Mercurius [1]

[146] Mercurius, 1) (Myth.), Gott der Kaufleute u. Diebe, s. Hermes; 2) (Zeichen Mercurius [1]), der die Sonne in geringster Entfernung umkreisende Planet. Sein Abstand von der Sonne beträgt im Mittel 0,3870938 Theile des mittleren Erdabstandes von der Sonne, od. 8,004,000 geogr. Meilen, doch die starke Excentrität seiner Bahn (0,2056178 für 1852) bewirkt, daß er sich der Sonne bis auf circa 61 Mill. Meilen nähert (Perihel) u. bis zu 10 Mill. Ml. von ihr entfernt (Aphel). Abstand von der Erde, wenn er zwischen ihr u. der Sonne steht, im Mittel 14,735 Erdhalbmesser, wenn aber die Sonne zwischen der Erde u. ihm steht, 33,349 Erdhalbmesser. Umlauf in 87 Tagen 23 Stunden 15 Minuten 46 Secunden, also in noch nicht ganz 1/4 Jahr. Die Geschwindigkeit seiner Bewegung ist (wegen seiner Nähe bei der Sonne) die größte unter allen Planeten u. beträgt 6,7 Meilen in einer Secunde, ist also etwa 11/2 mal so groß als die der Erde. Seine Achsendrehung aber, erst seit 1801 u. noch sehr unsicher durch Hardings u. Schröters Beobachtung von Flecken bekannt, beträgt 24 St. 5 Min. 5 Sec. Sternzeit, so daß also ein Tag auf den M. nur um etwa 9 Min. länger ist, als ein Erdentag. Da M. aber der kleinste aller Planeten, mit Ausnahme der Asteroiden, ist (indem er im Durchmesser, nach Bessels Bestimmungen von 1832,671 geogr. Ml., also gegen 3mal kleiner als die Erde, der Oberfläche nach gegen 8mal, dem körperlichen Gehalt nach gegen 22mal kleiner als die Erde ist), so ist seine Achsendrehung fast 3mal langsamer als die der Erde. Seine Dichtigkeit wurde nach Lagrange's gewagter Hypothese über Dichtigkeit u. Sonnenabstand als die größte unter allen Planeten, nämlich 2,6, berechnet; jedoch haben die neuen Beobachtungen über Störungen des Enckeschen Kometen die Masse nur, 10/137 (0,073) der Erdmasse u. also die Dichtigkeit 1,22 der Erddichtigkeit ergeben. Man erblickt ihn nur selten am Himmel, u. zwar nie anders als im Dämmerungslichte der Morgen- u. Abendsonne, in der Nähe derselben, indem er sich von ihr im Mittel nur bis auf 23° u. seiner starken Excentricität wegen höchstens bis auf 29° am Himmel entfernt. Am besten findet man ihn, wenn es sich trifft, daß er im März od. April seinen größten östlichen Abstand von der Sonne hat, in der Abenddämmerung, u. wenn er im September od. October westlich am weitesten von der Sonne absteht, in der Morgendämmerung. Dabei erscheint er in Ferm öhren auch in seinem vortheilhaftesten Stande nur halb, meist nur sichelförmig erleuchtet u. würde gar nicht mit bloßen Augen erkannt werden, wenn nicht seine Erleuchtung durch die Sonne, wegen seiner Nähe bei ihr, fast 6mal so stark wäre, wie das Sonnenlicht auf der Erde. Die Neigung seiner Achse gegen seine Bahn ist noch weniger sicher als die Rotationszeit bekannt; man setzt sie ungefahr 20° u. es würde demnach auf M. ein ähnlicher Wechsel der Jahreszeiten bestehen als auf der Erde, nur daß jeder nur 22 Tage dauerte. Seine Oberfläche erscheint nach Schröter in stark vergrößernden Fernröhren sehr ungleich; man berechnet, daß Gebirgshöhen auf ihm die Höhe des Chimborasso fast 3mal übertreffen; auch hat man schnell sich bildende, aber auch bald wieder verschwindende Wolkenbedeckungen auf ihm zu bemerken geglaubt. Seine Abplattung nach den Polen scheint unerheblich zu sein. Bessels sehr genaue Messungen haben keine ergeben; 3) Quecksilber, Zeichen: ☿ Mercurius depuratus, gereinigtes Quecksilber. M. dulcis, so v.w. Kalomel. M. gummosus, s.u. Quecksilbermittel. M. praecipitatus albus, flavus, per se, ruber, s.u. Quecksilber. M. saccharatus, s.u. Äthiops. M. solubĭlis Hahnemanni, s.u. Salpetersaure Salze. M. sol. moscati, so v.w. Quecksilberoxydul, s.u. Quecksilber. M. sublimatus corrosīvus, so v.w. Quecksilberchlorid, s.u. Quecksilber. M. virginĕus, gereinigtes Quecksilber. M. vitae, so v.w. Algarothpulver. M. vivus, flüssiges Quecksilber.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 146.
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