Janus [2]

[741] Janus, einer der vornehmsten römischen Götter[741] tuskischen Ursprunges, der als Sohn des Uranus u. der Hekate, nach And. des Apollo u. der Kreusa galt. Er war Gott der Eingänge u. Durchgänge; dann in zeitlicher Beziehung der Gott des Anfangs u. Beginnens im weitesten Sinne, durch dessen Macht alles einen gesegneten Anfang u. gleichsam Fortgang erhält. Er öffnete u. schloß mit seinem Schlüssel, den er trug (daher Claviger, Clusius, Patulcius) die Thüren (Janitor), that auch als Thorhüter des Himmels am Morgen die Pforten desselben auf u. verschloß sie am Abend. Als Gott des Anfangs, in Bezug auf die Zeit, wurde er jeden Morgen von den Priestern unter dem Namen Pater matutinus angerufen. In Falerii war sein Bild mit vier Gesichtern, wahrscheinlich in Bezug auf die vier Hauptregionen des Himmeis. In Rom galt er als alter König, welcher vor Saturn u. Jupiter Italien beherrschte u. die Tempel aller Götter gründete, u. bei welchem Saturn fliehend Aufnahme fand u. mit ihm das goldene Zeitalter begründete (s. Italien [Gesch.]); Gemahlinnen: Venilia, eine Meergöttin, od. seine Schwester Camese; mit einer zeugte er die Canens. Man rief ihn beim Beginn jeder wichtigen Unternehmung an, so der Consul beim Antritt seines Amtes, der Landmann mit Opfer beim Beginn der Aussaat u. der Ernte; überhaupt wurde er in jedem Gebete zuerst genannt u. bei Götterfesten erhielt er die ersten Opfer. Auch die Kriegs- u. Friedensschlüsse standen unter ihm, u. sein Tempel war nur im Frieden geschlossen (dies geschah nur unter Numa, nach dem ersten Punischen Kriege u. nach der Schlacht bei Actium). Geopfert wurden ihm die Erstlinge der Früchte; heilig waren ihm die Thüren, die Straßendurchgänge, der erste Tag u. Monat des Jahres (Januarius). Abgebildet: mit zwei Gesichtern (daher Bifrons od. Geminus genannt), sitzend auf einem Altar, in der Rechten einen Schlüssel, in der Linken einen Stab haltend. In späteren Bildern soll seine Rechte die Zahl 300, die Linke 65 dargestellt haben, also die 365 Tage des Jahres. Er hatte in Rom drei Tempel (zwei von Numa u. einen von C. Duillius) u. 12 Altäre in den 12 Regionen. Am 1. Januar wurde ihm das Januāle, ein Opfer von Wein, Früchten u. einem Kuchen von Mehl, Milch u. Honig, mit dem Bilde eines gebundenen Flußpferdes, gebracht, wobei sein Bild mit Lorbeer bekränzt wurde. Mit jenem Kuchen u. den Strenae beschenkte man sich auch gegenseitig an diesem Tage.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 741-742.
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