Kork [1]

[724] Kork, eine sehr elastische Zellgewebmasse an saftigen Früchten, bes. aber vom zweiten Jahre aa der Rinde der Bäume, wie bei der Korkeiche (Quercus suber, s. Eiche f). Zuweilen sammelt sich nämlich in den Epidermiszellen eine gelbliche, granulös schleimige Materie, welche sich allmälig so anhäuft, daß sie die äußeren, eine zusammenhängende Membran bildenden Zellenwände von den unteren losreißt u. in die Höhe hebt; zugleich bilden sich aber in der Substanz Zellen, welche sich fast ganz regelmäßig zu viereckigen Tafeln gestalten u. in zusammenhängenden Schichten u. zugleich radial anordnen. Das dadurch entstandene sehr elastische Gewebe heißt nun K.; ist es aber hart u. weniger elastisch, Borke. Die gegen 2 Zoll dicke äußere Rinde der etwa 15 Jahre alten Bäume wird von 8 zu 8 Jahren abgelöst, doch so, daß die seine, bastähnliche zweite Hülle des Baums nicht verletzt wird, sondern sich über ihr eine zweite neue erzeugen kann. Die abgeschälte Rinde wird in 4 Fuß lange Stücken getheilt, ins Wasser gelegt u. mit Steinen beschwert, damit sie breit gedrückt wird, od. erwärmt, erweicht u. platt ausgebreitet. In Portugal u. Spanien wird der K. im ersteren Falle über einem Schmauchfeuer getrocknet, wobei er dichter wird u. sich besser schneiden läßt; in Frankreich wird der K. nicht gebrannt, sondern an der Luft getrocknet; daher man die beiden Korkarten, den Schwarzen u. Weißen K., unterscheidet. Die Eigenschaft des Korkes, daß er zusammengedrückt seine vorige Form wieder anzunehmen strebt, macht ihn sehr geschickt zum Verstopfen kleiner Öffnungen, daher auch seine Hauptbestimmung ist, zu Pfropfen (Korkstöpseln) geschnitten zu werden, deren Einführung sich aus dem 15. Jahrh. herschreibt. Der K. wird hierzu in 3 Fuß langen u. breiten Tafeln von Bordeaux gebracht u. in Frankreich u. Spanien selbst, od. in Norddeutschland von Korkschneidern verarbeitet, welche die Korktafeln in Würfel schneiden u. diesen die runde Gestalt eines abgestutzten Kegels mit einem sehr scharfen Messer (Korkmesser) mit gerader, scharfer, dünner Schneide, 8–9 Zoll lang, 2 Zoll breit u. am Rücken[724] 2 Linien dick, geben, indem sie von oben nach unten schräg einschneiden u. zugleich den auf einer Erhöhung des Tisches aufliegenden K. etwas mit der linken Hand herumdrehen. An den Seiten werden die Korke oft mit Feilen od. Raspeln bearbeitet. Die Abschnitzel beim Korkschneiden werden in verschlossenen Gefäßen verkohlt u. liefern ein gutes Kohlenschwarz (Spanischschwarz). Da die K-e nicht ganz luftdicht sind, so taucht man sie zuweilen in eine Mischung von Wachs u. Talg zu gleichen Theilen u. läßt sie an starker, Feuerwärme abtrocknen. Naphthen u. flüchtige Öle mit solchen Korken verwahrt, erleiden während eines Jahres fast gar keinen Abgang, Vitriolöl greift sie nur wenig, aber Scheidewasser sehr an. Man nimmt dazu Sammetkorke, die weich sind u. wenig Gruben haben. Wegen seiner Wasserdichtheit u. seines geringen Wärmeleitungsvermögens verwendet man den K. zu Gesundheitssohlen (Korksohlen); solche wurden schon zu Plinius Zeiten von den römischen Frauen in den Schuhen getragen, um den Fuß gegen die Nässe zu schützen. Wichtig ist noch seine Anwendung zu Schwimmkleidern u. Rettungsbooten. Die Schwere des Korkes ist sehr gering u. verhält sich zum Wasser wie ll, et: 10, 00, od. auch 1, 582 : 10,000; daher sind 13636/37 Würfelzoll (= 6100 Gran, od. 12 Unzen 5 Drachmen 2 Skrupel) hinreichend, einen Menschen in Flußwasser zu tragen, wenn sie an einem Gürtel od. an ein leinenes Kamisol befestigt werden. Hieraus läßt sich leicht auf das große Tragevermögen eines am Boden u. den Seitenwänden mit 1 Fuß dick mit Korktafeln gefütterten Lootsenbootes schließen, welches deshalb selbst im heftigsten Sturme nicht untergehen kann, wenn es auch mit Menschen besetzt u. durch den Wellenschlag ganz mit Wasser gefüllt würde. Man hat vermittelst sehr scharfer Werkzeuge aus K. Nachahmungen von Denkmälern der alten Baukunst geschnitten (Korkbildnerei, Phelloplastik. Der Erfinder dieser Kunst war um 1780 August Rosa, Architekt zu Rom, dessen Arbeiten den Baurath Mey zu Erfurt veranlaßten, selbst eine solche, wozu er den Tempel zu Tivoli wählte, 1795 zu verfertigen. Sie gelang so, daß er sich ganz dieser Kunst widmete u. bes. gothische Bauwerke von K. nachbildete. Sein größtes Werk ist die Nachbildung der Ruinen des Schlosses zu Heidelberg.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 724-725.
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