[590] Eisenwalzwerk. Zum Recken des Eisens bediente man sich früher des Hammerwerks; in neuerer Zeit wird das letztere fast nur noch zum Reinigen des gepuddelten od. gefrischten Eisens benutzt, während zum weiteren Verarbeiten des so gewonnenen [590] Schmiedeeisens das Walzwerk dient. Man unterscheidet drei Arten desselben: die Zängewalzen, Präparirwalzen u. Reckwalzen. Die erste vollendet das Auspressen der Schlacke, die zweite, wenig unterschiedene, bewirkt das weitere Auswalzen des gezängten Eisens u. die dritte das Zusammenschweißen u. Auswalzen der nach den Präpariren zerschnittenen, bündelweis zusammengelegten u. im Schweißofen erhitzten Stangen. Zängewalzen haben gewöhnlich mit ihren Zapfen eine Länge von 7 Fuß, eine Dicke von 11/2 Fuß u. ein Gewicht von 80 Centner. Sie enthalten eine Anzahl halbelliptischer Cannelirungen von abnehmender Breite, u. zwar so, daß die Cannelirungen der oberen Walze denen der unteren genau entsprechen, also mit diesen elliptische Öffnungen bilden, durch welche die Eisenstangen ähnlich wie beim Drahtziehen gereckt werden. Die glühende Eisenstange wird zunächst durch die weiteste Öffnung hindurchgewalzt, von den Arbeitern auf der entgegengesetzten Seite mit Zangen in Empfang genommen u. durch die zweite etwas engere Öffnung zurückgewalzt, worauf sie auf der ursprünglichen Seite wieder von Arbeitern gefaßt u. von Neuem durch die nächste Öffnung geführt. wird. Das Durchführen durch sämmtliche Öffnungen geht so schnell vor sich, daß die Stange noch rothglühend in die Präparirwalzen gebracht werden kann. Diese haben engere Cannelirungen, welche quadratische u. länglich viereckige Öffnungen bilden. Die ganze Procedur nimmt kaum eine Minute in Anspruch u. liefert 4 Zoll dreite u. 1/2 Zoll dicke Stäbe u. verlängert eine 3 Fuß lange Stange auf 16 Fuß. Die gewonnenen Stangen (Eisen Nr. 1) werden mittelst einer kolossalen von Dampf getriebenen Scheere in kurze, 2 bis 3 Fuß lange Stücke geschnitten, in Bündeln mit einem Bandeisen zusammengebunden, im Schweißofen zum Weißglühen gebracht u. zwischen den Reckwalzen ausgewalzt. Das dadurch erzeugte Eisen bezeichnet man mit Nr. 2. Erst die Wiederholung dieser letzten Procedur gibt dem Eisen den innigen Zusammenhalt u. die faserige Structur, welche es zur Anwendung in der Technik brauchbar macht. Es führt die Bezeichnung Nr. 3. Um noch feineres Schmiedeeisen zu gewinnen, wird auch wohl das Schweißen u. Recken zum zweiten u. dritten Male wiederholt. Je nachdem sie gebraucht werden, erhalten die Eisenstangen in den Reckwalzen eine runde, dreieckige, viereckige od. bandförmige Gestalt. Will man aus einer breiten Stange quadratische dünne Stäbe (Kraus- od. Zaineisen) zum Gebrauch für Nagelschmiede herstellen, so bringt man dieselben in das Schneidewerk. Dies besteht aus zwei Walzen, welche mit dünnen Stahlscheiben so besetzt sind, daß je eine Stahlscheibe der oberen Walze in den zwischen zwei Scheiben der unteren Walze befindlichen Zwischenraum eingreift u. umgekehrt, wodurch die Wirkung von in einander greifenden Kreisscheeren erzielt wird. Die Vortheile des Walzens bestehen hauptsächlich in der Schnelligkeit der ganzen Fabrikation, seine Nachtheile darin, daß nur in der Längenrichtung eine feste Verbindung der Eisentheile erzielt wird, während das Gefüge in der Breite sich lockerer hält, als es bei gehämmertem Eisen der Fall ist. Daher verdient das letztere in vielen Fällen, namentlich bei der Blechfabrikation, entschieden den Vorzug.