u. 11/2 Fuß Stärke 10–12kantig od. rund gemacht, u. von 6 zu 6 Zoll wird ein dreieckiges, 3 Zoll langes, 11/2 Zoll breites, 3 Zoll tiefes Loch auf die Mitte der Kanten eingestemmt, in welche Löcher 15 Zoll lange Zapfen von hartem Holze eingekeilt werden. Die Garben werden aufgelöst, sehr dicht neben einander aufgestellt u. ziemlich hoch aufgeschichtet; über diese Lage fährt man mit 1–2 Zugthieren u. überwalzt sie dann einige Mal, bis sie glatt niedergedrückt ist, worauf sie gewendet wird; hierauf walzt u. wendet man noch 1–2 Mal; g) mit Dreschmaschinen; diese sind erst in neuerer Zeit eingeführt, haben sich aber wegen ihrer großen Zweckmäßigkeit bald allgemein verbreitet; ihre Vortheile, namentlich dem Flegel gegenüber, sind folgende: die Dreschkosten stellen sich fast um die Hälfte niedriger; sie dreschen besser u. reiner u. liefern deßhalb einen Mehrgewinn an Körnern von durchschnittlich 1/15; sie bewirken größere Zeitersparniß, zerschlagen weniger Körner u. liefern besseres Saatgut. Diesen Vortheilen gegenüber haben die Dreschmaschinen nur einen Nachtheil, daß sie das Stroh zu sehr zerknittern, doch ist dieses nur dann als Nachtheil zu betrachten, wenn das Stroh zu Bunden, Dachschauben etc. verwendet werden soll. Die Dreschmaschine kommt in verschiedenen Constructionen vor, als Walzen-, Flegel- u. Cylinderdreschmaschine, doch sind beide erstere Systeme veraltet. Die Walzendreschmaschine besteht aus einer stehenden Welle, mit welcher 4 Zugarme u. an diesen 4 geriffelte Walzen so befestigt sind, daß sie sich um ihre Achse drehen können. Die Walzen reiben die Körner des im Kreise ausgebreiteten Getreides aus; das Entkörnen geschieht aber stets mangelhaft. Die Flegeldreschmaschine hat als Motor einen Göpel, von welchem eine Däumlingswelle bewegt wird, welche sämmtliche quer vor dem Arbeitstische angebrachten Dreschflegel hebt; durch das Niederfallen derselben wird die Frucht entkörnt. Auch dieses System befriedigt nicht. Die Cylinderdreschmaschine ist dagegen so eingerichtet, daß sich eine Dreschtrommel, deren Umfang mit Schlagleisten versehen ist, schnell um ihre Achse bewegt; zur Hälfte ist die Trommel mit einem verstellbaren gezackten Mantel umgeben, wodurch die zwischen beide Körper geführte Frucht gezwungen wird, sich so lange die Schläge der Schlagleisten gefallen zu lassen, bis sie den Mantel verlassen kann. Die Speisewalzen können der Dreschtrommel in 1 Minute 22 Cubikfuß Garben zuführen; während dieser Zeit macht die Trommel ungefähr 2000 Umdrehungen. Befinden sich nun 12 Schlagleisten an dem äußeren Umfange der Trommel, so erhält die Frucht in 1 Minute 43,200 Schläge. Früher waren die Dreschmaschinen feststehend; jetzt kommen sie nur noch transportabel vor, so daß sie an jeden beliebigen Ort hingeschafft werden können. Hinsichtlich der Bewegung unterscheidet man die Dreschmaschinen in Handdreschmaschinen, welche mit der Hand, u. in Göpeldreschmaschinen, welche durch Zugthiere, Dampf- od. Wasserkraft in Bewegung gesetzt werden; erstere eignen sich nur für den kleineren Betrieb. Viele Dreschmaschinen sind so eingerichtet, daß sie die Frucht nicht nur entkörnen, sondern gleichzeitig auch reinigen. Die ältesten Walzendreschmaschinen waren die Bayersche u. Daningersche, die ältesten Flegeldreschmaschinen die Steckersche u. Leitenbergersche, die ältesten Cylinderdreschmaschinen die Ransomesche, Beck-Meiklesche, Hofmann-Meiklesche, Seidlsche od. nordamerikanische. Neuere u. neueste vorzugsweise in Anwendung kommende Dreschmaschinen sind: die Croskillsche, Weißesche, Hensmansche, Schleißheimersche, Garrettsche, Ransomesche, Hornsbjsche, Moffittsche, Lotzsche, Duvoirsche, Waywoodsche etc. Eine gute Cylinder-Göpeldreschmaschine entkörnt täglich durchschnittlich 30 Schock Wintergetreide. – Das D. geschah zuerst mit Stöcken, dann durch Austreten von Pferden u. Ochsen. Die Alten kannten auch schon mehrere Dreschmaschinen, so die Dreschschleife od. den Dreschschlitten, mit unten gerieften od. mit Eisen beschlagenen, od. mit Steinen besetzten Kufen; die Dreschegge, mit eisernen Zinken, welche die Körner ausdrückten; der Dreschwagen, eine Erfindung der Phönizier u. bes. bei den Juden gewöhnlich, hatte mehrere niedrige Räder, deren Rand mit Zacken versehen war, od. es waren an den Speichen desselben Stöcke angebracht, die wie Dreschflegel auf die Garben schlugen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 331-332.
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