Jamaica

[731] Jamaica (spr. Dschemehkä, wie es die Briten, Schameika, wie es die Franzosen aussprechen, früher Xaymacaä u. St. Jago), 1) Große Antille, südlich von Cuba, westlich von San Domingo gelegen; 17°14' bis 18°36' nördl. Br. 60°55' bis 63°30' westl. L. (v. Ferro); 301,4 QM.; steht unter Oberhoheit der Krone von Großbritannien u. bildet ein britisches Gouvernement; Gebirge: ostwärts The blue Mountains (Gipfel bis 7500 Fuß), westwärts die Ligany; Vorgebirge: Negril-, Morant-Pedro, Portland u. North-East-Point; Thäler u. Savannen reizend u. fruchtbar; Flüsse: wohl 190 kleine Bergflüsse, worunter der Black-River, Rio grande u.a.; Seen: Riotto (salzig), Annensee; an der Küste hohe Korallenfelsen u. viele Baien, darunter Figtrea, Halfmoon. Klima tropisch, mit zwei Jahreszeiten, der heißen u. trockenen, die brennende Hitze durch die regelmäßigen Winde abgekühlt, die nasse dauert vom October bis in den April, Orkane, welche die Luft reinigen, u. Erderschütterungen sind Plage dieser Insel. Ein w. 385,000 (darunter sonst 311,000 Sklaven; dieselben sind seit 1838 emancipirt); die weißen sind meist Briten, sprechen die englische Sprache u. gehören zur Episcopalkirche, auch Mährische Brüder in sechs Missionen, Methodisten u. andere Dissenters. Viel Plantagenbau; höher als 4000 Fuß findet man europäischen Feld- u. Gartenbau; die meisten europäischen Hausthiere gedeihen. An der Spitze des Gouvernements steht ein Gouverneur mit einem hohen Rath von 12 Mitgliedern[731] (das Oberhaus); die Assembly (Unterhaus) besteht aus 45 Repräsentanten; für Rechtspflege bestehen Friedensgerichte u. ein Oberster Gerichtshof. Die Miliz macht ein Corps von 16,000 Köpfen aus; außerdem hält das Gouvernement etwa 4200 Mann, die Abgaben betrugen 1825 2,800,000 Gulden. Eintheilung in drei Grafschaften: Middlesex, Surry u. Cornwall. Hauptstadt San Jago de Vega od. Spanish Town. Zum Gouvernement. J. gehören noch die Inseln Kaimans (Groß- u. Klenkaimans, Krokodileninseln), Goat (Groß- u. Klein-goat), Grenouilles, unbewohnt, Tabarita, Serrana u. Serranillas. – J., ursprünglich Yamage od. Janahica, wurde von Colombo auf seiner zweiten Reise 1494 entdeckt u. 1509 von den Spaniern besetzt, welche sie Isla de Santiago nannten u. die Urbewohner nach u. nach vertilgten. Der erste Gouverneur war Diego Colombo, Sohn Christophs, u. dann dessen Nachkommen; als diese im Mannsstamm ausstarben, kam die Statthalterschaft durch die weibliche Nachkommenschaft Colombos an das Haus Braganza. Als dieses 1640 auf den Thron von Portugal kam, zog Spanien die Statthalterschaft ein. 1655 nahmen die Briten durch Admiral Penn u. General Venables die Insel u. nannten sie J.; bald wurde sie der Stützpunkt der britischen Macht in der dortigen Gegend u. blieb nun immer in britischem Besitz, denn der Versuch der Spanier, 1658 J. wieder zu erobern, mißglückte. Unter englischer Herrschaft mehrte sich die Bewohnerschaft, namentlich durch Einwanderungen von mißvergnügten Royalisten u. Pflanzern aus Barbadoes; aber das große Erdbeben 1692, welches der Insel in seiner ganzen Oberfläche eine andere Gestalt gab, u. die darauf wüthende Pest minderte die Einwohnerzahl wieder beträchtlich. 1842 erfolgte hier die politische Gleichstellung der Juden. 1850 wurde J. von der Cholera u. 1851 von einem Erdbeben heimgesucht. 2) Ort auf der Scherbroinsel an der Sierra Leonaküste (Guinea, Nordwestafrika) in der Nähe des gleichnamigen Vorgebirges, den Engländern gehörig. 3) Städtischer Bezirk mit Postamt (Post-township) in der Grafschaft Windham des Staates Vermont (Nordamerika); 1700 Ew. 4) Städtischer Bezirk mit Postamt in der Grafschaft Queen im Staate New York an der Jamaica Bai; 3600 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 731-732.
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